haben wohl einiges gemeinsam. Zumindest wenn man Letzterem glauben mag. Macht nichts, ich glaube ihm einfach mal, dass er diesen Artikel wirklich so meint wie er ihn geschrieben hat. Deshalb schreibe ich diesen Artikel als Antwort an ihn.
Auf die Grundlagen des Dialogs oder besser Diskurses brauche ich nicht einzugehen. Ich stimme Ihnen zu, dass im Internet einiges im Argen liegt. Aber Sie sollten das ja besser kennen als ich. Der Troll ist einfach vergleichbar dem anonymen Zwischenrufer aus der Masse einer Versammlung heraus. Und da kommt der Widerspruch. Der Troll ist keine Gefahr – man kann ihn aber dazu stilisieren. Klar, manchmal trifft der Troll den richtigen Ton und die Masse nimmt ihn auf. Im Internet nennt man das Shitstorm, im realen Leben „shit happens“.
Der Widerspruch zu Meinungsführern und Mainstream ist meiner Meinung nach, sowohl im realen als auch im digitalen Leben, leider nicht ausgeprägt genug. Das sollte aber nicht davon abhalten ihn zu artikulieren. Ehrlich Herr Tauber, wie oft widersprechen Sie öffentlich den Meinungsführern Ihrer Partei? Haben Sie im realen Leben ebensolche Angst wie im digitalen vor einem Shitstorm?
Respekt vor der Meinung eines Anderen und seiner Person zeigt sich durchaus darin wie man mit ihm umgeht aber eben auch, dass man sich mit ihm und seiner Meinung überhaupt auseinandersetzt. Da kommt aber eine Herausforderung auf uns zu. Wenn man wie Sie behaupten (ich bestreite den Fakt nicht), dass Diskussionen im Internet meist destruktiv sind, dann sollte man doch mit der konstruktiven Diskussion beginnen. Nicht nur mit Widerspruch zum Destruktionismus.
Hier kommt nun der eigentliche Grund meines Artikels zum Vorschein. Der Tweet von @buschsalat mag ja zum Nachdenken anregen. Über Diskussionskultur und Nettiquette durchaus. Das ist aber kein Grund auf diesen Zug inhaltlich in Ihrer Form aufzuspringen.
In unserem Alltag wird unsere Freiheit durch Trolle und böse Menschen im Netz weit mehr eingeschränkt, als durch die vermeintlichen Aktivitäten der Geheimdienste.
Das steht ja nun schon entgegen der Aussage in dem von Ihnen zitierten Tweet, dort ist von „gefühlt“ die Rede. Mag sein, dass es in einem öffentlichen Amt so scheint, aber ist es auch so.
Hier mal eine Frage an Sie. Die „vermeintlichen Aktivitäten der Geheimdienste“ stören Sie weniger? Wirklich?
Gehen wir mal davon aus, dass die Geheimdienste Daten über uns alle sammeln. Persönliche Daten aller Art auch die intimsten und privatesten. Diese Geheimdienste mögen Sie vielleicht nicht als Gefahr sehen aber was ist mit den Daten? Die NSA die diese Daten sammelt, nicht allein die NSA aber als Beispiel genügt sie, hat einen Edward Snowden hervorgebracht. Er hat uns nicht nur das Ausmaß der Überwachung aufgezeigt sondern auch wie unsicher die Datensammelei der Geheimdienste ist. Mit entsprechender krimineller Energie ausgestattet wäre er vielleicht zu einem der größten Erpresser der Geschichte geworden. Haben Sie Angst davor?
Oder stellen Sie sich den „Troll und bösen Menschen im Netz“ oder im realen Leben ausgestattet mit einem Zugang auf die gesammelten Daten der Geheimdienste vor. Ein Widerspruch gegen die Meinungsführer in Ihrer Partei, der dieser Troll vielleicht angehört, und es geht Ihnen wie meinem fiktiven Protagonisten.
Es ist ja nicht die Frage ob der Geheimdienst Ihnen oder mir etwas Böses will. Die Datensammelei an und für sich die dieser betreibt ist die Gefahr. So sehe ich das. Und die Datensammelei ist nicht „vermeintlich“, das werden Sie wohl selbst zugeben.
Sollten Sie jetzt allerdings sagen „Ich habe nichts zu verbergen!“, dann sind Sie entweder unehrlich gegen sich selbst, oder Sie sind unendlich langweilig. Das Letztere bezweifle ich aber.
Da Sie gern zitieren, schließe ich also auch mit einem Zitat. Wenn auch von Ovid in anderem Zusammenhang gebraucht erscheint mir „Principiis obsta“ passend zur Datensammelwut der Geheimdienste.
„Wehret den Anfängen“
Auch wenn die Anfänge schon Geschichte sind.
P.S. Wenn ich oben schreibe „Im Netz oder im realen Leben“, so ist dies ein Eingehen auf weitverbreitete Meinungen. Für mich ist das Netz ein Teil meines realen Lebens.
Lieber Thomas K.,
ganz viele Fragen. Ich versuche in der Kürze der Zeit auf möglichst viele zu antworten. Erste Frage: Haben Sie Angst zu widersprechen? Auch mal der Mehrheitsmeinung der eigenen Partei? Erste Antwort: Nein. Ich habe das mehrfach getan. Ich war gegen die Einführung von Studiengebühren in Hessen und ich habe bspw. gegen die Einführung eines Leistungsschutzrechtes in der letzten Legislaturperiode gestimmt. Geschadet hat mir das nicht. Ich schätze, es liegt immer eher daran, wie man eine abweichende Meinung vorträgt und ob man versucht, sich auf Kosten der eigenen Partei zu profilieren. Das hingegen ist nie mein Ziel gewesen.
Zweite Frage: Sie unterstellen, ich möge die Aktivitäten der Geheimdienste nicht als Gefahr sehen, wohl aber die Daten. Zweite Antwort: Ihre Einschätzung ist falsch. Natürlich habe ich dieselben Sorgen wie alle auch, wenn ich mir vorstelle, dass jemand, der dazu nicht befugt ist (weil ich ihm keine Einwilligung erteilt habe oder kein Gesetz ihn dazu ermächtigt), über meine Daten verfügt und diese im Zweifel missbräuchlich verwenden kann.
Dritte Frage: Sie meinen die Datensammelei sei selbst das Problem. Dritte Antwort: Da bin ich skeptisch, ob man das so pauschal sagen kann. An vielen Stellen sind wir darauf angewiesen, dass es genug Daten gibt, damit wir Dienste und Angebote nutzen können. Ein Beispiel: Wenn ich eine schwere chronische Erkrankung, dann braucht mein Arzt möglichst viele Daten über meinen Gesundheitszustand, um mir die optimale Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Dieselben Daten in den Händen Dritter können zu einer Gefahr werden, wenn sie bspw. öffentlich gemacht werden und dann die Frage diskutiert wird, ob jemand mit einer solchen Krankheit ein öffentliches Amt bekleiden sollte.
Ich glaube, dass das Sammeln von Daten zur Infrastruktur der digitalen Welt gehört. Der pauschale Zugriff oder gar der rechtswidrige Zugriff sicher nicht. Vielleicht finden wir ja diesen gemeinsamen Nenner. Ihr PS unterschreibe ich!
Es grüßt Tauber
Erst einmal vielen Dank an Peter Tauber.
Kleiner Widerspruch zu Ihrer Antwort (ganz kleiner stilistischer 🙂 ). Ich fragte nicht nach Angst und unterstelle auch nichts.
Meine Frage war „wie oft widersprechen Sie“und die ‚Unterstellung‘ „sie mögen die Geheimdienste nicht als Gefahr sehen“ war gefolgt von meiner Frage „aber was ist mit den Daten?“. Mag unerheblich erscheinen ist aber fast schon sinnentstellend.
Über Daten und Datensammlungen sind wir wohl nicht so weit auseinander wie es scheint. Daten entstehen überall und werden auch gesammelt.
Nun mag das medizinische Beispiel beeindruckend wirken – ist es aber nicht wirklich. Natürlich ist der Arzt auf medizinische Daten angewiesen – aber was gehen diese den Geheimdienst, das Finanzamt und Andere an?
Es geht bei der Frage der Datenverwendung doch wohl um die Zusammenführung der persönlichen Daten und deren Verwendung.
Die Zusammenführung an einer Stelle, hier schlägt wieder das NSA Beispiel auf, birgt ein hohes Missbrauchspotential.
Dagegen bin ich.
Es grüßt Thomas
Ich denke, dass das Arzt-Beispiel die Frage nach der Datensammelei unnötig emotionalisiert. Vor allem aber sehe ich ein Problem bezüglich seiner Gültigkeit: Der Arzt sammelt nur dann Daten von Patienten, wenn er sie aktiv behandelt. Er hat einen konkreten Anlass. Das ist etwas grundlegend anderes als bei der pauschalen Datensammelei, etwa durch die Geheimdienste. Ich bin nun nicht sicher, welches Sammeln von Daten Sie, Herr Tauber, meinten, als Sie es als zur „Infrastruktur der digitalen Welt“ gehörend charakterisiert haben. Meiner Meinung nach kann eine digitale Welt sehr wohl ohne massenhafte Datensammlung durch zentralisierte staatliche Überwachungsdienste existieren.
Gerade nochmal auf dem Blog von Peter Tauber einen Kommentar geschrieben.
Betreff: Diskussion und der „Drall“
Hallo Herr Tauber,
ich melde mich nochmals zu Wort.
Obwohl ich Ihnen politisch wohl eher fern stehe, habe ich mich doch ausführlich mit Ihrem Artikel beschäftigt. Meiner Meinung nach auch ohne Polemik und Vorwürfe.
Der politische Dialog muss einfach geführt werden, alles andere führt zu nichts.
Für Twitter habe ich das mal so ausgedrückt:
#Diskurs ist verwandt mit #Diskussion, nicht mit #Diskus (Wurfgerät)
und
#Es heisst #Diskurs, nicht #Diss_Kurs
Eines muss ich allerdings bei Ihrer Antwort auf meinem Blog kritisieren. Den Drall, den Sie der Diskussion geben.
Die Verwendung von „unterstellen“ und die „kleine Veränderung“ meiner Frage:
Ich: „Ehrlich Herr Tauber, wie oft widersprechen Sie öffentlich den Meinungsführern Ihrer Partei?“
Sie: „Erste Frage: Haben Sie Angst zu widersprechen? Auch mal der Mehrheitsmeinung der eigenen Partei?“
Verwendung meinerseits „Meinungsführer“, Ihrerseits „Mehrheitsmeinung“ und „Angst“ ist leider in der politischen Diskussion üblich, aber eben nicht hilfreich.
Ansonsten aber „Bleiben wir im Gespräch.“
Viele Grüße
Thomas Köhler
P.S. Dieser Komentar ist auch in meinem Blog zu lesen.