Schuldturm für Arme – Ersatzfreiheitsstrafe

In mittelalterlichen Gesellschaften wurden Menschen, die ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkamen, in den Schuldturm gesperrt um die Zahlung zu erzwingen. Aus diesem System hat sich die moderne deutsche Justiz selbstverständlich entfernt – obwohl, es gibt ja die Erzwingungshaft und die Ersatzfreiheitsstrafe. Erstere dient dazu, verschuldete Menschen zur Erklärung ihrer Zahlungsunfähigkeit zu zwingen und ist im Ordnungswidrigkeitengesetz verankert.

Den ganzen Artikel könnt ihr in der Leipziger Zeitung lesen.

Die Griechenland-Hetze

 nach dem Referendum und dessen für EU-Politiker und deutsche „Qualitätsmedien“ unerwarteten Ergebnis nimmt Formen an, die mich zum Widerspruch verpflichten.

Als erstes möchte ich daran erinnern, dass nicht das griechische Volk den Schuldenberg angehäuft hat. Diese Schulden wurden von den aktiv von den Politikern aller EU-Staaten unterstützten Vorgänger-Regierungen der heutigen Regierung gemacht. Die von den Medien kritisierten Fehlentwicklungen der Renten-, Lohn- und Steuerpolitik wurden von den Regierungen der PASOK und Nea Dimokratia verursacht, um Wahlen zu gewinnen und das Volk bei der Stange zu halten. Der „deutsche Bürger“ sollte, bevor er sich erregt, sein Wahlverhalten überdenken, besonders den Zusammenhang mit Versprechungen der gewählten Partei.

Natürlich war auch die Wahl der Syriza eine Hoffnungswahl, aber wer kann das den Griechen verdenken?

Die Wahl von Alexis Tsipras zum Regierungschef wurde mit dem Wählerauftrag verbunden, das Spardiktat der Troika zu beenden und die fiskalische und politische Souveränität Griechenlands zu erhalten.

Mit dem gestrigen Referendum (#greferendum) wurde dieser Wählerauftrag erneuert.

Die Reaktion der deutschen „Leitmedien“ ist nicht verwunderlich. Sie behaupten, dass die griechischen WählerInnen nicht wussten, worüber sie entscheiden.

Ich behaupte: Sie wussten es genau.

Am 01. November 2011, es stand schon einmal eine Volksabstimmung zur Schuldenpolitik an, habe ich das so formuliert:

Das griechische Volk muss darüber abstimmen, ob es für die Garantiezahlungen an das Finanzsystem auf seine fiskalische und staatliche Souveränität verzichtet und harte Jahre vor sich hat. Oder ob sie ihre Souveränität behalten und harte Jahre vor sich haben.

Das griechische Volk hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden, bei vollem Bewusstsein der Schwierigkeiten.

Jetzt wird gehetzt!

Nicht nur von BILD, daran haben wir uns gewöhnt, es wird auch vom SPIEGEL gehetzt. Am Artikel von Christian Rickens stört mich nicht seine Betrachtung der Folgen des Referendums, das eventuelle Ende des Euros in Griechenland, mich stört die unterstellte Dummheit der Griechen und ihrer Regierung.

Es ist absurd zu schreiben, dass er im Falle einer Ablehnung der Syriza-Politik durch das Volk jubeln würde:

Da ist ein Volk weiser als seine Führer. Da ruft ein Land: Lasst uns nicht allein mit den Polit-Hasardeuren Tsipras und Varoufakis und ihren mehr oder weniger korrupten Vorgängern.

Die korrupten Polit-Hasardeure, die den Schuldenberg anhäuften, wurden ja vom griechischen Volk abgewählt – allerdings mit der Wahl von Syriza mit Tsipras und Varoufakis!

Auch die weitere geplante Jubelrede im Falle des ihm genehmen Ergebnisses fällt in die gleiche Kategorie:

Und ich hätte geschrieben, dass die übrigen Eurostaaten diesen Hilferuf erhören und Athen endlich eine faires Angebot machen sollten, das im Kern Folgendes beinhaltet: Eine Umschuldung, die Griechenland Luft zum Atmen gibt.

Warum sollten die Eurostaaten diese Hilfe nach einem anderen Ausgang des Referendums gewähren, Herr Rickens?

Es wäre ja eine echte Hilfe – eben jene um die Tsipras und Varoufakis die ganze Zeit kämpfen.

Mein Fazit ist:

In der Eurozone können Schulden geduldet werden, solange keine demokratische sozialistische Regierung an der Macht ist!

Wenn ein Volk eine solche Regierung wählt, eine die sich nicht an die Spielregeln hält, dann ist „Schluss mit lustig“ und Schluss mit Solidarität – diese muss weg!

Wir werden sehen, wer in Spanien die Wahlen im Herbst gewinnt. Wenn es PODEMOS wird, dann wird es interessant.

Eine erste Reaktion auf die Hetze gegen Griechenland gibt es schon.

Yanis Varoufakis hat sich mit seiner Verhandlungspolitik die Betonköpfe der EU zu Gegnern gemacht, bis alle ihn als Verhandlungshindernis bezeichneten. Chapeau für ihn, seine Verhandlungspartner haben scheinbar vergessen, dass er nur die Politik seiner Regierung vertritt. In der Propaganda der Medien wurde er zum „Feind Nr.1“ aufgebaut, etwa im ZDF, wo Peter Frey kommentiert:

Mit einem Finanzminister weiterzuverhandeln, der die Retter gestern noch „Terroristen“ genannt hat, ist eine Zumutung.

Nun hat er mit seinem – nicht erzwungenen – Rücktritt allen den Wind aus den Segeln genommen. Wenn Varoufakis das Hindernis war, dann gibt es ja jetzt keinen Grund mehr nicht zu verhandeln, oder?

P.S.: Wenn Peter Frey kommentiert:

Auf die griechische Syriza könnte bald in Spanien Podemos folgen und eine rechtsnationale Präsidentin in Frankreich. Weitere Erfolge der Extremen lassen sich nur verhindern, wenn Europa nicht nur fordert, sondern durch sichtbare Investitionen und schnelle Hilfsprogramme auch Solidarität zeigt

so ist die faktische Gleichsetzung von Syriza, Podemos und Front National als Extremisten eine Unverschämtheit. Dem zweiten Teil stimme ich allerdings zu. Auch wenn ich glaube wir verstehen darunter nicht das Gleiche.

Das Geld und Heisenberg

Auf Google+ am 04.10.2011 veröffentlicht.

Alle reden vom Geld und von der Euro Krise. Ich habe mal versucht rauszufinden, wo das Geld nun eigentlich ist. Vielleicht kann mir ja jemand sagen, wo ist der Denkfehler?
Der Text ist allerdings sehr lang – es muss ihn ja keiner lesen. Und immer dran denken, ich bin kein Profi.
Das Geld und Werner Heisenberg, das ist natürlich paradox, was hat Heisenberg mit Geld zu tun. Ich bin auch weder Physiker, oder Mathematiker noch habe ich einen Abschluß in einem relevanten Fach.
Aber zur Überlegung von mir sei folgendes gesagt. Gestern Abend in der Tagesschau war ein Beitrag über den Euro-Rettungsschirm. In diesem war beschrieben, wie man mit dem vorhandenen Geld den 8fachen Betrag erzielen und somit ausreichen kann.
Nun sind ja in den letzten Wochen und Monaten viele Meldungen auf uns eingeprasselt, aus denen zu schließen ist, dass:
1. Die Staaten kein Geld, sondern Schulden haben
2. Die Banken kein Geld haben, sie brauchen es von der EZB
3. Die Fonds kein Geld haben, sie haben sich verspekuliert
4. Ich habe sowieso kein Geld (das war aber keine Meldung wert, somit ist es irrelevant).

Also habe ich mal darüber nachgedacht, wo das Geld nun eigentlich ist – wenn keiner welches hat.

Man sagt ja immer ganz trivial, dass Geld zirkulieren muss. Und da kommt nun Heisenberg und seine Unschärferelation ins Spiel.
Da wir nach dieser ja nicht erkennen können wo das Geld gerade ist wenn es zirkuliert (was es ja angeblich muss), müsste man also theoretisch das System anhalten und nachschauen.

Aber erst mal zum Versuch.
Heisenberg sagt im 2. Satz zur Unschärferelation:
Es ist nicht möglich, den Ort und den Impuls eines Quantenobjektes gleichzeitig exakt zu messen.

Wenn wir das Geld als Quantenobjekt betrachten, dann können wir also entweder sehen wo es ist, oder wohin es sich mit welcher Geschwindigkeit bewegt. Niemals beides.

Leider können wir aber das System nicht anhalten, also behelfen wir uns mit einer Hilfskonstruktion.

Wir nehmen eine Black Box (oder einen anderen geschlossenen Raum) und setzen dort Versuchspersonen als Objekte hinein. Festgelegt ist die Geldsumme, die diese haben und die Objekte, die im Sinne der Ökonomie geldwert sind. Wir betrachten vereinfacht die Zahl der Objekte und die Summe des Geldes als feststehend und nicht veränderlich. Und nun spielen wir Monopoly.

Solange der Austausch auf der normalen Basis (Spielregeln des klassischen Monopoly) funktioniert, passiert nichts. Ein Spieler gewinnt, die Summe bleibt gleich und egal ob wir den Ort oder den Impuls des Geldes bestimmen, eines von beiden ist stets eindeutig feststellbar.

Meist endet das Spiel weil einer alles hat, oder weil es langweilig wird. Und mit dieser langweiligen Variante mache ich jetzt weiter.
Aber zuvor eine Einfügung. Wenn ich das Monopoly-Spiel als volkswirtschaftliches Modell betrachte, dann hat das natürlich so seine Macken. Es ist unvollständig, es gibt kein Wachstum und keine anderen volkswirtschaftlichen Indikatoren. Das ist mir auch bewusst. Aber ich habe ein Modell. Dieses hat Spieler, eine Bank, volkswirtschaftliche Werte und Geld. Darum geht es ja.
Zur Bank. Im ursprünglichen Fall, wie hier beschrieben, verwaltet sie das vorhandene Geld, also unsere festgelegte Summe. Sie sammelt es ein und reicht es aus, sie fungiert quasi als Steuerbehörde und Bank. Das reicht in dem Fall auch. Sie hat einfach den Auftrag das Spiel zu ermöglichen.

Was nun tun, wenn das Spiel langweilig wird? Langweilig bedeutet, die Claims sind abgesteckt, Einnahmen und Ausgaben unserer Spieler halten sich in etwa die Waage, es ist nicht absehbar, dass einer gewinnt oder verliert.

Wir ändern die Spielregeln.

Die Ausgangsbedingungen bleiben gleich, aber wir schicken drei neue Spieler in unseren Raum. Diese haben nichts, wirklich nichts.
Das sagen wir den anderen aber nicht, sondern die anderen erfahren, dass diese neuen Spieler über unbegrenzte Geldmittel verfügen. Dieses Geld ist allerdings nicht als materielles Geld (Geldscheine) vorhanden. Es liegt auf Konten bei einer Bank aus einem anderen Spiel.

Die neuen Spieler fungieren nun als Kreditgeber. Das heißt, sie geben unseren Altspielern Kredite auf neu angelegten Konten. Die Höhe der Kredite und der Zins bemißt sich nach dem Besitz des jeweiligen Spielers und der mathematischen Wahrscheinlichkeit seiner Einnahmen.

Was passiert nun?
Es entsteht ein Ungleichgewicht. Der Spieler mit den billigen Straßen hat zwar eine höhere Wahrscheinlichkeit von Einnahmen, diese sind aber geringer. Also bekommt er Kredit zu schlechteren Konditionen. Ist aber erst mal uninteressant, wir wollen ja das Geld verfolgen.

Es würde ja nichts weiter passieren, wenn die sonstigen Spielregeln bleiben. Also geben wir den Markt frei. Das heißt, jeder kann die Miete für die Straßen, Bahnhöfe usw. selbst bestimmen. Und die Bank kann die Ereigniskarten, LOS-Summe und die Gefängniskaution ebenfalls frei gestalten. Das bedeutet, die Bank steigt nun auch als Spieler ein.

Nun wird es interessant, es wird nämlich umbewertet. Die Ereignisse mit der höheren Wahrscheinlichkeit sind jetzt die hochwertigen, weil man ihnen ja schlechter ausweichen kann. Wer vorher reich war, der ist jetzt benachteiligt bei der Kreditaufnahme. Die Badstrasse ist mehr wert als die Schlossallee.

Jetzt halten wir mal kurz das Spiel an und schauen nach wo das Geld (ich meine das Ausgangsgeld) ist.
Unsere neuen Spieler haben für die alten Spieler und die alte Bank Konten eröffnet, ihnen Kredite eingeräumt (ohne Geld zu haben) und die Rückzahlung in unserem Spielgeld entgegen genommen. Das Geld ist also jetzt teilweise bei den drei Spielern. Bemerkenswert ist, dass unsere Bank, die nun ebenfalls als Spieler fungiert, das Gleiche getan hat. Sie musste es, da die Einnahmen aus den mathematisch nicht vorhersehbaren Ereignissen (Ereigniskarten), trotz freier Gestaltung, die Ausgaben für das Überschreiten von LOS nicht deckten. Die Altbank hat ja laut der Spielregel den Auftrag das Spiel am Laufen zu halten.
Somit zirkuliert das gesamte „Spielgeld“ von den Altspielern und der Altbank zu den neuen Spielern und zurück. Rechnerisch besitzen unsere Altspieler sowohl Geld als auch Werte. Allerdings haben alle auch Schulden.
Bemerkenswert ist allerdings, dass die im Umlauf befindliche (ab hier nenne ich sie virtuelle) Geldsumme ein Vielfaches der eigentlichen Geldsumme beträgt.

Das Spiel läuft wieder an und den drei neuen Spielern wird es nun langweilig. Die anderen sind damit beschäftigt ihren Besitz zu wahren und zu mehren – ganz klassisch.

Wir schicken also einen neuen Spieler dazu, Ausgangsbedingung wie die drei letzten. Diesen sagen wir aber insgeheim, dass der tatsächlich Geld hat.
Er fängt nun an den drei Bankern (ich nenne sie jetzt so) die Kredite der Altspieler abzukaufen. Natürlich nicht im Block, er spricht mit jedem unter dem Siegel der Vertraulichkeit.
Er bietet ihnen nämlich an, ihm die Kredite (also Schuldtitel) zu übergeben, dafür bekommen sie von ihm ein Wertpapier mit garantierten Einnahmen. Wie können sie widerstehen, gibt es doch keinen Ärger mehr mit säumigen Zahlern.
Was sie aber nicht wissen, sie kaufen die Schuldtitel der anderen in neuer Verpackung. Wie funktioniert das? Der neue Spieler kauft die Schuldtitel etwas unter dem (hier bereits schon virtuellen) Wert, schreibt seinen Namen darauf und gibt einen etwas höheren Zinssatz.
Nun treibt er das Geld von den ersten Spielern und unserer Altbank ein.

Die umlaufende virtuelle Geldsumme erhöht sich weiter um ein Vielfaches, wenn wir das System anhalten, dann sehen wir unser ursprüngliches Geld immer noch verteilt, allerdings nun mehr als Zahlungsmittel für kleine Beträge. Der Rest funktioniert über virtuelles Geld.

Am Anfang haben wir das virtuelle Geld mit Zetteln verwaltet, der Banker hat die Summe aufgeschrieben, aber ab dieser Stufe spätestens geht das nicht mehr, wir machen es jetzt mit dem Computer.

An der Stelle breche ich den Versuch ab. Ich spiele Gott und nehme das tatsächliche Geld aus dem Spiel.

ERROR
Das Spiel läuft auch ohne Geld weiter.

Ich halte es an und schaue nach (Heisenberg) es gibt eine Menge von Impulsen, aber ich finde kein Geld.

Fazit:
Nach der gedanklichen Betrachtung des beschriebenen Experimentes ist die Existenz von Geld nicht zwingend erforderlich um ein globales Wirtschaftssystem zu betreiben.
Es gibt gar kein Geld – Wir glauben nur daran.