Organspende – Widerspruchslösung

Es sei mir verziehen, wenn nicht ist das auch nicht schlimm, ich bin eindeutig gegen die von Jens Spahn & Co. angedachte Widerspruchslösung.
Ich kann das natürlich begründen.
Zuerst der übliche Einwand: Durch diese Regelung wäre die Organspende keine Spende im Wortsinne, es entsteht vielmehr das Recht zur Organentnahme bei allen die nicht widersprochen haben. Das aber nur nebenbei.
Wir machen jetzt ein wenig science fiction (?).
Ich sehe hier eine Verkettung von zwei für mich wichtigen Neuerungen.

Widerspruchslösung
Abgesehen von dem Zwang zur Entscheidung und der Bekundung des Widerspruchs bei einer Behörde, was auch eine Änderung erschwert, entsteht eine Datenbank der Nicht-Spender – somit auch eine der potentiellen Spender. Das heißt, wer nicht in der erst genannten Datenbank steht ist ein Spender. Datenbanken mit persönlichen Daten und der Datenaustausch sind, besonders wenn sie von unseren Behörden betrieben werden, potentiell missbrauchsgefährdet.

Die Einführung von KI im Gesundheitswesen
Das mag einigen LeserInnen unverständlich erscheinen, ich erläutere das gern. Die Ausgangsbedingungen sind ja bereits vorhanden, wir haben ein profitorientiertes Gesundheitswesen. Dort wird nach Effektivitätskriterien entschieden ob z.B. eine morbide 80jährige noch ein künstliches Gelenk bekommt, oder vielleicht doch als dauerhaft bettlägerig ins Pflegeheim geschickt wird. Das bedeutet für mich, es wird eine auf Effektivität programmierte KI im Gesundheitswesen eingeführt werden. In Zukunft reden wir bei den Entscheidungssträgern nicht mehr von ÄrztInnen oder Ethik-Kommissionen, wir reden von einer „eiskalt effektiven“ KI.

Ein Beispiel
Ich komme also nach einem schweren Unfall in die Notaufnahme – es steht auf der Kippe (also 50:50) – und ich habe keinen Widerspruch eingelegt.Nach den ersten Eingaben meiner persönlichen Daten und der ersten Untersuchungsergebnisse in das Computersystem stellt die KI fest: Es ist effektiver die lebenserhaltenden Maßnahmen einzustellen und die Organe zu entnehmen und zu transplantieren.
Effektiver heißt hier: Die Klinik verdient mehr Geld mit der Organentnahme und Transplantation, als mit der Lebensrettung.
Der heroische Kampf des Teams der Notaufnahme um mein Leben findet nicht statt.
Habe ich Widerspruch eingelegt, dann gibt es für die KI keine Alternative. Die Klinik verdient nur wenn ich lebe.
Somit hätte der Widerspruch mein Leben gerettet.

Ist das undenkbar?
Nein, das ist Orientierung am Profit – das ist das Ergebnis der Privatisierung der Daseinsfürsorge.

Disclaimer: Obwohl ich es bereits angesprochen habe, nochmals der Hinweis: Ich behaupte nicht, dass ÄrztInnen ihre Pflicht verletzen werden – sie werden diese Entscheidung nicht mehr treffen dürfen. Ich beschreibe hier ein ganz normales System welches Profit generiert. Den privatisierten Teil unseres Gesundheitssystems.

Bildachweis: under CCO by geralt (bearbeitet)

Save Your Internet II

Eigentlich sollte ein Geier auf dem Buch sitzen – man nimmt was man findet…

Heute ist Demo-Tag, ich nehme selbstverständlich an der Demonstration in Leipzig teil. Entgegen meinen früher gemachten Aussagen habe ich mich auch entschieden noch mal „in den Sattel“ zu steigen. Das heißt: Ich kandidiere für die Piratenpartei bei der Wahl zum Leipziger Stadtrat im Wahlkreis 8. Zwar bin ich nicht mehr (noch nicht wieder) Mitglied der Piratenpartei, aber trotz meines Austritts habe ich mich nie von den ursprünglichen Zielen distanziert. Das ist aber ein anderes Thema.

Urheber-Rechte

Eine kurze Anmerkung zu meiner Teilnahme an der heutigen Demo. Für mich ist die europäische Richtlinie zum Urheberrechtsschutz, besonders die Artikel 11-13 (15-17), ein Angriff auf die open-source-Kultur im Internet. Sie dient weniger dem Schutz der Urheber – sie dient dem Schutz der Rechte-Verwerter. Ich möchte das an einem Beispiel erläutern, aber erst ein Hinweis zum Framing – besser der Propaganda. Die Diskussion wird oft beschränkt auf Videos, Musik und Zeitungsartikel, im Hintergrund geht es für mich aber oft um den Zugang zum Weltwissen und zur Bildung.

Rechte am Weltwissen

-s geht nicht (nur) um Wikipedia, es geht um die Branche der Wissenschaftsverlage und besonders der Schulbuchverlage. Hier wird das Recht am Weltwissen Verlagen zugestanden die damit Geld-Druckmaschinen betreiben. Dieses Wissen wurde teilweise in der Vergangenheit erarbeitet und erforscht – teilweise mit öffentlichen Geldern finanziert erforscht – es wird oft verbunden mit pädagogischen Ansätzen die ebenfalls so erarbeitet wurden, Jedes Jahr muss eine neue Generation (Jahrgang) von SchülerInnen und StudentInnen diese Bücher erwerben. Leichter kann Geld nicht verdient werden. Dieses Modell soll nun in der digitalen Welt zementiert werden – d.h. die digitalen Ausgaben sollen ebenso geschützt werden wie die analogen. Open-Source-Bildungsplattformen wird damit die Arbeit erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht.

Urheberrecht

Ich bin für das Recht der Urheber an ihrem Werk, einschließlich des Rechtes von ihrer Arbeit leben zu können – meinetwegen können sie damit auch reich werden. Daraus leitet sich für mich aber kein Recht auf Besitz von Wissen ab.

Das Recht auf Zugang zu Wissen und Bildung ist in der DNA der PIRATEN verankert – dafür stehe ich – dafür steige ich wieder in den Sattel.

Wir sehen uns heute Mittag auf dem Markt in Leipzig!

Bildnachweis: under CCO by Clker-Free-Vector-Images

Gegen die Bots! – Ein Rant

LeserInnen werden sich wundern, dass ich mich gegen Bots ausspreche. Unser Axel Voss ist ja immer gegen die Bots, die ihm seinen schönen Artikel 13 der „Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über das Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt“ kaputt machen wollen. Und jetzt schließe ich mich dem auch noch an. Das hat aber einen guten Grund.

Axel Voss hat ein viel beachtetes Interview in der VICE gegeben und dort einiges durchblicken lassen.

Ich habe das Interview mit meinen Kenntnissen über die Digitalisierung im Kundenservice – also den Einsatz von Bots in der Kundenkommunikation – angeschaut und einiges festgestellt.

Bei dem o.g. Einsatz von Bots wird am Ende, d.h. wenn der Bot keine Antwort mehr hat, an einen menschlichen Mitarbeiter weitergeleitet. Dieser ist dann ein Spezialist der die Materie beherrscht und das Kundenanliegen lösen kann.

Bei der Programmierung für Bots in der politischen Kommunikation wurde diese Stelle in der Programmierung vergessen.

Ich schließe aus dem Interview: Axel Voss ist ein Bot.

So kam es im Interview zu der peinlichen Situation, dass der AxelBot die stereotypen Antworten wiederholte und entsprechend seiner Programmierung in Schleifen (Loops) aus Worthülsen verfiel und – da der Verweis auf den menschlichen Mitarbeiter fehlte – seine programmierte technische Unkenntnis offen zur Schau stellte.

Wer programmiert nur solche Bots?

Ich denke mal, das waren die üblichen Verdächtigen, also Google, Facebook, Amazon & Co. Sie wollen hier verbergen, dass ihnen die Richtlinie die „Lizenz zum Filtern und Blockieren“ gibt.

Ein so schlecht programmierter Bot ist dabei hilfreich.

Also: Geht am 23. März 2019 auf die Straße

Gegen die Bots!

Bildnachweis: under CCO by geralt