Aktivismus und Journalismus, geht das?

Die in der ZEIT aufgeworfene Frage lässt sich wohl an einem Beispiel von gestern leicht beantworten. Allerdings nicht aus der ZEIT sondern aus der WELT. Der „Chef-Journalist“ Günther Lachmann, wobei ich Chef nicht bestreite, schreibt über den Parteitag der Piratenpartei.

Bereits der Einstieg ist aktivistisch.

…Partei, die bei der Bundestagswahl scheiterte.*

Also eine allgemeine Beschreibung aller Parteien die nicht im Parlament vertreten sind. Sollte man meinen, wenn da nicht gleich in einem der ersten Sätze die Kampfrhetorik ganz aktivistisch zuschlagen würde.

Es könnte das letzte Aufbäumen einer Partei sein, die schon bei der Bundestagswahl im vergangenen September vernichtend geschlagen schien.*

„Letztes Aufbäumen“ und „vernichtend geschlagen“ welch schöne Ausdrücke. Besonders wenn man sie im Zusammenhang mit dem Schlussabsatz sieht.

Dort zitiert er Peter Schaar:

Es reiche nicht aus, wenn die Piraten nur die richtigen Fragen stellten, … Sie müssten auch überzeugende Antworten geben. „Davon aber sind sie derzeit weit entfernt“*

Das stimmt schon, aber auch Peter Schaar meint mit überzeugenden Antworten wohl nicht unbedingt einfache Antworten.

Das folgende Zitat von Wolfgang Merkel, Direktor des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, hat ihm wohl noch besser gepasst:

…die Frage, ob die Piraten noch gebraucht würden, „wurde bei der vergangenen Bundestagswahl von 97,8 Prozent der Wähler mit Nein beantwortet“. Merkel wörtlich: „Ich schließe mich diesem überwältigenden Votum an.“*

Ehrlich, eine private Meinung eines Direktors eines Instituts interessiert mich wenig. Zumal wenn ich bedenke, dass die Große Koalition bestehend aus CDU/CSU die von 58,5 % der Wähler und SPD die von 74,3 % der Wähler nicht gewollt sind, uns regiert.**

Politischer Aktivismus eines Glenn Greenwald ist mir da weitaus lieber.

piraten-antworten

Ich hab meinen „Wahlkampfslogan“ nicht bearbeitet, der gilt auch für die Europawahl.

* Quelle:  der oben verlinkte Artikel WELT 04.01.2013

** Quelle der Zahlen: Endgültiges amtliches Ergebnis der Bundestagswahl 2013

2 Antworten auf „Aktivismus und Journalismus, geht das?“

  1. Echt interessante, äußerst gut gewählte VerbundStücke – fast ein guter Artikel könnte das werden. Also sehr lesbar.

    Aber „Auf eine Z.. m.m.“ finde ich leider soooo eklig – sorry, bin einfach mental-sensual – kannste das nicht ändern?

    VORWÄRTs zum ÄNDERN 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert