Eigentlich wollte ich ja nie (wirklich) einen Kommentar zu einem SPON-Artikel von Jakob Augstein schreiben.
Es stört mich schon der Titel der Kolumne Im Zweifel links, der ist absurd. Wäre es doch wenigstens Im Zweifel – erst mal denken.
Aber da ja nun Jens Eckleben (Partei „Die Freiheit“) schon, von seiner Warte aus, dazu geschrieben hat, lasse ich meinen Senf auch noch ab.
Der neue Artikel Moralischer Notstand – Debatte über Linksextremismus impliziert ja vom Titel her, dass es um „Linksextremismus“ geht. Weit gefehlt, es geht um Anarchismus. Anarchismus kennt aber nun nur ein Ziel, die Zerstörung der bestehenden Ordnung (Punkt aus). Ein wirkliches Ziel, eine Idee oder auch eine Vision ist ihm fremd. Da ist natürlich die Frage, wenn das links ist – warum sollte ich dann links sein?
Besonders gut gefällt mir der Teil:
„Der kommende Aufstand“, so hieß ein Manifest aus Frankreich, das seit ein paar Jahren dem linken, anarchistischen Denken neue Nahrung gibt. Es ist nicht das militaristische Denken der Rote Armee Fraktion, das voll von Selbstüberschätzung und bar jeden Mitleids war. Es ist das Denken einer verzweifelten Sehnsucht, deren Kraft in Anarchie mündet, wie wir es aus dem 1973 gedrehten Film „Themroc“ kennen. Da spielt Michel Piccoli einen Pariser Lohnempfänger, der kaputt macht, was ihn kaputt macht und sich auf den Weg in den menschlichen Urzustand begibt.
Ob nun „menschlicher Urzustand“ nach Hobbes oder „edler Wilder“ nach Rousseau, beide sind geprägt von Blut, Schweiß, Tränen und Scheisse.
Das will aber der Anarchist auch wieder nicht. Er will im Winter in seinem warmen Bett aufwachen und die „Erfolge“ seiner Tätigkeit im TV sehen.
Ergo – er weiß nicht was er will.
Und ob die brennenden Autos und die an den Gleisen liegenden Benzinflaschen die Initialzündung für einen von Jakob Augstein vorhergesagten Aufstand sind, das ist mehr als fraglich.