DIE ZEIT – NEUSTART

Ich habe den Artikel von Heinrich Wefing nun mehrmals gelesen, muss mir nachher erst mal Zigaretten holen, aber irgendwie komme ich nicht ganz klar.

Der Untertitel Recht, Macht und Demokratie: Die Politiker müssen das Netz beherrschen, sonst beherrscht das Netz die Politik, ist mir irgendwie suspekt.

Allein der Ausdruck Das Netz, in diesem Zusammenhang verwendet, drückt doch eine schon als uhl´sche zu bezeichnende Sicht auf das Problem aus. Was ist das Netz? kann doch nicht die Frage sein. Es müsste doch eher heissen Wer ist das (im) Netz? Das sind ja wohl wir, nämlich die Bürger.

Eigentlich beschreibt der Autor das ja auch, wenn er zum Beispiel schreibt Geschichte wird heute mit dem Internet gemacht.

Anders gesagt: Das Internet ist längst mehr als eine technische Infrastruktur, mit der wir arbeiten, kommunizieren und vergnügen. Das Netz besitzt eine fast radioaktive Kraft, die alles verändert – politische Institutionen, demokratische Prozesse. Die Welt, wie wir sie uns eingerichtet haben.

Ein schöner Absatz aus dem Artikel, finde ich. Natürlich ist das Netz etwas anderes als PC, Fernseher und Telefon. Es ist die Infrastruktur zur Bildung neuer Gemeinschaften, gerade im Social Media. Es ermöglicht auf neue Art den Zusammenschluss von Menschen auf den verschiedensten Gebieten.

Jetzt kommt aber die Bedrohungsanalyse, fest gemacht am Eigentum, ich sage nur illegale Downloads. Diese gipfelt in den schönen Sätzen:

Was bleibt von der friedensstiftenden Kraft des Rechts, wenn es in einem Bereich nicht mehr vollstreckt werden kann? Was bleibt dann, sehr zugespitzt gesagt, vom Staat überhaupt.

Auch hier sollte doch mal positiver herangegangen werden. Zum ersten konnte das Recht nie in allen Bereichen durchgesetzt werden. Sollte es wahrscheinlich auch nie, man denke nur an die Frage der Immunität von gewählten Politikern (diese ist natürlich in jedem Staat anders geregelt) oder an diplomatische Immunität. Zum anderen sollte die Frage ja nicht sein „Was bleibt vom Staat?“ sondern „Was entsteht für ein (neuer) Staat?.

Nun kommen weiter Ausführungen zum Geheimnisschutz, die sind im Kontext eigentlich eher uninteressant.

Aber dann:

Die Politik muss sich endlich diesem Abenteuer stellen. Sie muss technisch und intellektuell satisfaktionsfähig werden.

Wieder mal wäre wohl eine Überprüfung der Wortwahl angebracht. Der Umgang mit dem Bürger, der sich hier zufälligerweise über das Internet bemerkbar macht, ist kein Abenteuer. Er ist die normale Arbeit der Politiker.

Technisch und intellektuell sollte der Staat (auch wenn der Autor schreibt die Politik) ja wohl auf der Höhe der Zeit sein. Der Bürger im Netz hat keine besseren Computer, keine bessere Software und teilweise schlechteren Internetzugang. Der Anteil der Hochschulabsolventen im Bereich der Politik ist wohl auch höher als der im Bevölkerungsschnitt.

Ist der Politiker nun satifaktionsfähig?

Der Begriff ist natürlich nicht so klar in dem Zusammenhang, aber schauen wir in die Geschichte. Satifaktion war die Gewährung der Genugtuung für ein Unrecht durch ein Duell. Satifaktionsfähigkeit ist nun nicht eindeutig definiert, aber letztendlich läuft sie auf ein elitäres Denken hinaus. Nehmen wir also die „Minimalvariante“ (Wikipedia Duell) … sofern sie der „besseren“ Gesellschaft angehörten und bereit waren, sich deren „Comment“, d. h. ihren ungeschriebenen Verhaltensregeln, zu unterwerfen.

Also befinden wir uns wohl mit dem Staat im Duell und gehören zur besseren Gesellschaft, der sich der Staat erst noch anschließen muss.

Wenn das so bleibt, hat die Politik keine Chance die verlorene Gestaltungshoheit im Netz zurückzuerlangen.

Hatte sie diese jemals, im Netz? Und wollen wir, dass sie das Netz gestaltet?

Zum Schluss noch ein Protest gegen den Staatstrojaner (so kann man es lesen, muss man nicht).

Es geht nicht darum, sich an die Piratenpartei  ranzuwanzen.

Wenn es hier nicht um Wanzen geht, was soll der Ausdruck bedeuten?

Es geht darum, die neue Welt zu gestalten, die sich vor uns auftut.

Sieht man den nächsten (nun wirklich letzten Satz) dann ist nicht die Welt, sondern ein Abgrund gemeint.

Sonst gestaltet die Welt uns.

Dazu nur eines: Die Welt, das sind doch wohl wir.

Piraten und Überwachungs-Trojaner

Bei der ersten (na ja fast ersten) Zigarette und dem dritten Kaffee des Tages habe ich mir mal die aktuellen Nachrichten zu dem oben genannten Trojaner durchgelesen.

Was finde ich? Die Piraten haben versagt!

Ob nun bei fefe oder in verschiedenen Beiträgen bei Google+ werden sie, ich finde ziemlich massiv, für ihre Informationspolitik angegriffen.

In fefes Blog ist da zu lesen:

Liebe Piraten, wir müssen reden. So wird das nix mit der großen Politik. Erst werdet ihr rechtzeitig zum Wahlkampf mit perfektem Timing illegal von der Polizei durchsucht und nutzt es für … eine nicht mal lauwarme Pressemitteilung und sonst gar nichts.

So kann man das natürlich sehen, aber man kann es auch anders betrachten. Eben aus den genannten Gründen würden natürlich alle Angriffe der Piraten als emotional (es gibt stärkere Worte) abgetan werden. Was spricht eigentlich dagegen, dass gerade die Partei, die die anderen Parteien bei den digitalen Themen vor euch hertreiben [fefe] wollte, erst mal ruhig und vernünftig die Angelegenheit untersucht?

Auch in anderen Beiträgen, wenn zum Beispiel solche Worte wie

Dafür braucht es keine Piratenpartei. CDU und SPD äußern sich täglich ähnlich — aus dem Lager der Grünen und der FDP waren direktere Stimmen zu hören als von den Piraten.

zu hören sind, frage ich mich ganz besorgt, warum der Vergleich? Gerade der mit FDP und Grünen, die natürlich jetzt versuchen mit „Internetkompetenz und Datenschutz“ zu punkten.

Aber passieren muss natürlich etwas. Ich habe schon mehrfach betont, dass ich kein Pirat bin aber durchaus mit Sympathie die neue Partei beobachte.

Was muss passieren? Eine Auswertung und Positionierung, die einer „Internetpartei“ entspricht. Klar und hart, vor allem im Gegensatz zu den anderen sachlich richtig. Also sozusagen der finale Todesstoß für solche Entgleisungen.

Das solltet Ihr schaffen.

Wenn nicht, dann wird es eng für Euch.