Thüringen – Kalkulierte Erpressung

Die Wahl des FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich zum neuen Ministerpräsidenten von Thüringen ist für mich eine kalkulierte Erpressung der Grünen und der SPD.

Einen Schritt zurück, nachdem der „unabhängige“ Kandidat der AfD keine Mehrheit bekam und für CDU und FDP eine erneute Wahl von Bodo Ramelow drohte, entschloss sich Thomas Kemmerich in den Ring zu steigen. Schande über Mike Mohring, er wusste, dass er gewonnen hätte – die Stimmen von CDU, FDP und AfD wären ihm sicher gewesen – aber den Shitstorm wollte er nicht in Kauf nehmen. Also kam ein Stellvertreter, ich weiß nur nicht was ihn dazu bewog. Wie gesagt, das Ziel von CDU und FDP war, meiner Meinung nach, nicht mit der AfD zu koalieren – sie wollten „nur“ eine neue r2g-Regierung unter einem Ministerpräsidenten der Linken verhindern.

Was sie dafür in Kauf nahmen ist ein politisches Chaos.

Kommen wir nun zur Erpressung. Ich glaube nicht, dass CDU und FDP mit der AfD koalieren werden. Das können beide schon einem großen Teil ihrer Parteimitglieder nicht vermitteln – weder in Thüringen, geschweige denn in Deutschland. Es geht schon los, wenn Christian Lindner jetzt dazu aufruft, dass Linke, Grüne und SPD mit Kemmerich zusammenarbeiten sollen um letztendlich eine Regierungsbeteiligung der AfD zu verhindern. Das wäre einfacher gegangen – eine Haribo-Koalition mit rot/rot/grün/gelb wäre ja möglich gewesen. Diese wurde aber von der FDP abgelehnt.

Es bleibt also bei der Aussage von Kemmerich, dass er mit Linken und AfD nicht regieren will.

Somit erpresst man jetzt Grüne und SPD dazu mit CDU und FDP (in welcher Konstellation auch immer) zu koalieren.

Am Ende, denke ich, wird es auch zu einer solchen Koalition kommen, die jetzt lauten Stimmen einiger Politiker werden verstummen.

Der Schaden für die Demokratie bleibt!

Der AfD gefällt das.

Bildquelle: https://www.politik-kommunikation.de

Bayernwahl – und nun?

Was hat sich nach der Bayernwahl geändert? Entgegen allen Berichten möchte ich sagen: Es hat sich nichts geändert in der Bundesrepublik. Der Bundesregierung möchte ich zurufen: „Fangt endlich an zu regieren!“

Bayernwahl und Zahlenspiele

Nicht erst mit dem bayerischen Wahlergebnis begannen die Zahlenspiele, sie begannen lange vorher. Die Politik in Deutschland ist verkommen zum Starren auf Zahlen – kaum dass eine Wahl beendet ist. Nach der Bundestagswahl 2017, die die „Volksparteien“ grandios vergeigten, begann das Starren auf Umfragewerte für die nächsten Wahlen in den Bundesländern und sogar auf die fiktive Frage „Wenn heute Bundestagswahl wäre“. Die Reaktion auf Umfragewerte ist längst wichtiger geworden als langfristige politische Projekte. Nur so lässt sich erklären, dass eine bayerische Regionalpartei die gesamte Bundesregierung am Nasenring durch die politische Arena ziehen konnte.

Bayernwahl und Bundespolitik

Ich habe eingangs geschrieben, dass sich nichts ändert. Bayern bleibt konservativ regiert – jetzt eben voraussichtlich durch die CSU und die FW. Im Bundesrat ändert sich also nicht viel, in die Länderkammer werden also höchstens ein oder zwei Vertreter der FW einziehen – bei Entscheidungen wird durch Bayern nicht anders abstimmen als vorher. Wenn nicht Bundes- und Landespolitik ständig vermischt würden, wobei die Sonderrolle der CSU natürlich beachtet werden muss, würde sich an Personalien der Bundesregierung nichts ändern müssen. Wenn doch, dann höchstens bei der SPD, die ja in Bayern zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft ist. Die CSU regiert weiter – was geht das den Bund an?

Bayernwahl – Sieger

Die unbestrittenen Sieger der Bayernwahl, geht man von Simmenzuwächsen aus, sind die Grünen. Für den Bund ist das aber unerheblich, sieht man von der moralischen Komponente ab. Die Grünen sind in Zukunft die stärkste Oppositionspartei und sie stehen mit der SPD auf verlorenem Posten. In der Frage der Zuwanderung und der geflüchteten Menschen hat sich die CSU so weit an die fremdenfeindliche Partei angenähert, dass sich eine Oppositionsarbeit in dieser Frage mit den Stimmen dieser Parteien kaum beeinflussen lässt. Gleiches gilt für die Fragen der Netzpolitik – insbesondere der Überwachung. Trotz des grandiosen Ergebnisses wird der Einfluss der Grünen überschaubar bleiben.

Bayernwahl – Verlierer

Nicht die SPD ist Verlierer der Bayernwahl, sie hat diese vergeigt – das interessiert letztlich soviel wie das Spiel Holland gegen Deutschland. Wir alle haben verloren.

Wir haben verloren:

  • Weil diese Wahl als irgendwie wichtig für die Bundespolitik, somit für alle Bundesländer und alle Menschen, die hier leben betrachtet wird.
  • Weil der nächsten – also der Hessenwahl – die gleiche Bedeutung zugesprochen wird. Obwohl, durch diese könnte sich das Stimmenverhältnis im Bundesrat ändern.
  • Weil danach die nächste Wahl in einem Bundesland kommt – die ebenso wichtig sein wird.
  • Weil unserer Regierung nicht regiert – Sie starrt auf Umfragewerte und reagiert kurzfristig.

Wir alle haben verloren, weil nicht nur Regierung, Parteien und Politiker sondern auch WählerInnen schwarmdumm (wie Gunter Dueck das bezeichnet) auf Zahlen – hier Umfragewerte – starren.

Wir und mit uns die Demokratie, sind verloren, wenn sich das nicht ändert.

P.S. Wenn ich Änderungen sage, dann habe ich auch zwei Vorschläge:

  1. Wenn im 4-Jahres-Turnus der Bundestag gewählt wird, dann muss der Bundesrat zur Hälfte der Legislaturperiode gewählt werden. Das bedeutet: Einheitlicher Termin für alle Wahlen der Landesregierungen wäre also, nach der Bundestagswahl 2021, im Herbst 2023. Das würde den Druck zum kurzfristigen Reagieren vermindern.
  2. Abschaffung der elenden 5%-Hürde (Sperrklausel). Wer als Person oder Partei die Stimmen für einen Sitz im Parlament (egal welche Ebene) erhält, bekommt diesen Sitz. Das würde die Demokratie stärken. Ich verweise hier darauf dass bei der Bundestagswahl 2017 5% (die Übereinstimmung der Prozentzahl ist zufällig) der abgegebenen gültigen Stimmen, auf Grund der Sperrklausel, nicht berücksichtigt wurden. In Wählerstimmen sind das 2.325.343.

Bildnachweis: Unter CCO Creativ Commons by 089photoshootings

Katholikentag 2016 in Leipzig

Dr. Heiner Koch, Bischof von Dresden-Meißen, hat im Novemer 2013 die deutschen Katholiken für 2016 nach Leipzig zum 100. Katholikentag eingeladen. Dagegen ist nichts einzuwenden.

Einwände habe ich allerdings gegen die im Juni 2014 erhobene Forderung nach Beteiligung der Stadt Leipzig an den Kosten des Katholikentages mit dem Betrag von 1.000.000 Euro.

In Leipzig werden seit Jahren Gelder für kulturelle Projekte gestrichen bzw. gekürzt und das Event einer reichen Religionsgemeinschaft soll aus der klammen Stadtkasse gefördert werden? Der Betrag von einer Million Euro könnte einige Kulturprojekte am Leben erhalten.

Die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat ist, wie zu erwarten, für die finanzielle Beteiligung und lässt die Bundestagsabgeordnete Bettina Kudla Argumente vortragen. Frau Kudla vergleicht hier die Katholikentage Mannheim 2012 und Leipzig 2016 – die Grünen springen leider auf diese Argumente an.

Wenn die Zahlen von Mannheim 2012 zu Vergleichszwecken herangezogen werden, dann wird zumindest Verschleierungstaktik betrieben. 2014 fand schließlich der bisher letzte Katholikentag in Regensburg statt und für diesen liegen die Zahlen für die Finanzierung vor. Ein Vergleich der Zahlen bietet sich an. In Regensburg stellte die Stadt 1,0 Mio. Euro, der Freistaat Bayern 1,6 Mio Euro zur Verfügung. In Leipzig soll die Stadt 1,0 Mio, der Freistaat Sachsen 3,0 Mio Euro einbringen.

Die Akzeptanz des Einsatzes städtischer Mittel zur Finanzierung eines Katholikentages in Leipzig stellt sich schon aus Gründen der Religionszugehörigkeit der Leipziger Einwohner anders dar als in Regensburg. Die Regensburger Bevölkerung ist zu ca. 60% katholisch, in Leipzig sind es zwischen 4 und 5%.

Leipzig kann und darf ein kultrelles Event fördern, das steht außer Frage. Dafür sollte aber erst einmal ein Veranstaltungsprogramm vorliegen, welches auch für die Nichtchristen in Leipzig akzeptabel ist.

Die Aussage von Frau Kudla „Gerade in der Stadt der Friedlichen Revolution ist es gut, christliche Themen wieder in den Vordergrund zu rücken.“ lässt darauf schließen, dass es sich um eine missionarische Veranstaltung handelt. Für eine solche ist eine Forderung nach Beteiligung der Stadt geradezu absurd zu nennen.

Ich denke, Leipzig wird auch ohne den Zuschuss von 1.000.000 Euro den katholischen Menschen ein großartiger Gastgeber sein. Möglicherweise werden sich auch konfessionslose oder andersgläubige Leipziger an Spendenaktionen für kulturelle Veranstaltungen zum Katholikentag beteiligen. Bei meinem Einspruch gegen die Finanzierung geht es nicht gegen Menschen katholischen Glaubens, es geht mir um Widerspruch gegen die Finanzierung einer missionarischen Veranstaltung.

Wenn Menschen, ob nun katholisch oder nicht, für Menschlichkeit und Frieden eintreten, dann bin auch ich als Pirat dabei.