Tom Clancy ist tot

und SPON ist mir mit dem Nachruf zuvor gekommen. Macht nichts, mein Nachruf ist ein anderer.

Dass er Antikommunist war spielt für mich die geringere Rolle und offensichtliche Fehler im SPON Text, wie der Bezug auf „Ehrenschuld“ mit einem Drogenhändler jagenden John Clark (in dem Buch hieß er noch Kelly) der eigentlich zu „Gnadenlos“ gehört, ignoriere ich gelassen.

Ehrenschuld“ ist eher bekannt dafür, dass sich vor 9/11 ein japanischer Pilot mit seinem Flugzeug ins Kongressgebäude stürzt.

Was ist aber das Wichtigste für mich persönlich an Clancys Werk?

Wer meine früheren Artikel gelesen hat, der weiß es vielleicht. Ich habe mich ja bereits des Öfteren auf ihn bezogen.

Clancy prägte, mit Jack Ryan (Marine), John Clark (Seal), Portagee (Coast Guard), Chaves (LI) und vielen anderen seiner Helden, das heute US Serien immanente Heldenbild.

Sehen wir uns diese Serien an, dann finden wir den ehrlichen Amerikaner und Gesetzeshüter meist mit militärischem Hintergrund. Und dieser ist bevorzugt, wie bei Clancy,  beim USMC.

Aber auch das heutige Thema der Datensammlung und Verarbeitung zur Kriminalitäts- und Terrorismusbekämpfung beginnt schon in den frühen Büchern. So bei „Red Rabbit“ wo Clancy ausführlich die  Datenverarbeitungszentren der UdSSR und USA Geheimdienste behandelte. Gut, dort ging es noch um den kalten Krieg, aber das setzt sich auch nach dem von ihm übersprungenen Zerfall des Ostblocks fort.

Sein Jack Ryan, der aufrechte US Amerikaner geht nach dem Marine Corps in die Privatwirtschaft, wird reich und entschließt sich das Geldverdienen zu beenden und eine Lehrtätigkeit aufzunehmen. Als die patriotische Pflicht ihn ruft geht er zur CIA und bringt es bis zum Präsidenten. Obwohl stock konservativ holt er sich natürlich Underdogs in seine Regierung – keine Politiker, nein Praktiker. Merke: nur Konservative beherrschen das. Die Progressiven sind immer schöngeistige und natürlich feige Politiker. Hier als Beispiel eine Figur aus „Das Echo aller Furcht“, die Sicherheitsberaterin Elisabeth Elliot.

Auch in seinem Spätwerk* ließ Clancy nichts zu wünschen übrig. Da wird die Überwachung der Welt gleich in private Hände, letztendlich natürlich die von Jack Ryan, gelegt. Grund dafür ist, dass nach Ryan natürlich wieder ein Demokrat Präsident wird. Der fährt die Geheimdienste zurück, reduziert das Militär und kämpft lieber mit Drohnen.

Fazit, die Welt von Tom Clancy funktionierte nur durch konservative patriotische US Amerikaner, starke US Streitkräfte und den allwissenden Geheimdienst.

Tom Clancy fasste das Ganze nun in spannende Handlungen und hatte so viel literarisches Talent, dass die Bücher durchaus lesenswert sind.

Bedenklich ist aber, dass sie eine Botschaft transportieren.

Die Botschaft könnte man banal so formulieren:

Aufrechte und ehrliche Männer und Frauen werden beim Militär geformt.

Die USA sind der Garant für Frieden und Freiheit in der Welt.

Die Geheimdienste wollen nur das Beste für Euch.

Demokraten sind feige Schwätzer.

Trotzdem habe ich seine Bücher mit Vergnügen gelesen.

* Die weitern Bücher sind hier mit gemeint.

Ein Abgesang auf die Piraten

wird jetzt in den Medien angestimmt. Aus voller Brust und geradezu begeistert, wenn auch mit einem scheinbar bedauerndem Unterton wie in der SZ. Das war zu erwarten ist aber dennoch nicht ganz ungefährlich für uns. Ja, für uns – vgl. das post scriptum im Beitrag „Nach der Wahl“.*

Witzig ist allerdings, dass im Artikel der SZ den Piraten eben das vorgeworfen wird, was man ihnen immer ans Herz gelegt hatte. Natürlich in „bester Absicht“. Ich erspare mir hier Verlinkungen zu einzelnen Artikel, Ihr erinnert Euch alle.

Was für ein Aufschrei in den Altmedien als festgestellt wurde, dass Frauen in den Gremien der Piraten unterrepräsentiert waren. Jede Äußerung einer (Ex)Piratin zum Thema wurde genüsslich aufgearbeitet und teils sogar auf Seite 1 ausgewalzt. Die originären Inhalte der Piraten schafften es nicht dort hin.

Heut konstatiert man

„Auch habe ihr die Unterwanderung durch „Extremisten aus der Gender- und der Autonomenszene“ das Genick gebrochen.“ [1]

„Unterwanderung“ und „das Genick gebrochen“ welch schöne Kampfrhetorik.

Auch der scheinbar nebensächliche Satzteil

„… die großen Auftritte hatten Andere.“ [1]

beinhaltet zwar eine wahre Aussage, lässt aber eine Frage offen. Wie oft hat denn eben jene Zeitung den Piraten die Möglichkeit gegeben einen „großen Auftritt“ zu haben? Sieht man von oben geschilderter Berichterstattung ab.

Es wundert mich nicht wirklich, das war bereits 2012 eine meiner Thesen.

„Sie haben vor, sie haben sogar schon damit begonnen, die Medienlandschaft umzukrempeln. Die PIRATEN haben ihr eigenes Medium für die Publikation, nicht eine Zeitung, nicht einen Rundfunk- oder Fernsehsender – sie haben das Internet. Dort kann sich jeder von ihnen äußern, jeder seine eigene Meinung haben. Das ist neu! Und es ist anders und gefährlich – für eine Partei. Sie brauchen die alten Medien nicht, sie haben diese allerdings unterschätzt. Sie wollen nicht im Rundfunkrat kuscheln oder mit Verlagen schmusen. DAS kann nicht geduldet werden!“

In diesem Zusammenhang auch der letzte Auszug aus dem Artikel in der SZ. Da wird als einer der Gründe für das „Scheitern“ genannt

„In ihr tummeln sich höchst unterschiedliche Persönlichkeiten. Es gibt zahllose Flügel und Seilschaften, deren Vertreter sich teilweise in tiefster Abneigung verbunden sind.“ [1]

Also das genaue und exakte Abbild des Volkes, welches ja angeblich die „Volksparteien“ vertreten.

Das soll nun natürlich nicht bedeuten, dass die Piraten alles richtig gemacht haben. Aber man kann durchaus die Kampfrhetorik der Altmedien etwas gelassener interpretieren.

Aber natürlich steht nach wie vor die Frage nach den originären Inhalten, wie Kampf gegen die Überwachung, Netzneutralität und so weiter.

Warum hat das nicht gezogen?

Vielleicht müssen wir uns klar machen, dass wir nicht in erster Linie gegen die Geheimdienste und Regierungen kämpfen. Wir kämpfen um die Darstellung der Überwachung in den Köpfen unserer Mitbürger.

Da kämpfen wir nämlich gegen coole Typen wie Abby Sciuto, Timothy McGee, Prof. Charlie Eppes und andere. Diese haben nämlich bereits lange vor Snowden das Bild des „internetaffinen Agenten“ geprägt. Durch sie wurde die Überwachung des Internets im Dienste der Kriminalitäts- und Terrorbekämpfung banalisiert und als notwendig für den Schutz des Bürgers in die Köpfe gebracht. Dazu gibt es in den Medien auch keinen Gegenentwurf. Es gibt keinen coolen Überwachungsgegner in irgendeiner Serie. Im RL sieht das nicht viel anders aus. Ehrlich, Abby ist cooler als Chelsey.

Vielleicht wäre es wichtig den Kampf gegen die „anlasslose Totalüberwachung“** des Bürgers nicht auf die Geheimdienste zu beschränken.

Ich denke der Bürger versteht es wenn man ihm klar macht welche Bedeutung die permanente Erfassung und Verarbeitung seiner Daten, allein schon seiner Bewegungsdaten, für ihn haben kann. Ich habe es schon zwei Mal versucht, andere natürlich auch.

Als Letztes noch kurz zu dem öffentlichen Austragen von innerparteilichen Streitigkeiten. Man sollte evt besser kommunizieren, dass dies eben auch originär für die Piraten ist. Man kann eben nicht Öffentlichkeit fordern und Streitigkeiten verbergen. Das machen die Anderen schon zur Genüge. „Gestritten“ wird dann nur noch über vorher festgelegte „Streitpunkte“ wie die Maut für Ausländer. Glaubt wirklich jemand, dass Seehofer die Merkel damit überrascht hat? Die „Lösung“ ist wahrscheinlich bereits vorbereitet und muss nur noch veröffentlicht werden.

Am besten an dem Artikel gefällt mir aber der (Trug)Schluss am Ende

„Nun, die Positionen der Grünen zu Netzpolitik, Überwachung und digitalem Wandel sind denen der Piraten recht ähnlich. Wozu also noch die Piraten? Die Antwort auf diese Frage könnte ihnen ziemlich wehtun.“ [1]

Ähnliche Positionen zu einem Thema bei den Grünen wären das Problem. Werden nicht gerade die Grünen ebenfalls „heruntergeschrieben“ von den Medien.

Da setze ich eben noch einen drauf

Wer wählt eine Verbotspolitik für alles Mögliche um Datenschutz zu bekommen?

Sorry Grüne, aber das musste raus, die SZ hat mich herausgefordert.

[1] Zukunft der Piraten by Hannah Beitzer http://www.sueddeutsche.de/politik/zukunft-der-piratenpartei-sie-sind-viele-sie-sind-marginal-1.1782333

*Ich habs getan.

** Ich mag diesen Terminus eigentlich nicht, er erschien mir aber „griffig“.