Nach der Wahl

habe ich mich bei Sebastian Nerz und Sebastian Harmel bedankt für ihren Einsatz. Ihren Einsatz für meine Rechte. Der Dank war natürlich symbolisch an die Beiden gerichtet, gilt aber allen die sich in den letzten Monaten um unsere Belange gekümmert haben.

Jetzt, als fairer Verlierer, Gratulation an die CDU zum Wahlsieg.

Nun kommen Wochen der Analysen und Selbstzerfleischung auf uns zu.

Warum eigentlich?

Klar haben wir mehr Prozente erwartet. An über 5% hatte ich immer meine Zweifel.

Das liegt aber nicht etwa an den dummen und uninteressierten Bürgern, dem Wahlvieh welches seine Stimmen, wenn überhaupt, sowieso den Falschen gibt.

Das Wahlvieh gibt es nämlich nicht. Das ist nur eine Ausrede dafür, dass man den Bürger nicht erreicht hat. Hab schon mal darüber geschrieben.

Was ist schief gelaufen?

Als Erstes, bitte nicht den Boulevardvergleich mit der AfD. Das waren ja nun Stimmen die ziemlich eindeutig aus dem Wählerpool der FDP und CDU kamen. Die AfD ist keine Partei mit einem neu zu erschließenden Wählerpotential, sie fischt am Rande. Ihr haben die Wahlprognosen wohl eher geschadet. Ich behaupte „Hätte es die AfD nicht gegeben, dann wäre die FDP wieder im Bundestag.“

Da kommt nun die Piratenpartei daher, mit ebendiesem – einem neu zu erschließenden Wählerpotential.

Natürlich gibt es aus der Stammwählerschaft der Altparteien und der Wechselwählerschaft immer etwas zu holen. Aber der Neu- und Nichtwähler bietet das größte Potential.

Hier liegt aber auch das größte Risiko. Wie erreiche ich denn diese Zielgruppen?

„Copy & paste“ geht nicht, die wollen ja eben nicht eine Partei wie jede andere. Keine Partei die „geschlossen auftritt“, nachdem sie im Geheimen ihre Ziele ausgekungelt hat.

Die wollen auch keine neue linke Partei, auf der Seite des Spektrums ist neben Gysi verdammt wenig Platz. Und auf dem sitzt schon Sahra Wagenknecht.

Wo also positionieren?

Demokratie, Öffentlichkeit, Menschlichkeit, Freiheit … das sind und waren Kernthemen. Warum nur konnte man den Bürger nicht erreichen?

Demokratie in der Öffentlichkeit und Freiheit der Diskussion wurden als Streit und Chaos abgetan. Hier gibt es wohl Nachholebedarf in der Kommunikation.

Na ehrlich, mit der Menschlichkeit hat es schon manchmal gehapert.

Also wohl keine komplette Richtungsänderung hoffe ich.

Eher wohl eine bessere Kommunikation.

Streit, besser gesagt Diskussion, muss sein. „Richtige Antworten brauchen öffentliche Diskussion!“ – man kann und muss sich auch streiten. Das gehört dazu.

Eine Chance gibt es meiner Meinung nach nur mit diesem Ansatz.

Es braucht niemand eine neue „alte“ Partei.

P.S. Die Wahl ist vorbei – verloren. Ich werde wohl demnächst den Aufnahmeantrag bei den Piraten abgeben. 

Wahlkampfsplitter

Da war ich doch gestern in der Leipziger City unterwegs um mal endlich meinen Kandidaten zu sehen. Auffällig war eine andere Partei mit drei Buchstaben, deren Wahlhelfer sich vor dem Stand der Piraten herumdrückten und den interessierten, auch den uninteressierten, Menschen erzählten „Stimmen für die Piraten sind verloren. Wählen Sie lieber uns, wir kommen in den Bundestag.“

Mahl ehrlich, Ihr jungen und alten Naiven, habt Ihr es nicht gemerkt?

Eure Chefs schon.

Umfragewerte sind ein zweischneidiges Schwert.

Sie mobilisieren die Wähler, die Ihr haben wollt. Aber für die Anderen.

Ihr fischt am rechten Rand der CDU und FDP, sozusagen als gesamtdeutsche CSU.

Dann diese Umfragewerte. Da wird doch der CDU-Wähler, der sich bis vor 14 Tagen in der Hängematte einer komfortablen Mehrheit ausruhte, so richtig wach.

Und er wählt – aber nicht Euch!

Deshalb versucht Ihr also Stimmen aus anderen, völlig anderen Lagern abzuziehen. Mit dem Dreh „Wir brauchen wieder mal neuen Wind im Bundestag!“

Das ist mehr als naiv.

Ich habe es einem von Euch erklärt.

Er hat geschluckt. Sein Chef hatte es ihm so nicht gesagt.

Also bis heute Abend.

 

a) durchfeiern – wählen – pennen

oder

d) durchfeiern – wählen – feiern

durchfeiern

oder vielleicht doch mal

c) Oma und Opa besuchen – durchfeiern – wählen – a oder b?

Mal ehrlich, Ihr würdet Euch wundern wie Oma und Opa eventuell zu Eurem Entschluss Piraten zu wählen stehen.

Verstehen die nicht!

Wirklich? Das sind doch teilweise, im Westen, die Leute von der APO, die 68er oder ersten aus der Umwelt- und Friedensbewegung. Die wollten doch mal was ändern und sind jetzt desillusioniert weil es nicht geklappt hat.

Meint Ihr, die verstehen Euch nicht?

Im Osten sind das die, die 1989 mitgemacht haben. Vielleicht auch die, die in Parteiversammlungen diskutiert haben – immer hart an der Grenze – und sich geärgert haben, dass das keine Auswirkungen in der großen Politik hatte.

Meint Ihr, die haben kein Verständnis für Euch?

Vielleicht sehen die in Euch auch ihre eigene Jugend wieder.

Kann sein, sie sind sogar ein Wenig stolz auf Euch.

Es kann sogar passieren, dass sie noch einen Versuch wagen etwas zu ändern.

Dann habt Ihr sie erwischt.

Gebt ihnen einen Grund so zu wählen wie Ihr. Ihr habt doch Gründe, oder?

Oma und Opa sind nicht doof, vielleicht haben sie kein Internet. Sie lesen Zeitungen, hören Radio und sehen TV. Da gibt es keine Piraten. Erinnert sie daran, dass es dort lange auch keine APO, keine Grünen und schon gar keine Opposition in der DDR gab.

Ob es Sinn hat weiß ich nicht.

Aber versuchen könnt Ihr es doch, oder?

Heute Abend ist die letzte Möglichkeit – für dieses Mal.