Öttinger und der Sexismusvorwurf

Ich habe mit großem Interesse und noch größerem Unverständnis die Diskussion um die Aussage unseres EU-Kommissars für „digitale Wirtschaft und Gesellschaft“ verfolgt. Es ging um seine Aussage zu den Nacktbildern prominenter Menschen, die ohne Willen der Betroffenen veröffentlicht wurden. Sie lautete:

„Wer so blöd ist, und als Promi ein Nacktfoto von sich selbst macht und ins Netz stellt, hat doch nicht von uns zu erwarten, dass wir ihn schützen! Also, vor Dummheit kann man die Menschen auch nicht – oder nur eingeschränkt – bewahren.“

Julia Reda, EU-Parlamentarierin der Piraten, bringt es auf den Punkt, sie wirft Öttinger Sexismus vor. Ich gehe hier nicht auf die Vorwürfe und die Diskussion ein, wer will kann das selbst nachlesen.

Sexismus ist ein harter Vorwurf, er trifft m. E. nach nicht den Kern der Sache.

Klar hat es etwas mit Sex zu tun, aber nur am Rande. Mit dem Aufreger stellt Öttinger die Weichen für die zukünftige Ausübung seines Amtes. Diese wird dann wohl wie folgt klingen:

„Wer so blöd ist, Daten ins Netz zu stellen oder überhaupt das Internet zu nutzen, hat doch nicht von uns zu erwarten, dass wir ihn schützen! Also, vor Dummheit kann man die Menschen auch nicht – oder nur eingeschränkt – bewahren.“

Die Aussage ist dann nicht sexistisch, wird sie dadurch besser?

Wenn der EU-Kommissars für „digitale Wirtschaft und Gesellschaft“ so denkt, dann kann ich nur sagen:

„Günther, mir graut vor Dir!“

P.S. Ich bin mit Günther Öttinger nicht per Du, aber ein Sie in dem Ausspruch zu verwenden geht nicht.

2 Antworten auf „Öttinger und der Sexismusvorwurf“

  1. Der Oettinger hat – wieder einmal – bewiesen, dass er über Sachen schwätzt, von dem er ganz offensichtlich genau Null Ahnung hat. Wenn der „Kommissar für’s Digitale“ wird, dann gute Nacht. Aber das ist keine Überraschung. Auch aus dieser Personalie kann man wieder mal ableiten, wie wichtig der Bundesregierung das Digitale Zeitalter wirklich ist – „Digitale Agenda“ my ass.

    Für die Bewertung des Spruchs allerdings ist die Planlosigkeit des designierten Kommissars unwesentlich. Hier haben Unbekannte gezielt die iCloud-Konten weiblicher, als „attraktiv“ wahrgenommener, sog. „Promis“ angegriffen. Das sexistische Motiv ist dabei offensichtlich. Das hat übrigens überhaupt nichts damit zu tun ob es da um Sex geht, sondern alleine damit, ob Menschen unter Bezugnahme auf ihr Geschlecht diskriminiert werden. Das ist der Fall und wer das verharmlost, macht sich gemein mit den Tätern. Ob absichtlich, aus Blödheit oder warum auch immer…

    1. Ich bestreite ja nicht, dass es sich um den von Dir geschilderten Sexismus handelt. Öttingers Auslassungen sind allerdings zwar sexistisch (weil es sich um prominente Frauen handelt), es ist aber fraglich ob sie anders ausgefallen wäre wenn das Geschlechterverhältnis ausgeglichen gewesen wäre. Dann wäre es immer noch sexistisch, allerdings als Bloßstellung im Wortsinne.
      In meinem Artikel streite ich das nicht ab, ich werte aber die Aussage Öttingers aus einer anderen Sicht.
      Mich stört, dass er bei der Bewerbung absolute Unwissenheit und Planlosigkeit für seinen zukünftigen Job zeigt.
      Ich erinnere Dich an die Diskussionen um Datenschutz und Privatsphäre – Du kennst meine Ansicht.
      Angemessen wäre eine Verurteilung der Angriffe gewesen und die Forderung nach Sicherheit der Cloud.
      Geht aber nicht, das FBI, die CIA und wohl auch BND wollen ja den Datenzugriff, da darf die Cloud nicht zu sicher sein.

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