Bundestagswahl 2017 – Ohne Piraten – Ich hab nichts zu verbergen

Ostern 2019, die Europawahl und Kommunalwahlen stehen bevor. Ich habe den alten Artikel etwas „aufgehübscht“. Die „Zukunft“ die im Artikel beschrieben wurde ist da, wir haben jetzt Artikel 13, TERREG und ähnliches. Nur mal für alle die meinen, dass wir Piraten übertreiben.

Leipzig, 29.08.2017

 Liebe Oma,

da hättest Du mich doch bald angesteckt mit Deiner Paranoia. Weißt Du noch als wir uns über die BTW 2013 unterhielten und du meinen Einsatz für die CDU kritisiertest. Ich kann nicht verstehen, dass eine ehemals intelligente Frau sich mit den Piraten identifizierte. Ja, ja die beginnende Demenz.  Aber was solls, die sind weg und mit ihnen der Aufschrei um Privatsphäre. Die schützen wir nämlich jetzt.

Besuchen kann ich Dich zur Zeit leider nicht. Ich habe nämlich ziemlichen Stress.

Vielleicht erinnerst Du dich, dass vor einigen Wochen diese Drogenküche neben Deinem Altenheim hochgenommen wurde. Vor drei Tagen bekam ich nun Besuch von der Polizei, ich dachte die wollten mich als Zeugen. Aber irgendwie gab es da ein Missverständnis. Die waren der Meinung, dass ich dazu gehörte und es fiel schwer sie davon zu überzeugen, dass ich nur Dich besucht hatte. Was ich überhaupt nicht verstehe ist, dass irgendwann die Frage auftauchte „Warum haben Sie dann immer Ihr Handy ausgeschaltet, wenn Sie dort waren?“. Na die Bullen sind halt nicht so helle.

Auch das Problem mit meiner „Erkrankung“ wird sich schnell klären. Meine Besuche beim Psychiater und die angeforderten Informationen über Demenz hängen natürlich mit Dir zusammen. Da muss wohl irgendjemand mich vor der Praxis gesehen haben und wahrscheinlich hatte ich eine der Broschüren mal im Wahlbüro liegen lassen. Peinlich ist es nur, dass ich mich da vor dem Ortsvorstand rechtfertigen musste. Ist gerade nochmal gut gegangen. Aber jemand will mir wohl ans Leder, denn meine Krankenkasse hat mich zu einem Gutachter geschickt.

Ist ja nur gut, dass meine Frau zu mir stand, als mein abnormes Sexualverhalten (hihi) zur Sprache kam. Der J., du weißt schon, dieser kleine W…ser hat das wohl ins Spiel gebracht. Streitet er natürlich ab. Wir hatten zusammen ein Schwulenvideo gekauft, allerdings mit meiner Karte bezahlt. Das hatten wir dann Schorsch in den Schrank gelegt um ihn zu ärgern. Ich weiß nicht mehr was damit passierte, hab nie wieder was davon gehört. Ich denke mal der J. hat das ins Spiel gebracht, weil er neidisch ist. Er ist nur Platz 3 auf der Liste und ich war Platz 1.

Ja ich war. Ich kann ja verstehen, dass ich von der Liste musste so lange die „Vorwürfe“ nicht aus der Welt sind.

Aber ich vertraue auf unser Rechtssystem, das des Staates und das meiner Partei.

Ich habe nichts zu verbergen.

Ich habe ja nichts getan.

Ich kämpfe weiter für unseren Wahlsieg.

Liebe Grüße

Dein Enkel.

P.S. Da dieser Brief aus der Zukunft zu mir kam, kann ich natürlich nicht sagen was aus dem hoffnungsvollen CDU-Kandidaten wurde.

Bildnachweis: under CCO by geralt

Weniger Autos in Leipzig – Die Grünen

Es ist Wahlkampf und DIE GRÜNEN schlagen so richtig zu. Erst der Veggieday und nun für Leipzig die Forderung nach weniger Autos.

Also liebe Grüne, ich bin da ganz bei Euch, mit den Autos.

Weniger aus Umweltgründen, es sei mir verziehen aber ich kenne noch ein Leipzig in dem die Umwelt weit mehr belastet war. Nein, es geht mir um die Frage der Ästhetik (!) und der Ruhe.

Erfreulich waren die Forderungen nach dem Preisstopp für den ÖPNV und nach intakten Fuß- und Radwegen.

Aber das Alles greift m.E. nach zu kurz.

Die grundlegende Frage müsste doch sein „Warum tut sich der Leipziger das an?“

Im Stau stehen, Parkplatzsuche, Parkplatzgebühren usw.

Also mal eine zielgruppenorientierte Analyse machen. Nicht wild auf die Autofahrer einschlagen.

Der  ÖPNV in Leipzig

Für mich ist dieser ein Relikt aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, zumindest die heutige Form. In Leipzig fahren Bahnen und Busse, bis auf geringe Ausnahmen, Strecken die in ebenjener Zeit festgelegt wurden. Grund war die Arbeiter aus den Wohngegenden in die Industriegebiete zu bringen. Heute hat sich aber die Struktur geändert. Industriegebiete, z.B. Leipzig-Plagwitz, sind Wohngebiete und die Leute die dort wohnen müssen Strecken fahren, an die die Organisatoren des ÖPNV aus den 20er Jahren nicht gedacht haben. Das bedeutet mehrfaches Umsteigen und somit lange Fahrzeiten.

Auch die Fahrplanstruktur ist aus dieser Zeit. Alle wollen Service, Einkaufen bis 22.00 Uhr, Hotlines die rund um die Uhr besetzt sind und feiern bis der Arzt kommt.  Das aber 7 Tage die Woche. Die Verkäuferin, der Mitarbeiter im Call-Center, Kellner, Koch und Andere, aber auch der Feiernde kommen somit in den Nachtfahrplan. Da ist Schluss mit Lustig. Da hilft auch kein geringerer Preis. Da fährt man, so man kann mit dem Auto.

Es geht hier auch nicht um die Verweigerung des Radfahrens, viele tun es und viele können es nicht.

Aber der Preis des ÖPNV, ich gebe Euch Recht – er ist eine Zumutung. Gut, ich habe Fahrrad und Monatskarte, aber was ist mit dem Gelegenheitsfahrer oder Besucher unserer Stadt?

Will eine 4köpfige Familie, die über Markkleeberg anreist, in die City dann kostet die Tages-Familienkarte 17,50 €. Da kann man auch durchfahren und ins Parkhaus. Rechnerisch vielleicht grenzwertig, aber ich muss ja in Markkleeberg einen Parkplatz suchen. Warum gibt es keinen bewachten Parkplatz, gekoppelt mit der Tageskarte?

Das Einkaufen per ÖPNV ist auch so eine Sache. „Tante Emma“ ist tot, das wird sich auch nicht ändern. Man hat ja immerhin schon wieder Supermärkte in Wohngegenden gebaut – ein Anfang. Aber was ist mit dem ÖPNV? Beispiel „Kaufland“ Georg-Schumann-Str., dort fährt die Bahn – vorbei. Gut, nur 200m, aber dann eine Fußgängerampel am „falschen“ Ende der Haltestelle, oder ein „wilder Übergang“ am richtigen Ende. Ein schmaler Fußweg, in grauenhaftem Zustand, mit einer weiteren Überquerung einer Straße, die nur bedingt tauglich ist um einen „Hawazuzie“* zu benutzen. Und wenn man Pech hat, kommt als Nächstes die Straßenbahn mit Hocheinstieg. Ach, ich vergaß, wenn man in die falsche Richtung will, dann sind es 100m mehr und es sind 3 Straßen zu überqueren. Vielleicht würde doch der Eine oder Andere mehr mit der Bahn hinfahren, wenn die Haltestelle davor wäre. Natürlich nur, wenn auch von der Zielhaltestelle bis zum Haus ein „unfallfrei zu begehender“ Fußweg wäre. Aber da sind wir ja beieinander.

Dies nur mal als Beispiele für die Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV. Natürlich gehören auf einigen Strecken kürzere Zugfolgen dazu. Aber auch die Ausstattungen von Bahnen und Bussen ist ein Problem. Wenn bei beim heutigen „Design“ noch mehr Leute mit Taschen und „Lastenträgern“* dazu kämen, dann wäre „Schicht im Schacht“.

Wie gesagt, ich fahre Fahrrad oder ÖPNV, nicht aus ideologischen Gründen oder Begeisterung. Aber ich bin 30 Jahre lang alles mit dem Auto gefahren, aus den o.g. Gründen und kann jeden verstehen der das tut.

Ein kleiner Einwurf noch zur anfangs erwähnten Ästhetik. Mich stören die voll gestellten Straße und die Blechlawinen – es ist unschön.

Hier hilft aber kein Lärm- und Luftreinhalteplan. Anwohnerparken, Schaffung von Parkflächen für Anwohner wäre ein erster Schritt. Gekoppelt mit echter Attraktivität des ÖPNV würde vielleicht auch der Eine oder Andere zumindest auf den Zweitwagen verzichten.

* Hawazuzie und Lastenträger, damit sind Einkaufswagen gemeint, natürlich nicht die vom Supermarkt.

Leipzig – Franz Dominic Grassi

Ein Beispiel für den Bürgersinn und den Einfluss Leipziger Bürger für die Entwicklung der Stadt Leipzig.

Am 14. November 1880 verstarb in Leipzig der Kaufmann Franz Dominic Grassi. Wenige Stunden, nachdem er mit

seltener Feierlichkeit auf dem alten Johannisfriedhof im Familienbegräbnis beigesetzt

worden war, ließ Leipzigs Oberbürgermeister Otto Georgi die Stadträte auf das Rathaus bestellen. Er teilte ihnen mit,

dass Herr Grassi die Stadt zur Universalerbin eingesetzt habe. Es seien zwar Legate im Betrag von 1.150.000 Mark im Testament ausgesetzt, den übrigen Nachlass solle aber die Stadt erhalten. Der Umfang des Vermögens lasse sich noch nicht genau übersehen, es werde wahrscheinlich ein Betrag von gegen 1.150.000 Mark sein.

Zehn Tage später hatte man sich Klarheit verschafft: Das Grassische Vermögen umfasste gegen 3,3 Millionen Mark, davon fielen 2,3 Millionen Mark an die Stadt. Bereits eine Woche nach Grassis Tod notierte der Protokollant der Ratssitzung:

Man beschließt die Erbauung eines Museum Grassi zur Aufnahme des Völkermuseums und des Kunstgewerbemuseums mit Majorität.

Franz Dominic Grassi wurde am 7. Mai 1801 in Leipzig geboren. Seine Familie stammte aus Lucca, in der Toskana und wanderte Mitte des 18. Jahrhunderts nach Deutschland ein.

Dem finanziellen Nachlass des Franz Dominic Grassi, und dem Entscheid des Leipziger Rates verdankt Leipzig das Gebäude der Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz (Königsplatz), welches als erstes Grassimuseum gebaut wurde. Der Bau entstand ab 1891, Architekt was Hugo Licht und das Museum wurde am 5. Februar 1896 in Anwesenheit des sächsischen Königspaares König Albert und Königin Carola eröffnet. Nach dem Bau des Neuen Grassimuseumsam Johannisplatz (1925), diente das alte Museum bis 1945 als Textil-Messehaus. Nach dem Wiederaufbau wurde es ab 1951 als Verwaltungsgebäude genutzt und seit 1991 als Leipziger Stadtbibliothek.

Grassi-Museum, Entwurf v. Hugo Licht

Besucher von Leipzig müssen sich aber bis 2012 gedulden, das Gebäude wird saniert.

Ein kleiner Auszug aus den Legaten des Testamentes von Franz Dominic Grassi zeigt, dass er nicht nur die Stadt Leipzig, seine Verwandten und Freunde bedachte.

So bekamen je 5.000 Taler:

– die Leipziger Armenanstalt

– die Heilanstalt für arme Augenkranke zu Leipzig

– die Taubstummenanstalt zu Leipzig

– die Stiftung zur Beköstigung Studierender außerhalb des Convictes

– der Unterstützungsverein der Handlungsgehilfen zu Leipzig

– der Pensionsfonds des Leipziger Stadttheaters

– der Leipziger Kunstverein für Gemäldeankauf für das städtische Museum

– die Gesellschaft Erholung zu Leipzig und

– Max Meyer, Bankhaus Meyer & Co., zur Weiterreichung an das Personal.

Quelle: Die Leipziger Stadtbibliothek, SAX-Verlag, ISBN 3-934544-14-2, Herausgeber: Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister, Amt Leipziger Bibliotheken und der Verein zur Förderung der Leipziger Stadtbibliothek e.V.