Privat, Privatsphäre, post privacy

Wenn man diese Begriffe hört oder liest dann muss man sich doch fragen was sie eigentlich bedeuten. Anfangs mal eine Betrachtung zu den üblichen Thesen von Internet und Privatsphäre. Sozusagen ein technischer Teil.

Auslöser für diesen und die folgenden Artikel war unter anderem ein virtuelles Gespräch mit Martin Lindner über einen Artikel der das Thema behandelt. Es stellte sich uns die Frage was wir eigentlich unter privat und Privatsphäre verstehen. Eine Antwort gab es natürlich nicht, dafür ist das Problem zu komplex.

Ich möchte an dieser Stelle meine eigene Meinung äußern, andere Meinungen sind natürlich willkommen und erwünscht. Das Thema wurde nämlich meines Erachtens nach bisher vom Schwanz her aufgezäumt. Die meisten beschäftigen sich ja mit dem Schutz oder der Negierung der Privatsphäre ohne zu äußern was sie darunter verstehen.

Von meinen vorherigen Artikeln zum Thema ausgehend möchte ich noch mal auf meine Ansätze hinweisen.

Der erste Ansatz ist:

„Privat ist das, was ich nicht öffentlich machen will, nicht das was man nicht öffentlich machen kann.“

Warum sehe ich das als wichtig an?

Ich meine, dass es nicht an der technischen Entwicklung liegen darf welche Informationen über mich bekannt werden. Banal gesagt wäre es die gleiche Begründung wenn ein Einbruch in eine Wohnung nicht mehr bestraft wird weil die Entwicklung der Öffnungswerkzeuge sich weiter entwickelt hat.

Eine Verletzung der Privatsphäre setzt also für mich eine Aktivität voraus um das was ich nicht öffentlich machen will an die Öffentlichkeit zu bringen.

Das bedeutet aber andererseits, dass ich aktiv meine Privatsphäre wahren muss. Da besteht nun im Internet-Zeitalter eine Besonderheit. Informationen verbreiten sich schneller als je zuvor. Das ist die einzige Besonderheit.

Alles andere bleibt wie in der analogen Welt.

Ich vergleiche hier nochmals ganz banal, vielleicht allzu vereinfacht.

Soziale Netzwerke und Foren vergleiche ich einfach mit einem schwarzen Brett, einem Kneipentisch und/oder einem „vertraulichen“ Gespräch mit mehr als zwei Teilnehmern. Informationen die dort geteilt werden sind ungeschützt. Mögen die Betreiber auch noch so viele „Privacy Einstellungen“ anbieten. Diese Einstellungen verhindern nur in der ersten Stufe den Schritt in die Öffentlichkeit. Jeder Teilnehmer ist ein „Sicherheitsrisiko“ für die vertrauliche Information. Früher konnte er „schwatzen“, heute nennt man das „teilen“. Zwei Unterschiede gibt es dort zum analogen Leben. Meist ist der Personenkreis mit dem man vertrauliche Informationen teilt größer und die Freunde kannt man evt. nicht wirklich. Ansonsten geht die Verbreitung nur schneller vor sich.

Blogs und Webseiten sind Instrumente die für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Ohne Wenn und Aber! Gewähre ich nur einem begrenzten Personenkreis den Zugriff dann gilt dasselbe wie für die sozialen Netzwerke.

Was bleibt also übrig?

Im Internet die Email, die Cloud und das direkte Kommunizieren in der Form von Hangout und ähnlichem. In erweitertem Sinne natürlich mein PC und der Inhalt meiner Datenspeicher. die sind über die Internetanbindung ja auch zugänglich.

Hier vergleiche ich wieder mit dem analogen Leben. Die Email ist gleichzusetzen mit dem verschlossenen Briefumschlag, die Cloud und meine Datenspeicher mit dem angemieteten Lager und dem Aktenschrank und der Hangout mit dem Telefongespräch. Vernachlässigt man hier die Indiskretion der Teilnehmer am Hangout, dann erfordert die Informationsgewinnung aus diesen Teilen der Kommunikation ein aktives kriminelles Handeln.

Natürlich ist auch das hacken von Accounts in sozialen Netzwerken eine kriminelle Handlung. Aber ehrlich, wenn man die Meldungen über die dort von NSA & Co. gewonnenen Informationen liest, dann steht meist nicht eindeutig fest ob da etwas gehackt wurde oder ob einfach mitgelesen wurde weil die Informationen öffentlich verfügbar waren oder verfügbar gemacht wurden.

Mein Fazit hier ist, dass ich meine Privatsphäre abgrenzen muss. So weit abgrenzen, dass ein Eindringen in diese ein aktives kriminelles Handeln erfordert. Ob nun im analogen oder digitalen Leben.

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Als Nächstes werde ich über meine Vorstellungen vom Begriff meiner Privatsphäre schreiben.

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P.S. Meine Meinungen zu Big Data betrachte ich in einem späteren Artikel. Ebenso Anonymität und Pseudonymität.

Ein #schlandnet Gespenst geht um

in Deutschland. @mspro und @tante freuen sich über ein neues Thema und mindestens ein Pirat (ich bin es nicht) hält das für so wichtig, dass er sich beklagt weil das Thema der „Hardcore-Spackeria“ überlassen wird.

Ehrlich mal, nach der durchaus anregenden Lektüre der oben genannten Artikel bin ich immer noch der Meinung, dass ein #schlandnet, für die nicht Twitter erprobten – es geht um ein Deutsches Internet, sogar noch den sprichwörtlichen chinesischen Reissack toppen könnte.

Wie immer der Anfang mit dem Begriff. „Internet“ kann ja nur von  „international“ oder von „intern“ kommen. Ich gehe davon aus, dass es von „international“ kommt weil es ja schließlich eigentlich „world-wide-web“ heißt. Somit wäre ein #schlandnet dann wohl ein „internes Netz“ also ein Intranet. Allerdings ohne Infrastruktur. Was immer das auch bringen soll.

Was würde es uns nützen?

Nichts!

Nachdem nun vor 24 Jahren „The Wall“ in Berlin gefallen ist würde eine „Firewall“ um Deutschland gezogen werden. Vorteile für den Nutzer gäbe es keine, denn ein großer Teil der privaten und geschäftlichen Kommunikation geht sowieso über Landesgrenzen. Die Suchmaschinen die wir täglich nutzen und Wikipedia werden auch nicht in Deutschland betrieben und ich möchte nicht, dass ich Zoll bezahlen muss wenn ich auf eine Website im „Daten-Ausland“ zugreife.

Die „Ausspähung“ durch ausländische Geheimdienste vernachlässige ich hier, die wurde von den o.g. Spezialisten bereits ausführlich behandelt.

Wirtschaftlich hätte #schlandnet natürlich eine wichtige Aufgabe. Endlich wären unsere Daten vor fremdländischem Zugriff geschützt. Somit wären sie eine wertvolle Handelsware auf dem internationalen Markt.

Das begrüße ich ausdrücklich. Aber nur wenn der Staat dies in der Hand behält und die Einnahmen für Bildung verwendet.

Tut er dies, dann muss ich in Zukunft keine solchen Artikel mehr schreiben. Zumindest nicht wenn in China ein Sack Reis umfällt.

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P.S. Obwohl überflüssig, verweise ich an dieser Stelle auf die Packungsbeilage – so zum besseren Textverständnis.

Bin ich froh, dass ich nicht wieder nur in einem Callcenter gelandet bin!

Das sagte letztens ein Kunde nachdem sein Internet plötzlich und unverhofft wieder funktionierte. Er war meinen Anweisungen einfach gefolgt – siehe da, alles wieder in Ordnung.

Ich habe darauf verzichtet ihn aufzuklären.

Da er nicht mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Unternehmens, sprich seines Telekommunikationsanbieters, gesprochen hatte besteht doch eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, dass es eben ein Callcenter war.

Warum hielt dieser Kunde also ein Callcenter für etwas von minderer Qualität.

Der Begriff allein kann es nicht sein, der steht ja einfach für Telefon-Beratungszentrum und als customer-care-center, also in Verbindung mit dem Begriff Kunde (customer), für Kundenberatungszentrum. Ob das Callcenter nun beim Unternehmen in dessen Namen es agiert angesiedelt ist oder ob es an einen externen Dienstleister ausgelagert ist darüber sagt der Begriff nichts aus.

Was meinen also die Leute eigentlich wenn sie über Callcenter sprechen?

Sie meinen nicht ein Callcenter, sie meinen eigentlich einen Auftraggeber. Absurd? Nein, ein externer Dienstleister, bevorzugt einer im Bereich Tele Sales Outbound – zu Deutsch, einer der sie anruft um ihnen etwas zu verkaufen, etwas was sie nicht brauchen, verbunden mit einem Knebelvertrag, überteuert, ohne Nennung der Vertragsbedingungen und der Anruf kommt noch ohne Anforderung – tut dies nicht weil er es will. Er tut dies im Auftrag eines Herstellers, Händlers oder Betreibers. Auch das Verstecken von Rufnummern des technischen Service hinter Rufnummern die zum Verkauf führen macht der Auftraggeber.

Gemeint sind also die schwarzen Schafe der Branche.

Wer mich kennt der weiß, dass ich in einem Callcenter arbeite und zwar als Call Center Agent oder auch Kundenberater. Allerdings bezeichne ich mich selbst nicht so, ich mache telefonischen Support für ein Telekommunikationsunternehmen. Ein ziemlich großes übrigens. Mein Arbeitgeber (nein, der weiß nichts von diesem Artikel) ist ein privates Unternehmen welches im Auftrag dieses TK-Unternehmens tätig ist.

Ich habe einen 8 Stunden Vertrag und arbeite im Schichtbetrieb. Das Unternehmen arbeitet 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr zwischen 06.30 und 24.00 Uhr. Für meine Arbeit bekomme ich den von der SPD angestrebten Mindestlohn.

Entgegen der landläufigen Meinung wurde ich, wie auch meine KollegInnen, im Unternehmen für diese Arbeit ausgebildet. Natürlich ist learning by doing immer der größte Teil der Ausbildung. Das heißt nach der betrieblichen Ausbildung beginnt eine lebenslange Lernphase. Aber ehrlich wo ist das schon anders. Ich arbeite also bei einem Dienstleister, aber ich arbeite für den Auftraggeber.

Es gibt vielleicht einige unter euch die schon mal mit mir gesprochen haben. Ihr habt angerufen weil ihr Probleme mit Telefon, Internet oder Fernsehen habt und ich habe mein Bestes gegeben um euch zu helfen. Zur Anmerkung, meine persönliche Erfolgsquote, das heißt euer Problem wurde im Erstkontakt gelöst, liegt bei über 50%. Viele der  anderen Probleme hätte ich gern auch gelöst, aber es ging einfach nicht sofort. Ich kann ja nicht eine Telefonleitung flicken die 400 km von mir entfernt unter der Erde liegt. Der Mitarbeiter der mit Tarifvertrag beim Auftraggeber fest angestellt ist kann das auch nicht.

Komisch, wenn man den Begriff gebrauchen darf, ist nur Eines. Eben die Kunden, deren Probleme ich nicht lösen kann, fragen an irgendeiner Stelle des Gesprächs ob ich in einem Callcenter arbeite. Die anderen nicht.

Hier kommt nun der oben genannte Irrtum ins Spiel. Wer mich bezahlt ist doch egal. Wichtig sind mein Ausbildungsstand und die technische Ausstattung – für die ist mein Arbeitgeber zuständig und meine Motivation – für die bin ich zuständig.

Hier ärgert mich die oben beschriebene Pauschalisierung der Branche.

Wißt ihr warum?

Sie verhindert, dass mehr gut ausgebildete und motivierte Menschen dort arbeiten.

Sie demotiviert sogar den Mitarbeiter in der Arbeitsagentur. Er pauschalisiert und fragt den Arbeitssuchenden „Callcenter??? Wollen Sie sich das wirklich antun?“

Sie senkt die Qualität unserer Arbeit.

Und das werdet ihr merken, an Warteschleifen und an gestressten Mitarbeitern.

Ein bisschen mehr Respekt vor meiner Arbeit, für die meiner KolegInnen natürlich auch, wäre angebracht.

Wenn ihr uns nicht braucht, warum ruft ihr uns dann kurz vor Mitternacht an?

Vielleicht liest der Kunde den ich eingangs erwähnte diesen Beitrag. Es würde mich freuen wenn er mal darüber nachdenkt.

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P.S. Der Artikel soll nicht die Callcenter Branche in den Himmel heben. Ich weiß um die Probleme. Er soll zum Nachdenken über diese Branche animieren. Das Verhältnis Kunde – Callcenter Agent habe ich hier schon einmal beschrieben.