Kein Weihnachtsfrieden! Eine große Koalition formiert sich

Keine Angst, es geht mir nicht um die GroKo obwohl diese durchaus eine Rolle spielt.

Ziemlich genau zu Weihnachten also wenn man hoffen kann, dass es zwischen den wichtigeren Dingen wie Weihnachtseinkäufen, Kirchen-Bashing, Mayo-Befürwortern und Gegnern beim Kartoffelsalat und Anderem untergeht formiert sie sich.

Da wären die CSU, der Arbeitgeberverband und nun endlich auch die Bundesagentur für Arbeit für Ausnahmen beim Mindestlohn. Was ja zu erwarten war.

Die ersteren sind die üblichen Verdächtigen und auch die Bundesagentur ist ja nicht gerade für ein Eintreten für Mindestlöhne bekannt. Allerdings sind die Begründungen sehr interessant.

Herr Kramer (Arbeitgeber) spricht von «Bremsspuren auf dem Arbeitsmarkt», vor allem in den neuen Ländern. Also er meint ausdrücklich nicht im „Neuland“. Auch die Verwendung des Terminus „Bremsspur“ sagt ja nur aus, dass gebremst wird – dann wird aber weiter gefahren. Er sagt nichts über Stillstand aus. Aber die „neuen Länder“ das ist schon interessant. Merken wir uns das doch schon mal vor.

Dann natürlich Seehofer. Er plädiert für Ausnahmen für „Saisonarbeiter, Praktikanten und Rentner“ zum Beispiel. O-Ton des CSU Chefs: „Ein Rentner, der von seiner Altersrente lebe und noch etwas dazuverdiene, müsse das nicht unter den Bedingungen des Mindestlohns tun…“. Merken wir uns auch diese Ausnahmen.

Dann kommt die Bundesagentur für Arbeit daher. Herr Alt sagt dort „Wenn man jungen Leuten unter 18 einen Mindestlohn zahlen würde, dann könnte der Anreiz, eine Ausbildung zu machen, abnehmen“. Also auch hier zumindest eine Ausnahme, wobei es ja den löblichen Ansatz der Ausbildungsförderung gibt. Gemerkt?

Eine Kuriosität am Rande. Die „Männelmacher“ werden Umsatzeinbußen hinnehmen müssen wenn der Mindestlohn kommt. Herr Wunderlich IHK sagt „Es wäre besser, die Branche könnte sich langsam an den Stundenlohn von 8,50 Euro herantasten.“ Da geht es um erzgebirgische Holzkunst, also Räuchermännchen, Schwibbögen, Weihnachtspyramiden und ähnliches. Die Ausnahme nur am Rande.

Frau Hasselfeld bringt nun natürlich auch noch die Ehrenamtlichen als Ausnahme ins Spiel. Die sieht sie gefährdet.

Jetzt mal eine Frage. Merkt ihr wohin das führt?

Nehmen wir mal alle Ausnahmen zusammen, dann wird die Gehaltsverhandlung bei einem Einstellungsgespräch interessant. Wenn ein Rentner der ja schon Rente bekommt unter Mindestlohn arbeiten kann, warum nicht die Ehefrau eines Vollverdieners? Ich glaube das kenne ich von irgendwo her.

Der Osten bekommt einen geringeren Mindestlohn. Porsche und BMW in Leipzig wird es freuen, vielleicht kommen noch andere Firmen hierher.

Ein Praktikant fällt aus dem Mindestlohn. Super – es wird mehr Praktikantenstellen geben. Ist das nicht schon so?

Saisonarbeiter bekommen weniger. Also was brauchen wir denn ganzjährig angestellte Mitarbeiter? VERDI wird sich freuen – ich sage nur amazon.

Die unter 18jährigen auch. Wird eigentlich eine Arbeit oder ein Alter bezahlt? Schade, dass Kinderarbeit verboten ist.

Noch steht die SPD wie ein Fels in der Brandung!

Wie bei der Homoehe, bei der Vorratsdatenspeicherung, bei den Steuern und anderen Forderungen. Wie lange noch?

Wenn sich nun noch die Gewerkschaften überlegen, dass sie ja ihre organisierten und zahlenden Mitglieder vertreten – dann ist alles in Ordnung.

Alles kann bleiben wie es war. Oder schlimmer werden.

Frohe Weihnachten!

Kartoffelsalat mit oder ohne Mayo ist natürlich wichtig.

Lieber Weihnachtsmann,

ich weiß es ist schon zu spät aber vielleicht erfüllst Du mir ja auch einen Wunsch.Der ist nicht groß, Du musst nicht viel machen.

Weck doch mal unsere Stadtoberen und die Chefs der LVB auf!

Falls Du Dich fragst was ich meine, es ist ganz banal.

Deren Kalender steht wahrscheinlich, wie ich schon mal vermutet habe, noch irgendwo zwischen 1920 und 1960. Da war die Welt noch in Ordnung (zumindest meist). Die Leute mussten früh zur Arbeit, durften an Werktagen bis 18.00 Uhr und Samstags bis 12.00 Uhr einkaufen,  am Sonntag waren sie zu Hause.

Somit gab es einen Werktags-, einen Samstags- und einen Sonntagsfahrplan der LVB. Nachts brauchte man keine Straßenbahnen und Busse, Sonn- und feiertags auch nicht. Höchstens zum sonntäglichen Kirchgang.

Wir haben aber bald 2014.

Ein großer Teil der Geschäfte hat an Werktagen bis 22.00 Uhr und Samstag bis 20.00 Uhr geöffnet. Denkt mal nicht nur an die Leute die einkaufen wollen – denkt mal an die VerkäuferInnen. Die müssen früh zur Arbeit und wollen Abends auch zurück. Auch die Angestellten in der Gastronomie, in anderen Dienstleistungsberufen und ich auch. Übrigens, liebe LVB und lieber OBM, ich arbeite in einem Callcenter. Vielleicht freut ihr euch ja wenn ich euch um 23.30 Uhr noch die Internetleitung synchronisiere aber dass ich nach 00.00 Uhr rennen muss um die 00.11 Uhr Bahn zu erreichen – das bedenkt ihr wohl nicht. Wenn ich die verpasse – dann habe ich viel Zeit, exakt 45 Minuten.

Ich bin da nicht der einzige, das merke ich an meiner Haltestelle.

Nun habt ihr ein Jahrhundertprojekt, den Leipziger City Tunnel, fertiggestellt und in Betrieb genommen. Jetzt habt ihr also auch mal Zeit euch um die kleinen Bedürfnisse zu kümmern.

Ehrlich, ich brauche nicht unbedingt eine Luxus-Straßenbahn. Es würde mir reichen wenn ein einzelner Wagen von 1930 oder 1960 um 00.30 Uhr fahren würde. Für die Leute die bis 02.00 Uhr arbeiten wäre der einzelne Wagen vielleicht auch ausreichend. Aber die können sich ja selbst melden.

Also wacht mal auf und sucht euch mal ein paar Verkehrsplaner. Bevorzugt solche die ein Familienmitglied haben welches auch nachts, an Sonn- und Feiertagen arbeiten muss.

Ich möchte kein Auto mit personengebundenem Parkplatz, lieber Weihnachtsmann.

Nur weck die mal auf und gib ihnen einen aktuellen Kalender.

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Ansonsten wünsche ich Dir, lieber Weihnachtsmann, ein frohes Fest. Ich hoffe Du musst nach der Bescherung nicht mit dem ÖPNV nach Hause fahren.

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P.S. Die Grünen-Fraktion im Stadtrat ist ausdrücklich mit gemeint. Nicht nur gegen Autofahrer kämpfen.

Was wollt ihr eigentlich?

Bevor jemand denkt, dass ich auf der einen oder anderen Seite stehe – ich stehe nur auf meinem Platz. Ich schreibe auch nicht um mir Freunde zu machen.

Aber mal zur Grundlage meines Beitrages.

Was war eigentlich los?

In der Tradition der Hamburger Demos um Schanzenviertel und Rote Flora fand eine Demonstration statt. Mit Tradition meine ich durchaus auch die Eskalationen der letzten Jahre. Ich denke da an das Schanzenfest.

Aber das ist nicht mein eigentliches Thema.

Was mich an der nachfolgenden Diskussion stört ist die pure Heuchelei im Vorfeld und in Nachhinein.

Da wird doch von Leuten die sonst immer sagen „Ich liebe alle Menschen“ eine Unterscheidung zwischen Polizisten und Menschen getroffen. Ergo „Polizisten sind keine Menschen“. Leute die sonst Ghandi-Sprüche posten, vertreten plötzlich Gewalt.

Gehts noch?

Vielleicht bin ich einfach zu alt. Ich kann mich an die so genannte „friedliche Revolution“ in der DDR erinnern. Dort war auf der einen Seite, durch Krenz wörtlich ausgesprochen, die Rede von einer „chinesischen Lösung“. Wer damit nichts anzufangen weiß kann ja unter Tian’anmen googeln. Auf der anderen Seite gab es die Losungen „Wir sind das Volk!“, „Keine Gewalt!“ und „Schließt euch an!“, wobei letzteres besonders den Ordnungskräften galt. Für die Älteren aus dem „westlichen Deutschland“, das gab es auch bei den Friedensmärschen in den 60ern und 70ern.

Freiwillige, nicht von Organisatoren ernannte, gingen permanent durch die Reihen der Demonstranten und erinnerten daran. Agent provocateur’s und „Kravallos“ gab es gewiss, aber die Demonstration schützte sich selbst.

Was ist nun der Unterschied zu damals?

Es gab damals mehr zu verlieren und mehr zu gewinnen. Es ging um etwas und es gab eine breite Unterstützung in der (schweigenden) Bevölkerung, einschließlich der Ordnungskräfte.

Das fehlt heute und es wird immer schlimmer.

Durch den Ausschluss der Polizei von der Bezeichnung Mensch und des Bürgers der lieber seinen Weihnachtseinkauf machen will, der somit die Abriegelung der Innenstadt als Schutz empfindet, wird diese Breitenwirkung auch nie kommen.Es werden höchstens noch potentielle Unterstützer abgeschreckt.

Wäre es vielleicht möglich mal darüber nachzudenken?

Ansonsten bleibt nur zu sagen „Heult doch!“

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Gibt es eigentlich wenn man verneint, dass es einen „Kravalltourismus“ gibt, einen erklärbaren Zusammenhang zwischen der Hamburger Demo und der relativen Ruhe in den Fußballstadien am Wochenende?