Ding Dong the witch is dead

dieses Lied ist heute (oder war es gestern – die Aufmerksamkeitsspanne wird immer geringer) der Hit in Großbritannien.

Würde also ein Ausserirdischer in Europa landen, einer der letztmalig Ende des 18. Jahrhunderts hier war, dann würde er wohl meinen diese Lied wäre der neue Musiktrend. Bei Erkenntnis des Zusammenhanges mit dem Tod von Margaret Thatcher, würde er sich wohl an die französische Revolution erinnern und denken das Volk hätte gerade eine Diktatorin gestürzt und geköpft.

Wenn er dann erfahren würde, dass gerade eine alte Frau gestorben ist, eine von der die meisten der Feiernden einige Tage vorher wahrscheinlich nicht wussten ob sie überhaupt noch lebt – dann würde er denken „Ach ja, diese Erdlinge“.

Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich mochte sie nicht als sie regierte und später war sie mir egal. Für die Bewertung des gesamten Artikels verweise ich den Neuling auf die Packungsbeilage.

Man mag ja über die Iron Lady denken was man will, aber vergessen sollte man manche Dinge nicht.

1979 wurde sie mit 43% der Wählerstimmen, bei einer bemerkenswerten Wahlbeteiligung von 76% (man denke an heutige Beteiligungen), nach dem grandiosen Scheitern der Labour-Regierung, Premierministerin. [*]

Im Gegensatz zu heutigen Meinungen war die Politik des Thatcherismus in Britannien durchaus populär, ebenso der Falklandkrieg. Zu diesem muss man bemerken, dass die Einwohner der Falklands nicht zu Argentinien gehören wollten. Sie wollen es auch heute nicht.

Im Inland schadete ihr diese Politik durchaus nicht. Sie wurde 1987 mit 42% der Stimmen, bei einer 75,33%igen Wahlbeteiligung, erneut gewählt.[*]

Nur mal nebenbei, die „Zerschlagung der Gewerkschaften“ war vor der Wahl.

Sie wurde schließlich vom Parteivorstand zurückgedrängt und nicht wieder als Kandidatin nominiert. Nicht wegen des Krieges, nicht wegen der Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung auch nicht wegen Einschnitten im Gesundheits- und Sozialwesen. Nein, es war die Kopfsteuer die die Briten hauptsächlich empörte.

Was folgte war ebenso unsäglich. Man denke an John Major und Tony Blair.

Insgesamt waren die Briten aber durchaus stolz auf die „Rückeroberung der Falklands“. Auch, das sie es „der EG gezeigt hatten“, bei der Durchsetzung des Britenrabatts bei den Beitragszahlungen. Auch der Aufstieg Londons zum führenden Finanzplatz in Europa, der sich heute als Problem herausgestellt hat, war förderlich für den Nationalstolz der Einwohner des british empire.

Am 22. November 1990 (vor ca. 23,5 Jahren) trat sie zurück und verschwand im Laufe der Zeit immer mehr von der Bildfläche.

Am 8. April starb eine alte Frau, lieber Außerirdischer. Ich mochte sie nicht, aber ihr Tod ist für mich kein Grund zum Feiern. Es gab keine Revolution, niemand wurde geköpft, kein Problem wurde gelöst und „Ding Dong the witch is dead“ wird morgen schon niemanden mehr interessieren.

Komm bald wieder. Wir Erdlinge ändern uns wahrscheinlich nicht.

[*] Nach dem britischen Wahlrecht erreichte die Konservative Partei bei beiden Wahlen somit die absolute Mehrheit im Unterhaus.

Europa – Basics

Gestern Abend fand ich eine Meldung die mich interessierte und die einige Fragen aufwarf.

Die EU und der Europarat haben sich auf einen Beitritt der EU zur Europäischen Menschenrechtskonvention geeinigt. [Quelle Radio Vatikan]

Da habe ich mich doch gefragt, wie gut ist es denn mit unseren Kenntnissen über Europa bestellt. Wie immer auch hier der Verweis auf die Packungsbeilage.

Es gibt also eine Europäische Union und einen Europarat, die haben nichts miteinander zu tun. Allerdings gibt es zwischen beiden ein Memorandum of Understanding. Klingt für mich ein bisschen nach einem Waffenstillstandsvertrag. Es gibt einen europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, vor diesem kann ich meinen Staat verklagen wenn er meine Menschenrechte verletzt. Allerdings kann ich bisher nicht gegen Verletzungen dieser Rechte durch Organe der Europäischen Union klagen. Warum nicht? Dieser Gerichtshof ist kein Organ der EU und die EU hat die Europäische Menschenrechtskonvention nicht unterzeichnet.

Zusätzlich gibt es noch einen Europäischen Rat und einen Rat der Europäischen Union. Die gehören nun wieder zur EU.

Nun muss also noch der Europäische Gerichtshof dieses Ansinnen prüfen. Der ist sozusagen der Gerichtshof der EU.

Immerhin ist das nebensächliche Thema der Menschenrechte bereits seit Jahren, konkret seit der Ausarbeitung des Lissabon-Vertrages in den 70ern, Thema der Verhandlungen. Zwischendurch ist das Thema halt mal eingeschlafen. Kann ja mal passieren wenn man mit der Wahrung der Menschenrechte in China beschäftigt ist.

Was mich (nicht wirklich) verwundert ist die Medienpräsenz. Man vergleiche meine o.g. Quelle mit den „wichtigen“ Medien.

P.S. Einige erinnern sich vielleicht daran, dass ich einen Gymnasiasten in der Familie habe. Der behandelt in der Schule gerade das Thema EUROPA. Den habe ich mal gefragt, von einem Europarat war im Unterricht keine Rede. Die Strukturen wurden nicht behandelt – es war terra incognita.


	

Am deutschen Wesen …

soll die Welt genesen, oder so. Da genesen von Genesung kommt und somit ein medizinischer Begriff ist, verweise ich auf die Packungsbeilage.

Das ist der Spruch der von rechts wie links verteufelt und verehrt wird. Schaun wir also mal, lehnen uns zurück und betrachten mal den Nationalismus beider Seiten.

Beider Seiten? Ja, beide Seiten sind ja so was von nationalistisch, man mag es kaum glauben. Die einen (allgemein als rechts bezeichnet) meinen, dass die deutsche Lebensart das Allheilmittel für alle Menschen ist. Die andere Seite vermeint, der Verzicht auf diese rettet die Welt.

Einigkeit besteht allerdings im Konsens, dass Deutsch sein etwas Besonderes ist.

Besonders gut oder besonders schlecht – aber immer besonders wichtig.

Also kann man wohl mit Fug und Recht beide Seiten als nationalistisch bezeichnen, oder?

Lassen wir aber mal für einen Moment diesen Fakt aus und beschäftigen uns mit der Frage „Warum ist es für die Rechten so einfach ihren Nationalismus rüber zu bringen?“

Psychologisch einfach. Wenn ich als Deutscher etwas besonders Gutes bin, dann spricht das im Gehirn das Belohnungszentrum an. Kurz gesagt, ich fühle mich wohl. So einfach ist das.

Nun ist einfach aber nicht gleich gut.

Warum gelingt es der Gegenseite nicht ebenfalls positive Gefühle zu wecken. Warum kann links sein nicht einfach Spaß machen? Muss man immer in Sack und Asche gehen?

Ist es denn, verdammt noch mal, so schwer zu sagen „Wir haben aus der Geschichte gelernt, wir sind heute anders. – Wir sind selbstbewusst!“

Das wäre eine positive Aussage die auch ankommt.

Oder wäre das schon wieder die Argumentation des Gegners?

Nehmen wir als Beispiel den Rassismus. Drei Aussagen:

Wir sind gegen Rassismus ! Mal fürs Stammbuch: Gegen etwas sein ist negativ!

Wir sind weltoffen und kulturell offen! Schon besser, aber noch nicht ausreichend.

Wir betrachten und behandeln alle gleich. Das isses!

Aber schwer ist es schon.

Migranten (was für ein Wort), Ausländer, anders Aussehende (oder wie immer man diese nennen mag) gleich behandeln ist nicht so einfach. Positiver Rassismus (nicht meine Wortschöpfung) spricht diesen nämlich durchaus Sonderrechte zu. Negativer Rassismus spricht ihnen die elementaren Menschenrechte ab.

Gleichbehandlung bedeutet  gleiche Rechte und gleiche Pflichten!

Da macht man sich nicht nur Freunde, zumal als Deutscher.

Lieber suhlt man sich also im Betrachten, Teilen und zustimmend Kommentieren von Merkel-Plakaten mit Adolf-Bärtchen in Südeuropa. Man kann da so schön Links sein – weil man gegen etwas ist. Man kann so richtig bedeutend schlecht sein. Eben nationalistisch.

Gegen etwas sein ist eben einfacher als für etwas sein.

Manchmal schämt man sich doch ein bisschen, dass man ein Deutscher ist.