Warum fällt es nur so schwer die Leute an die Wahlurnen zu bringen?

Liebes Nichtwähler*,

die fiktive Oma aus einem meiner letzten Artikel kann sich zwar nicht mehr an die erste Einführung der Frauenwahlrechtes geschweige denn an die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes erinnern. Aber sie kennt, je nach Herkunft, noch eines von zwei politischen Systemen.

In dem einen konnten Frauen wählen, sie hatten nur keine Wahl. Die Kandidaten der Nationalen Front unter der Führung der SED – sonst nichts. Und die Wahlpflicht.

Im zweiten hatte die Frau zwar das Wahlrecht, aber ziemlich lange hatte der Mann das Kontrollrecht über seine Frau. Sie hatte gefälligst so zu wählen wie ihr Mann dies bestimmte.

Das gilt nun für die Oma, aber auch für uns alle unabhängig von Alter und Geschlecht. Wir dürfen wählen und Du gehst nicht hin.

Gründe gibt es viele. Lassen wir mal schönes oder schlechtes Wetter, Gartenarbeit, wichtige Termine, Familienfeiern und ähnliche Gründe des „unpolitischen“ Nichtwählers beiseite und konzentrieren uns auf den „politischen Nichtwähler“. Dieser vermeint mit seiner Nichtteilnahme ein Statement abzugeben.

Weit gefehlt, das wäre in der DDR so gewesen, heute gibt er nur den Medien Futter für das Beklagen der Politikverdrossenheit der Bürger.

Man muss sich vorstellen, dass wenn nur Merkel und Steinbrück zur Wahl gingen sie immerhin eine große Koalition für die nächste Legislaturperiode gründen könnten.

Absurd, aber so ist unser Wahlrecht.

Also liebes Nichtwähler, Deine nicht abgegebene Stimme ist verloren. Ohne Wenn und Aber!

Sie spielt eine Rolle für abendliche Talkshows, politische Kommentare – also für die Medien.

Politisch spielt sie keine Rolle.

Das ist die schlechte Nachricht.

Die gute ist, Du musst ja nicht über den Bundeskanzler abstimmen. Das ist schließlich nicht vorgesehen vom Gesetz.

Du stimmst ab über die Zusammensetzung unseres Parlaments. Selbst wenn Du also eine der kleinen Parteien wählst und diese die 5% knackt, ist Deine Stimme nicht verloren. Diese Partei kann Entscheidungen beeinflussen, sie kann welche anstossen und vor Allem sie kann für Dich tätig sein.

Denk nochmal nach.

Vielleicht denkst Du auch mal daran, dass Menschen für diese Stimme – Deine Stimme – gekämpft haben und gestorben sind.

*Ich befleissige mich hier der geschlechtsneutralen Sprache, allerdings auf meine Weise.

Bundestagswahl 2017 – Ohne Piraten – Ich hab nichts zu verbergen

Ostern 2019, die Europawahl und Kommunalwahlen stehen bevor. Ich habe den alten Artikel etwas “aufgehübscht”. Die “Zukunft” die im Artikel beschrieben wurde ist da, wir haben jetzt Artikel 13, TERREG und ähnliches. Nur mal für alle die meinen, dass wir Piraten übertreiben.

Leipzig, 29.08.2017

 Liebe Oma,

da hättest Du mich doch bald angesteckt mit Deiner Paranoia. Weißt Du noch als wir uns über die BTW 2013 unterhielten und du meinen Einsatz für die CDU kritisiertest. Ich kann nicht verstehen, dass eine ehemals intelligente Frau sich mit den Piraten identifizierte. Ja, ja die beginnende Demenz.  Aber was solls, die sind weg und mit ihnen der Aufschrei um Privatsphäre. Die schützen wir nämlich jetzt.

Besuchen kann ich Dich zur Zeit leider nicht. Ich habe nämlich ziemlichen Stress.

Vielleicht erinnerst Du dich, dass vor einigen Wochen diese Drogenküche neben Deinem Altenheim hochgenommen wurde. Vor drei Tagen bekam ich nun Besuch von der Polizei, ich dachte die wollten mich als Zeugen. Aber irgendwie gab es da ein Missverständnis. Die waren der Meinung, dass ich dazu gehörte und es fiel schwer sie davon zu überzeugen, dass ich nur Dich besucht hatte. Was ich überhaupt nicht verstehe ist, dass irgendwann die Frage auftauchte „Warum haben Sie dann immer Ihr Handy ausgeschaltet, wenn Sie dort waren?“. Na die Bullen sind halt nicht so helle.

Auch das Problem mit meiner „Erkrankung“ wird sich schnell klären. Meine Besuche beim Psychiater und die angeforderten Informationen über Demenz hängen natürlich mit Dir zusammen. Da muss wohl irgendjemand mich vor der Praxis gesehen haben und wahrscheinlich hatte ich eine der Broschüren mal im Wahlbüro liegen lassen. Peinlich ist es nur, dass ich mich da vor dem Ortsvorstand rechtfertigen musste. Ist gerade nochmal gut gegangen. Aber jemand will mir wohl ans Leder, denn meine Krankenkasse hat mich zu einem Gutachter geschickt.

Ist ja nur gut, dass meine Frau zu mir stand, als mein abnormes Sexualverhalten (hihi) zur Sprache kam. Der J., du weißt schon, dieser kleine W…ser hat das wohl ins Spiel gebracht. Streitet er natürlich ab. Wir hatten zusammen ein Schwulenvideo gekauft, allerdings mit meiner Karte bezahlt. Das hatten wir dann Schorsch in den Schrank gelegt um ihn zu ärgern. Ich weiß nicht mehr was damit passierte, hab nie wieder was davon gehört. Ich denke mal der J. hat das ins Spiel gebracht, weil er neidisch ist. Er ist nur Platz 3 auf der Liste und ich war Platz 1.

Ja ich war. Ich kann ja verstehen, dass ich von der Liste musste so lange die „Vorwürfe“ nicht aus der Welt sind.

Aber ich vertraue auf unser Rechtssystem, das des Staates und das meiner Partei.

Ich habe nichts zu verbergen.

Ich habe ja nichts getan.

Ich kämpfe weiter für unseren Wahlsieg.

Liebe Grüße

Dein Enkel.

P.S. Da dieser Brief aus der Zukunft zu mir kam, kann ich natürlich nicht sagen was aus dem hoffnungsvollen CDU-Kandidaten wurde.

Bildnachweis: under CCO by geralt

No more mr nice guy,

oder warum ich schreibe, wie ich eben schreibe.

Der Song von Alice Cooper ist in meinem Ohr, wenn ich bemerke, dass mich jemand in eine politische Schublade steckt.

Natürlich habe ich mich, was meine Sympathien bei der Bundestagswahl betrifft, positioniert. Was heißen soll, ich habe dies geäußert – sogar öffentlich.

Das ist aber kein Grund für mich auf irgendeine Linie einzuschwenken und es jemandem recht zu machen. Ich bin eben kein „netter Kerl“.

Also, wer Probleme mit meinen Meinungen hat, der möge daran denken, dass ein Motto von mir ist

Ich wage es zu Allem meine Meinung zu haben. Ich wage nicht zu behaupten, dass eine davon wahr ist. [Ich]

Das ist einer der Gründe, warum ich hier meine Meinung äußere und mich weniger den Meinungen anderer anschließe. Auch auf die Gefahr hin, dass ich je nach Thema in den verschiedensten Ecken des politischen Spektrums lande. Einem „Mr. Nice Guy“ würde das nicht passieren.

Nach meinen Ergüssen zum Demokraten, wohlgemerkt dem selbsternannten, wurde ich in einem virtuellen Gespräch gefragt, ob für mich die „unveräußerlichen Menschenrechte“ aufdiktiert wären. Sind sie für mich nicht, die Frage betrachte ich eher als absurd.

Die Frage die sich mir stellte war doch ganz einfach.

„Wie viel Volk verträgt der Demokrat?“

Also, vom Ausgangspunkt her betrachtet, der so genannte.

Hier kommen wir nun zu dem Volk, den Asylanten und des Deutschen scheinbar liebster Lektüre – der BILD.

Es scheint, als ob im Untergrunde Deutschlands an allen Stellen eine Population von Nazis wuchert, die nur darauf wartet erweckt zu werden. Erwecken kann man diese wenn man ein Asylbewerberheim baut oder „in Betrieb nimmt“. Dann kommen sie aus allen Löchern hervor. Wie gesagt, es scheint so.

Die „Größte Deutsche Tageszeitung“ schilderte nun gestern das Problem aus ihrer Sicht. Meine Beschäftigung mit BILD wurde schon mehrfach kritisiert, aber man muss mit dem arbeiten was die Leute lesen. Nicht mit dem was man gut und lesenswert findet.

Da gab es gestern also einen “Asyl Report Deutschland“ *, ein hoher Anspruch der natürlich nicht erfüllt werden konnte.

Interessant dabei die Bemerkung in der Headline „Es gibt zu wenig Unterkünfte“ und im Teil 3 „Bramsche – vielleicht ist dies der deutscheste Teil Deutschlands“.

Das Erste ist nicht das Problem, das Zweite eine Unterstellung.

Warum nun gehe ich gerade auf diese zwei Punkte ein?

Es gibt zu wenig Unterkünfte? Ganz falsch!

Es unterstellt nämlich, dass die Art der Unterbringung schon ganz in Ordnung ist. Es würde sich mit mehr Objekten der Käfighaltung etwas ändern.

Der Deutscheste Ort Deutschlands? Im Kontext – ein Nazi Biotop!

Ebenso falsch, richtig wäre ein normaler Ort in Deutschland. Auch der Bezug auf die Varus-Schlacht macht die Behauptung nicht besser.

Jetzt mache ich aber diesen Report zu und sage meine Meinung.

Ich bin gegen Asylbewerberheime! Neue wie alte!

Warum?

Weil sie nicht ein Teil des Problems sind, sie sind das Problem. (nicht nur sie)

In der heutigen Struktur bereiten sie die zukünftigen Mitmenschen (in der Form von Mitbürger gemeint) auf das Leben im Ghetto vor.

Sie bereiten sie darauf vor, sich hinter die „schützenden Mauern“ des Ghettos zurückzuziehen, weil sie außerhalb nicht erwünscht sind.

In ihnen wird eine Wartezeit verbracht, sinn- und zwecklos, für die ich hier das Wort Käfighaltung verwende. Sie werden gefüttert und gekleidet – mehr nicht. Sie warten lange und gewöhnen sich daran.

Was ist falsch? – Es nimmt ihnen die Würde!

Die meisten dieser Menschen (ja, ich vertrete die Idee der universellen Menschenrechte!) kommen aber nicht deshalb zu uns.

Wenn sie kommen, wollen sie etwas tun – wir lassen sie aber nicht.

Wenn sie lange genug gewartet haben, endlich bemerkt haben dass wir sie nicht wollen – dann lassen wir sie frei.

Zu spät, wir haben sie ans Leben im Ghetto gewöhnt, haben ihnen gezeigt dass sie dort hin gehören.

Nun zu Bramsche, 600 Asylbewerber in diesem Ort unter diesen Bedingungen sind auch für den ihnen positiv gegenüberstehenden Bürger ein Problem.

Mit der heutigen Asylpolitik und den Asylbewerberheimen schaffen wir dieses, mit jedem Heim ein Stück mehr.

Wir schaffen unsere Nazi-Population und können uns dann genüsslich im vermeintlich braunen Sumpf suhlen und diesen als das Problem darstellen.

Nur, die Braunen waren daran, an den Ursachen, nicht beteiligt.

Es waren Schwarze, Rote und Grüne! Diese waren und sind in den Regierungen.

Die Lösung?

Ich habe keine, nur Gedanken.

Unterbringung in kleinen Wohngruppen, weitgehende Aufhebung von Mobilitätsbeschränkungen, schnelle Bearbeitung der Asylanträge usw.

Ganz klar, die Aufhebung des Generalverdachtes gegen die Asylbewerber.

Vor Allem aber Folgendes:

Lasst sie teilhaben – sie wollen es!

Gebt ihnen etwas zu tun – sie sind nicht faul!

Lasst ihnen ihre Menschenwürde!

P.S. Es stellen sich mir  natürlich einige Fragen. Warum werden Asylbewerberheime immer in Problemvierteln gebaut? Vielleicht weil die Käfighaltung dort nicht so auffällt?

Warum werden die sog. Nazis durch die Presse zwar bildlich dargestellt, aber man erfährt nie ob es sich um einen „reisenden Propagandisten“ der Szene oder einen Anwohner handelt?

Gleiches gilt für Gegendemonstranten, wie viele davon sind Anwohner, wie viele Propagandisten aus „Asylbewerber-freien-Gebieten“?

Ich bin eben kein Nice Guy!

* beim verlinkten Artikel muss man die beiden Teile mitlesen um einen Überblick der Print-Ausgabe zu erhalten. Natürlich gibt es den Asyl-Report der Bundesregierung, hier geht es aber um Seite 7 der gestrigen Print-Ausgabe.