Ich wollte schon immer mal das Wort Neger benutzen …

Natürlich hat das nichts mit Rassismus zu tun, zumindest nicht im Wortsinn.

Ich meine hier ja nicht unseren dunkelhäutigen Mitbürger sondern den metaphorischen Neger. Nicht etwa den Negersklaven aus „Onkel Tom’s Hütte“, der war ja trotz gegenteiliger Darstellungen mehr ein Besitz, eine Wertanlage und ein Produktionsmittel welches man zumindest „einsatzfähig“ erhalten musste. Eher schon den aus „Und dann hörten wir den Donner“ (And then we heared the thunder, J.O.Killens) oder den aus der Zeit der Apartheid in Südafrika.

Also, einfach gesagt, den Neger als Unperson.

Warum gerade dies, warum heute und warum überhaupt dieser Beitrag?

Die letzten 15 Jahre waren sozusagen ein Selbstversuch in Sachen Neger.

Einige können sich vielleicht erinnern, dass ich früher für den ADAC gearbeitet habe, heute arbeite ich wieder im Dienstleistungssektor und so ist auch diese Betrachtung entstanden.

Mal von vorn, angeblich sind wir ja eine Dienstleistungsgesellschaft. Eigentlich sind wir aber eine Gesellschaft von Unpersonen. Es ist nur nicht so ersichtlich, es ist gut versteckt.

Im Kundendienst, oder allgemein im Dienstleistungsgewerbe, lernt man als Erstes dass man den Kunden freundlich grüßt, höflich behandelt und ihn immer mit Namen anspricht. Unterschwellig lernt man auch, dass man Gleiches von Seiten des Kunden nicht erwarten sollte. Schließlich ist man der, der den Dienst leistet – der Dienstleister.

Von Seiten des Kunden stellt sich das so dar, er hat den Anspruch auf einen Gruß, namentliche Ansprache und Höflichkeit durch die Unperson Dienstleister aber keine Verpflichtung Selbiges zu erwidern.

In Zeiten der strikten Klassentrennung war das kein Problem. Der Herr / die Herrin bezahlte das Dienstpersonal für Dienstleistung, Freundlichkeit und Höflichkeit. Das Personal verkaufte diese Leistungen und Eigenschaften.

Heute, in der Dienstleistungsgesellschaft, ist das aber anders. Wir sind wechselseitig Kunde und Dienstleister. Daraus folgt, dass wir eben mal als Neger behandelt werden und mal Andere als eben solche behandeln.

Als Verkäufer (oder anderer Dienstleister) ärgern wir uns über den Kunden, als Gast im Hotel ignorieren wir erfolgreich die Zimmerfrau. Als Kunde verlangen wir die namentliche Anrede, wenn wir aber vom Call-Agent am Telefon den Namen fordern, dann kann dieser das nur als Drohung verstehen. „Ich kenne Ihren Namen – für eine Beschwerde.“

Ergo: Mal bin ich Neger – mal bin ich Massa!

Wenn ich mich (wir alle uns) also selbst so benehme, wie soll ich dann von der Gesellschaft die Achtung meiner Person verlangen?

Nochmal zurück (bevor mich jemand darauf anspricht) zu diesem Sklaverei-Ding. Wenn Ihr das nächste Mal an eine solche Stellung denkt, dann denkt auch daran Euer Chef (dieser Sklaventreiber)  ist auch nur der Neger von jemandem anders.

Also wenn Ihr früh aus dem Haus kommt und da ist Einer in oranger Kleidung, der Euch den Gehweg reinigt, sagt mal „moin“. Die Verkäuferin an der Supermarktkasse hat ein Namensschild. Da kann man auch mal „Frau Maier“ sagen (evt. sogar mit „Schönen Tag noch“ verbunden). Der Typ am Telefon, der Euch fünfmal in einem Dreiminuten-Telefonat mit „Herr/Frau…“ anspricht, freut sich auch, wenn sein Name mal ohne Drohung ausgesprochen wird.

Vielleicht  könnte dieses Neger-Ding dann mal anders aussehen.

Nun doch nochmal zum Rassismus (ganz provokativ). Wie soll eine Gesellschaft deren Mitglieder so miteinander umgehen mit Anderen (ob nun andersstämmig, andersfarbig, anderslebend oder, oder …) anders umgehen?

Schönes Wochenende Euch allen.

Herr Kauder und die sueddeutsche.de

Kauderei und kein Ende

Im Interview mit der SZ machte mir unser aller Herr Kauder wieder viel Freude.

sueddeutsche.de: In einer Wohnung nutzen häufig mehrere Familienmitglieder den selben Internetanschluss. Wollen Sie die ganze Familie in Sippenhaft nehmen?
Kauder: Ich nehme hier niemanden in Sippenhaft. Es haftet immer der Anschlussinhaber und der muss dann eben dafür sorgen, dass das illegale Herunterladen von Inhalten aufhört. Wer im Straßenverkehr nicht ordentlich fährt, bekommt auch den Führerschein abgenommen und kann dann nicht einfach mit einem anderen Auto fahren.

Wenn die Polizei mir den Führerschein abnimmt, lieber Herr Kauder, dann darf meine Frau trotzdem mit meinem Auto fahren und mich sogar mitnehmen.
Das ist ein Unterschied. Sie wird nämlich nicht mit Entzug des Autos bestraft.

Also Vergleich Äpfel mit Birnen ist noch geschmeichelt.

sueddeutsche.de: Wäre es nicht sinnvoll, dafür einfachere Lösungen zu finden, beispielsweise eine Geräteabgabe?
Kauder: Eine Geräteabgabe ist für mich Gleichmacherei. Es kann doch nicht sein, dass jeder das Gleiche zahlen soll! Wer viel Musik hört, soll mehr berappen als einer, der wenig hört.

Das höre ich gern. Mein Fernsehkonsum beläuft sich auf ca. 1 Stunde täglich. Ich werde mich an die GEZ wenden und mich darauf berufen.

Aber am schönsten finde ich:
sueddeutsche.de: Können Sie dem Netz auch positive Seiten abgewinnen?
Kauder: Das Internet ist Segen und Fluch zugleich. Keine Frage, die Wissensseiten wie Wikipedia sind gut, aber es gibt auch viele dunkle Orte.

Ich bin gern an den dunklen Orten namens Google+ und in meinem Blog, also bei Euch.

Google+ und die Pseudonyme

Seit gestern überschlagen sich die Meldungen, dass Google sich geschlagen gibt. Und zwar im Kampf um die Verwendung von Pseudonymen bei Google+.

Auch SPON schrieb Google-Manager verspricht Pseudonyme, relativiert das aber.

Ob Gundotras Äußerungen einen Kurswechsel ankündigen, ist unklar. Zur konkreten Umsetzung hat der Google-Manager sich nicht geäußert. Google könnte Registrierungen unter Pseudonym erlauben. Denkbar ist aber auch, dass bei Google+ eine Registrierung mit dem echten Namen weiterhin verpflichtend ist, dieser aber nicht in jedem Fall öffentlich angezeigt wird. Eine solche Lösung würde jedoch bedeuteten, dass bei Google+ Pseudonyme und echte Namen miteinander verknüpft hinterlegt sind.

Ich sage ungern, das entspricht meiner Meinung.

Das Geschäftsmodell von Google beruht ja schließlich auf der Identifizierung des Nutzers. Dieser soll eindeutig nach Alter, Geschlecht, sozialer Zugehörigkeit, Bildung usw. erfasst sein. Ich meine hier ausdrücklich nicht eine quasi Bespitzelung. Das ist einfach nötig, damit Google Geld verdient.

Aus den Diskussionen geht für mich eigentlich ein Missverständnis hervor.

Man redet von Pseudonymität und meint Anonymität.

Die Möglichkeit der Verwendung von Pseudonymen bei Google+ wird nun definitiv, meiner Meinung nach, eben keine Anonymität.

Das ist, finde ich, auch gut.

Gut für die Diskussionen, da man sich mehr oder wenige darauf verlassen werden kann, dass hinter einem Namen auch wirklich ein konkreter Mensch steht. Weil man davon ausgehen kann, dass sich nicht jemand, wie in manchen Foren, unter mehreren Namen anmeldet und Diskussionen „zumüllt“.

Warum ich mich, mehr oder weniger, darauf verlasse?

Weil Google ein starkes Motiv dafür hat. Google will Geld verdienen!

Angesichts von inzwischen an die 40 Millionen Nutzern wäre die Beibehaltung der bisherigen strikten Regelung bei Google+ über kurz oder lang schon an der schieren Zahl der zu prüfenden Profile gescheitert.

Das sehe ich nicht so, ich neige nicht dazu Google zu unterschätzen. Die Überprüfung läuft wohl meist automatisiert und die User identifizieren sich durch Querverweise meist selbst irgendwie.