Haircut und nun?

Wie so viele habe ich auch heute schon die neuesten Meldungen von der „Finanzfront“ der EU gelesen.

Mal ehrlich gesagt, ich verstehe es nicht. Bei G+ habe ich schon einen Hilferuf abgesetzt, den ich nun auch hier etwas ausführlicher verfassen möchte. Aber erst mal der Originaltext von 07.09 Uhr. Es geht um den Artikel aus der FTD.

Muss ich nun Finanzen oder Politik studieren um das zu verstehen?

1. Die privaten Gläubiger Griechenlands verzichten auf 50 Prozent ihrer Forderungen, um eine Pleite des Landes abzuwenden.
2. Die 50 Prozent Verzicht auf den Nominalwert ihrer Forderungen entspricht rund 100 Mrd. Euro…
3. Die Euro-Staaten werden zur Absicherung der Privatgläubigerbeteiligung rund 30 Mrd. Euro beisteuern,…
4. Zudem stellen die Staaten noch einmal bis zu 100 Mrd. Euro bis 2014 zur Rettung Griechenlands bereit.

Fazit:Sollte die Summe von 100 Mrd. Euro Privatbeteiligung tatsächlich zusammenkommen, reduziert sich aber nicht automatisch die Staatschuld um diese Summe. Das erklärt sich wie folgt: Angaben aus EU-Kreisen zufolge halten griechische Banken und anderen Investoren rund 50 Mrd. Euro an griechischen Staatsanleihen. Wenn sie einen Schnitt von 50 Prozent hinnehmen müssen, brauchen vor allem Banken frisches Kapital. Das aber kommt wiederum von staatlicher Seite, was die Schuldenquote wieder erhöhen würde.

Die Banken und Gläubiger halten also 50 Mrd. griechische Staatsanleihen, verzichten auf 50 % – diese sind 100 Mrd. wert, die Staaten schießen nochmals 130 Mrd. zu (bis 2014) und das reicht nicht.

Finanzmathematik, Politikmathematik – Wer findet den Fehler?

Wie schon gesagt, diese Art von Mathematik ist mir fremd, logisch ist sie auch nicht so richtig.

In der FAZ wird die Verschuldungssumme Griechenlands nicht erwähnt, aber interessant ist hier schon mal der Satz:

Die Euroländer mussten handeln, da Griechenlands Schuldenlast nicht mehr tragfähig war. Es dürfte 2012 nach Prognosen eine Staatsverschuldung von rund 170 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen – das ist Rekord in Europa. Als tragfähig gilt ein Wert von 120 Prozent – bei einer funktionierenden Regierung.

Ich nehme nun mal an, dass hier die Gesamtverschuldung gemeint ist. Trotzdem frage ich mich, wie sich das mit der folgenden Festlegung verträgt.

Im Stabilitäts- und Wachstumspakt ist konkret geregelt, dass Staaten die Höhe ihres jährlichen Haushaltsdefizits auf 3% ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) und den Stand ihrer öffentlichen Verschuldung auf 60% ihres BIPs begrenzen müssen. (Quelle Wikipedia)

Wenn 120% tragfähig wären, dann hätte die EU doch wohl nicht auf 60%, also auf die Hälfte, begrenzt. Diese Begrenzung muss doch einen Sinn gehabt haben.

Aber ich will das gar nicht weiter ausdehnen. Wie gesagt ich verstehe es nicht, schon gar nicht von der mathematischen Seite her.

Eines noch, im FAZ-Artikel steht zu lesen:

Um gefährdete Staaten wie Italien und Spanien aus dem Fokus der Finanzmärkte zu nehmen, zieht die Eurozone eine Art Schutzwall hoch. Anleihen von Staaten mit beschädigter Kreditwürdigkeit sollen für Investoren wieder attraktiv werden.

Ich hoffe nur, für uns, dass es sich um Investoren – nicht um Spekulanten handelt.

Nahost, wie weiter?

Gestern schrieb ich in einem Beitrag bei Google+ folgendes:

Abzug der US-Truppen aus Irak, Islamisten in Libyen und Tunesien an der Macht und der US-Botschafter wird aus Damaskus „zu Beratungen“ nach Hause geholt.
Bemerkenswert, die im Artikel der SZ geschilderten Aktivitäten des Botschafters und die Verlautbarung der US-Senats Dabei hatten die Senatoren die Ernennung des Diplomaten als ’starkes Signal‘ an Syriens Präsidenten Baschar al-Assad sowie als ‚Zeichen der Solidarität‘ der USA mit dem syrischen Volk bezeichnet.
Mal eine Frage, sucht man nach einem casus belli?

Natürlich war die Frage nach einem casus belli mehr rhetorisch gemeint, wie ich auch in der folgenden Diskussion ausdrückte.

… einen Botschafter mit der Begründung in ein Land schicken, das ist eine Provokation (geht hier nur um den Status des Botschafters). Wenn beide Seiten, wie hier geschildert, ihre Botschafter dann zurückziehen, dann ist das eben eine gegenseitige „diplomatische Ohrfeige“. Der tätliche Angriff auf einen Botschafter, das ist schon ein „casus belli“, war es zumindest.
Aber nein ich glaube nicht, dass Obama es jemandem „verkaufen“ will und kann.

Die Unterstellung das Klischee der kriegslüsternen USA welches mir vorgeworfen wurde habe ich zurückgewiesen, es war nicht meine Absicht es zu bedienen.

Aber heute?

RIA NOVOSTI schrieb am 24.10. in einem Artikel unter dem Titel US-Senator McCain für militärische Einmischung in Syrien u.a. folgendes:

Nach dem Sturz des Gaddafi-Regimes in Libyen ist es nach Ansicht des US-Senators John McCain an der Zeit, eine militärische Einmischung in Syrien zu überlegen.

„Man sollte nicht glauben, dass dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad Massenmorde verziehen werden“, sagte er am Weltwirtschaftsforum für den Nahen Osten in Jordanien.

„Aus den Reihen der Opposition sind die Aufrufe zu einer militärischen Einmischung in dieser oder jener Form immer lauter  zu hören“, sagte er. „Wir hören diese Hilferufe und arbeiten mit dem oppositionellen Nationalrat zusammen.“

Die Erklärung des US-Senators bildet einen Teil des sich verstärkenden westlichen Drucks auf die Regierung Syriens. Am selben Tag riefen die Top-Politiker der 27 EU-Länder Präsident Assad auf, sein Amt niederzulegen, und bekundeten ihre Absicht, ihre Sanktionen gegen Damaskus zu verstärken, „ wenn die Repressalien gegen die Zivilbevölkerung nicht eingestellt wird“.

Natürlich sind es nicht Obama und die amerikanische Regierung, aber es gibt die Falken oder auch anders gesagt – die Kriegslüsternen.

Schuld der Banken, Schuld der Politik

The (American) Republic will endure until the day Congress discovers that it can bribe the public with the public’s money.

Die (amerikanische) Republik wird überleben bis zu dem Tag, an dem der Kongress die Entdeckung macht, dass er die Öffentlichkeit mit öffentlichen Geldern bestechen kann.

Das Zitat von Alexis de Tocqueville (zumindest ihm zugeschrieben) und seine freie Übersetzung beinhaltet ja schon eine Antwort auf die Frage, die Robert Leicht in der ZEIT ONLINE stellt.

Wenn man nun Kongress durch Regierung ersetzt, dann sind wir ja schon hier bei uns, deshalb habe ich auch das „amerikanisch“ eingeklammert.

In einem der vorherigen Artikel habe ich, nach Jakob Maurer, unter Anderem über Schutzziele und Sachziele geschrieben.

Dazu ist natürlich folgendes anzunehmen. Schutzziele der Politiker und Parteien sind der Erhalt der Macht durch Regierungsbeteiligung und die Wahl bzw. Wiederwahl in die Regierung.

Da haben sie nun schon lange bemerkt, dass sie den Wähler mit seinem eigenen Geld, etwas anderes sind öffentliche Gelder ja nicht, kaufen können.

Und wenn die Gelder nicht reichen?

Dann leiht man sie sich – bei Banken.

Wenn die Banken kein Geld mehr geben wollen, dann verspricht und gewährt man ihnen Vorteile.

Somit haben wir einen Teufelskreis.

Wer ist nun schuld an der Krise?

Die Politik, die Banken, wir alle?

Haben wir nicht bemerkt, dass unser Geld nicht ausreicht um uns zu bestechen?