… sind negative Ereignisse im Leben, ein Anstoß in die richtige Richtung.
Ehrlich, die letzten eineinhalb Jahre war ich mit meinem Job nicht wirklich glücklich. Stets etwas verkaufen was die Leute nicht wirklich wollen und brauchen, für einen Kundendienstmann ist das belastend. Aber wer braucht schon Leute, die sich für die Wehwehchen der Kunden wirklich einsetzen? Na gut, es gibt da Initiativen und Vereine, aber leben muss man ja auch von Irgendetwas.
Heute vor acht Wochen war ich also auf Arbeit, der Arbeitstag sollte bis 16.00 Uhr gehen. Gegen 15.15 Uhr tauchten meine kleinen Chefs nacheinander hektisch an meinem Platz auf, aber ich war gerade im Kundengespräch. Endlich, gegen 15.45 Uhr, war dieses erfolgreich (!) beendet, da kam der mittelgroße Chef und forderte mich auf mitzukommen. Ein kurzes Gespräch „Du bist gut für das Team…“, „…aber nicht verkaufsorientiert genug…“ und „ …die allgemeine wirtschaftliche Lage…“, „…14 Tage bis zum Ende der Probezeit…“ und „…mir persönlich fällt es schwer…“, ein Zettel mit der Kündigung incl. 14 Tagen Freistellung bei vollem Lohnausgleich, natürlich unter Anrechnung des anteiligen Urlaubs.
Unter Aufsicht (!) durfte ich meinen Arbeitsplatz räumen, Schlüssel und Ausweis abgeben und wurde zum Ausgang geleitet. Nicht, dass Ihr mich falsch versteht, dieses Procedere mit dem „unter Aufsicht“ ist hier nicht verwerflich. Ich sage nur Datenschutz.
16.15 Uhr war ich raus – im wahrsten Sinne des Wortes.
Sechsundfünfzig Jahre alt, einen Gesellenbrief (Facharbeiterzeugnis) für einen Beruf dem man gesundheitsbedingt nicht mehr ausüben kann, ein Diplom für Maschinenbau, welches keiner mehr akzeptiert und Berufserfahrungen die zwar für Smalltalk taugen, aber im Einstellungsgespräch eher hinderlich sind. Habt Ihr schon mal mit einem Personaler gesprochen und ihm gesagt, dass Ihr schon Einstellungsgespräche geführt habt als er noch in den Windeln lag? Ist lustig aber nicht zielführend.
Also zuerst brauchte ich einen Plan.
Das Schwerste war die Mitteilung an die Familie. Zur Erläuterung, ich war 3 Jahre krank und zeitweilig arbeitslos, was natürlich negativ für die Frage ALG ist. Dann 1 Jahr in einer Firma und nach diesem der Wechsel in eine (vermeintlich) bessere Firma. Aber das war ja nun Geschichte.
Am Abend meldete ich mich online arbeitssuchend und schrieb die ersten zehn Bewerbungen. Am Mittwochmorgen dann der obligatorische Besuch bei der Agentur für Arbeit. An der Schlange für ALG II vorbei, 20 min. Wartezeit, kurzes Gespräch und Empfang der Unterlagen für sämtliche Anträge, nochmals 15 min. Wartezeit und ein erstes Gespräch mit der Arbeitsvermittlerin. Sehr nett die Dame, sie machte sogar einen kompetenten Eindruck. Wir trennten uns auch freundlich mit der Absicht uns sobald nicht wiederzusehen.
Zu Hause dann die nächsten 12 Bewerbungen geschrieben und einige Telefonate geführt. Am Donnerstag hatte ich das erste Vorstellungsgespräch, vereinbarte noch drei Termine für weitere Gespräche und schrieb die dreiundzwanzigste Bewerbung. Nebenbei meldete ich mich noch auf diversen Jobbörsen an.
Ein Bewerbungsgespräch am Freitag endete damit, dass ich am ersten Tag meiner Arbeitslosigkeit einen neuen Job haben könnte, wenn denn der Niederlassungsleiter der Firma zustimmen würde. Man werde mich wieder anrufen.
Dies geschah auch am Montag, nach weiteren drei Bewerbungsgesprächen, mit Terminvereinbarung am Mittwoch. Natürlich hatte ich meine Pflichten gegenüber der Agentur nicht vernachlässigt und die ersten Anträge bereits abgegeben.
Am Mittwoch dann das Gespräch mit dem neuen Chef. Auf 15 min. angesetzt, dauerte es eine Stunde und endete mit der Einstellung in der Firma in der ich heute arbeite.
Kein Verkauf, nein technischer Support. Das was ich eigentlich machen wollte. Keine Provision sondern Festgehalt.
Sechs Wochen später, nach drei Wochen Theorie und drei Wochen praktischem Lehrgang bin ich nun wieder „am Band“ und zumindest mit der Arbeit zufrieden.
Jetzt muss ich allerdings wieder sechs Monate Probezeit absolvieren. Man hört voneinander falls es nicht klappt.
Wie gesagt, manchmal …