Er hats getan! Was bringt es?

Der Peer Steinbrück hat tatsächlich seine Stasi-Akte ins Internet gestellt.

Gibt es da etwas Neues?

Gähn, kann man nur sagen nach der Aufregung. Und man kann sich fragen, was war der Zweck der Übung?

Ich meine u.a. den Artikel, auf den ich mich hier bezogen habe.

Warum die Forderung nach sofortiger Aufklärung durch Hubertus Knabe?

Kann man das schon in die Kategorie Wahlkampf einordnen?

Der ehrliche Peer?

Na gut, wie auch immer.

Ich hab die Akte angeschaut, sie ist so langweilig wie der Kandidat.

Nützt alles nichts.

P.S. Das Lesen von Artikeln zum Thema habe ich mir erspart. Der verlinkte Artikel wurde nur besucht um den Link zur Akte zu finden.

P.P.S Ich finde es trotzdem richtig die Akte zu veröffentlichen, auch wenn ich müde geworden bin.

Ich hoffe mal er tut es

der Peer Steinbrück.

Was? Er will seine Stasi-Akte ins Internet stellen.

Warum hoffe ich das wohl? Weil ich hoffe, dass Erich Mielke und seine Mannen nicht diese Bundestagswahl entscheiden.

Aber mal zu den Grundlagen, es gibt einen IM-Vorlauf zu IM Nelke. Schöner Name übrigens, passt zu einem SPD-Mitglied. Aber es gibt keine IM-Akte.

Was ist ein IM-Vorlauf? Ich studiere ja seit einigen Jahren Stasi-Akten zu den verschiedensten Personen. Da gibt es IM-Akten, IM-Vorläufe und so genannte Opfer-Akten. Ein IM-Vorlauf wurde meist angelegt wenn entweder eine Abteilung des MfS Interesse an der Anwerbung einer Person anmeldete, oder wenn ein aktiver IM [2] oder GM (IME) [3] meldete, dass eine Person evt. zu einer Zusammenarbeit bereit sei.

Egal wie es nun zum IM-Vorlauf „Nelke“ kam, Peer Steinbrück war für das MfS der DDR gewiss von Interesse. Als SPD Funktionär in den 80ern hatte er bestimmt auch einige Bemerkungen gemacht, die auf eine gewisse Sympathie für den Sozialismus-Kommunismus hinwiesen. Also Grund genug die ersten Schritte zu tun.

Hubertus Knabe sagt nun dazu

„Die Aktenlage deutet darauf hin, dass die Stasi Peer Steinbrück anwerben wollte, aber damit keinen Erfolg hatte“ aber auch, „Entweder die Stasi hatte Grund, sich weiter Hoffnung zu machen. …“ [1]

Da ist nun der Keim eines Verdachts gelegt. Warum haben die sich Hoffnungen gemacht?

Schlamperei schließt er kategorisch aus:

Dies sei „bei der mit deutscher Gründlichkeit organisierten Stasi aber eher unwahrscheinlich“. [1]

War die Stasi so gründlich?

Nicht immer, in den von mir eingesehenen Akten wimmelt es von falschen Daten (bis hin zu Geburts- und Sterbedaten), schlampig recherchierten Lebensläufen und anderem.

Wichtiger erscheint mir allerdings, dass evt. der beauftragte Anwerber einen Misserfolg nicht eingestehen wollte. Wenn er die entscheidende Ansprache immer weiter hinausschob um keinen „Korb“ zu erhalten und seiner Diensteinheit immer wieder Hoffnung auf einen „fetten Brocken“ machte. Dann kann der Vorlauf auch durchaus über Jahre gelaufen sein. Peer war ja nicht ein Kombinatsdirektor, den man einfach so ansprechen konnte. Scheinbar gab es auch kein Erpressungspotential.

Hier stellt sich nun die Frage, wer aus seinem Umfeld war denn dieser Mitarbeiter? Das würde mich interessieren.

In keiner Weise sind für mich Vermutungen, Behauptungen und Verdächtigungen interessant.

Nicht gegen Steinbrück aber auch nicht gegen Merkel. Beide werde ich nicht wählen.

Aber ich möchte wirklich nicht, dass das MfS der DDR die Wahl entscheidet.

[1] Die WELT, Steinbrücks Stasi-Akte im Internet

[2] Inoffizieller Mitarbeiter der Abwehr mit Feindverbindung bzw. zur unmittelbaren Bearbeitung im Verdacht der Feindtätigkeit stehenden Personen – mit Richtlinie 1/79 vom 8.12.1979 eingeführte Kategorie, mit der die Vorläuferkategorien (siehe) IMF und (siehe) IMV zusammengeführt wurden

[3] Inoffizieller Mitarbeiter im bzw. für einen besonderen Einsatz – 1958 unter der Bezeichnung „Geheimer Mitarbeiter im besonderen Einsatz“ eingeführte, 1968 spezifizierte Kategorie eines inoffiziellen Mitarbeiters, der auf Grund seiner Fähigkeiten und Voraussetzungen sowie vorhandener oder zu schaffender Möglichkeiten außerhalb seines sonstigen Tätigkeitsbereichs „zur Lösung spezieller politisch-operativer Aufgaben“ eingesetzt wird; mit Richtlinie 1/79 vom 8.12.1979 nochmals definiert

PRISM – das Bewegungsprofil

Zuerst einmal, ich habe keine Angst vor PRISM. Klingt absurd aber wer mich kennt, der weiß womit ich mich beschäftige. Somit hätten die Computer und Analysten der NSA ihren Spaß mit mir. Im Telefonspeicher Nummern von Ex-Stasi-Mitarbeitern und Opfern, von arabischen, jüdischen, russischen und anderen Bekannten. E-Mail-Adressen von Organisationen (Täter und Opfer), BND, NSA, CIA, FSB usw.

Wie schon im letzten Artikel zum Thema beschrieben, sollte ich somit ja unverdächtig sein.

Aber gerade der letzte Artikel hatte eine gewisse Resonanz. Weil er sich mit dem Unschuldigen und Unverdächtigen beschäftigte, der dennoch ins Fadenkreuz geraten könnte. Mit dem, der sich vermeintlich um PRISM keine Gedanken machen muss und deshalb nicht aktiv wird.

Eine kleine Vorbemerkung noch. Der ständige Vergleich mit der Stasi trifft es nicht. Auf Grund der mangelnden technologischen Ausstattung (die entsprechende gab es da noch nicht) saßen an meinen Daten menschliche Analysten. Die waren vielleicht ideologisch indoktriniert, aber entgegen den Gerüchten nicht dumm. Sie hätten bestimmte Merkmale evt. schneller interpretieren können als ein Computer. Ein Vergleich, der nicht gezogen wird, ist aber zulässig. Daten die einmal gespeichert wurden blieben im Speicher. Heute wird aber bestritten, dass es immer noch so ist.

Nun aber zum in der Überschrift erwähnten Bewegungsprofil.

Vielleicht macht es einen nicht verdächtig, aber ich habe seit 18 Jahren die gleiche Mobilfunknummer beim selben Provider. Mit diesem Mobilelefon „bewaffnet“ war ich 10 Jahre in Bremen für den ADAC unterwegs. Privat natürlich auch.

Was habe ich da für Leute kennengelernt. Unter anderem Kriminelle, religiöse Fanatiker (zumindest nach ihren Äußerungen), Linke, Rechte – das ganze Spektrum eben. Meine privaten Kontakte entwickelten sich genauso vielschichtig. Als ich 2008 wieder nach Leipzig zog, ging das weiter. Telefonische und E-Mail-Kontakte zu den Bremer Bekannten, neue Kontakte hier und dann der Beginn meiner Forschungsarbeit.

Jetzt lasse einer hier Bewegungsprofile beliebiger krimineller oder unter Terrorverdacht stehender Gruppen erstellen. Diesmal aber nicht durch einen menschlichen Analysten sondern durch einen „seelenlosen“ Computer.

Mag sein, dass ich plötzlich in vielen Profilen auftauche. Natürlich Herr BIM, die Daten sind „entpersonalisiert“, aber genauso schnell lassen sie sich wieder personalisieren. Da stehe ich dann da mit meinen „Verbindungen“.

Da diese vielleicht mehrere Gruppen betreffen, könnte es ein ziemlich schlimmer Verdacht werden. Hoffen könnte ich dann nur auf einen einigermaßen ausgeschlafenen (hier wörtlich, in der Form von nicht übermüdet) menschlichen Analysten. Der könnte dann feststellen, dass der größte Teil der „Verbindungen“ auf meine Arbeit zurückgeht und nicht von mir initiiert wurde.

Aber was geht Euch meine Geschichte an?

Denken wir mal an den Pizzaboten, die mobile Altenpflegerin, den Taxifahrer und Andere.

Natürlich, am Ende wird sich das Alles im Einzelfalle aufklären lassen.

Aber glaubt Ihr wirklich, dass der maschinell begründete Verdacht gelöscht wird?

Glaubt Ihr, dass der „Verdächtige“ im Computersystem rehabilitiert wird?

Dass er beim nächsten Mal automatisch unverdächtig ist?

Ich glaube auch, dass Elvis lebt!