Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen!

Das war der Spruch meines Großvaters wenn er über faule Leute sprach. Später in der Schule lernte ich dann, dass die Arbeit ein Lebensbedürfnis des Menschen ist.

Inzwischen habe ich eine Petition unterschrieben die, nach Meinung einiger Leute die ich kenne, die Faulen geradezu unterstützt.

In diesem Zusammenhang und durch ein Gespräch mit meinem Sohn entstand der Gedanke zu diesem Artikel. Ein weiterer Auslöser war natürlich die „spätrömische Dekadenz“, die gemeinsam mit dem „geistigen Sozialismus“, von Guido Westerwelle beschworen wurde.

Ich beginne mit dem obigen Spruch. Er stellt den nichtarbeitenden Menschen als Schmarotzer und als Nutznießer der Arbeitsleistung der arbeitenden Menschen, dar. Wer war damals damit gemeint? Es waren gesellschaftliche Gruppen gemeint die die Früchte der Arbeit anderer ernteten. Von der ehemaligen Gesellschaftsordnung aus gesehen waren dies die Adligen, der Klerus und andere die der herrschenden Schicht angehörten. Die anderen arbeiteten ja.

So entstand im Laufe der Zeit ein Arbeitsethos welches zum Grundbestandteil der Sozialdemokratie, des Bürgertums und auch des Kommunismus wurde. Ohne Arbeit erlosch sozusagen die gesellschaftliche Daseinsberechtigung.

Wie sieht das nun heute aus?

Meiner Meinung nach war der letzte längere Zeitraum in dem eine Vollbeschäftigung erforderlich und somit legitim war die Nachkriegszeit. Sozusagen die Jahre des Aufbaus, die heute als „Wirtschaftswunder“ verklärt werden.

Spätestens ab den 60ern war schon Schluss damit. Bevor jemand den Einspruch bringt, dass damals die „Gastarbeiter“ geholt wurden weil ja Arbeitskräfte fehlten, eine Erklärung. Ich möchte darauf hinweisen, dass zuvor die Frauen zurück an den Herd geschickt wurden. Zumindest in Westdeutschland.

Es gab zu dieser Zeit auch schon Arbeitslosigkeit. Allerdings war der Arbeitslose meist noch ein Arbeiter in der Warteschleife auf eine neue Anstellung. Das hat sich grundlegend geändert.

Heute sprechen wir von „Langzeitarbeitslosen“ und meinen damit Menschen die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wieder ins Berufsleben zurückkehren. Weil sie keine Anstellung finden.Die Gründe dafür sind vielfältig, ja es gibt auch den Grund Faulheit und Trägheit aber entgegen anderslautenden Meinungen denke ich das sind die wenigsten.

Diese Situation bewegt mich nun zu der Frage „Ist das alte Arbeitsethos noch zeitgemäß?“

Eine kurze Bemerkung zur oben angesprochenen Petition. Diese richtet sich ausdrücklich gegen die Verhängung von Sanktionen gegen Bezieher von Hartz IV. Ich habe sie unterschrieben, aber nicht weil ich sie für sinnvoll halte. Ich halte das System Hartz IV für generell bedenklich. Es zementiert eben die alte Ansicht, dass eine Vollbeschäftigung erforderlich und Ziel der Gesellschaft ist. So lange wir die Arbeit als „Erwerbstätigkeit“ betrachten wird dies aber nie wieder der Fall sein.

Ein „Schmankerl“ ist natürlich, dass Hartz IV wirklich Arbeitsplätze schafft. Für diejenigen die in den Jobcentern arbeiten. Ob nun die „Einsparungen“ durch Sanktionen diese Arbeitsplätze finanzieren können, das wage ich zu bezweifeln.

Es wären meiner Meinung nach zwei Veränderungen in diesem System (Hartz IV) dringend erforderlich. Erstens eine „Beweislastumkehr“, d.h. nicht der Anspruchsteller muss nachweisen, dass ein Jobangebot unzumutbar ist – sondern der Bearbeiter muss beweisen, dass es zumutbar ist. Zum zweiten muss der Sockelbetrag ohne wenn und aber ausgezahlt werden. Ebenso die Mietzuschüsse und ähnliche Ansprüche.

Nicht nur,dass damit der behördliche Wasserkopf gestutzt würde. Es hätte wohl noch einen Nebeneffekt den man nicht unterschätzen sollte.

Hartz IV ist wohl einer der großen Verursacher von Lohndumping und Auslagerungen in den Billiglohnsektor. Weil die Menschen gezwungen werden eine (irgendeine) egal wie hoch oder eher niedrig bezahlte Arbeit anzunehmen. Wenn dieser Zwang entfällt, dann schrumpft auch dieser Sektor. Mangels Angebot an billigen (un)willigen Arbeitskräften.

Die große Abwanderung von Firmen wird wohl auch nicht kommen. Die konnten und wollten sind schon weg. Außerdem ist Deutschland nicht nur eine Produktionsstätte sondern auch ein Binnenmarkt. Die Unternehmen wollen und müssen auf diesem Markt verkaufen.

Unter diesem Gesichtspunkt sollte man auch den Koalitionsvertrag* unserer neuen Regierung sehen. Darin ist von „intelligentes Zusammenspiel von Markt und Staat“ die Rede.

Schaun wir mal.

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Sieht man ab vom alten Arbeitsethos, dann könnte man vielleicht etwas neues schaffen. In der Form statt „Erwerbsarbeit“ die „gesellschaftliche Teilhabe“ in der Bedeutung von „etwas für die Gesellschaft tun„.

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Vielleicht wäre das ein Ansatz.

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Dies ist der Moment, in dem mit allgemeiner Zustimmung wir innehalten, um unseres nationalen Lebens bewusst zu werden und uns daran zu erfreuen, um zu erinnern, was unser Land unsere Gesellschaft für einen jeden von uns getan hat, und um uns selbst zu fragen, was wir für unser Land unsere Gesellschaft tun können, zum Dank dafür.

Nach Oliver Wendell Holmes, Jr.

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* Im Entwurf stand dies auf Zeile 93, ich habe es in der Endfassung nicht gesucht.

Völlig überflüssig das GroKo-Bashing

zu dem die Piraten da aufrufen. Warum sollte man das tun?

Erinnert sich noch jemand an „Manche mögens heiß“ mit Marilyn Monroe? Im Schlussteil hält der Obergangster, der kleine Bonaparte, eine Rede über „Gamaschen Colombo“ in der er immerzu beginnt mit „Manche werden sagen, er …“ und dann fortfährt „Ich aber sage, …“. Eine quasi Verteidigungsrede die natürlich alles andere als eine solche ist.

Auf diese Art könnte man nun natürlich über die GroKo reden. Ich beginne mal.

Manche werden sagen: Die Demokratie wird ausgehebelt durch eine fast 70 %ige Mehrheit der Regierungsparteien im Parlament.

Ich aber sage: Ist doch gut so. Stellt euch vor welche Summen an Reisekosten wir sparen können, wenn die Abgeordneten nur noch einmal nach Berlin kommen müssen um an einem Tag 10 Gesetze zu beschließen. Von den Kosten für Energie und Wasser (für die Toilettenspülungen) ganz zu schweigen.

Manche werden sagen: Die GroKo ist ein Verrat an den Wählern – besonders denen die SPD gewählt haben.

Ich aber sage: Mathematisch gesehen entspricht sie im Durchschnitt Volkes Willen – das kann doch nicht schlecht sein.

Manche werden sagen: Die sozialdemokratischen oder die konservativen Werte sind in Gefahr.

Ich aber sage: Was ist so schlimm daran? Nehmt nur das Gemeinschaftsprojekt Hartz IV. Die Einen haben es beschlossen, die Anderen durchgeführt. Nun können sie es gemeinsam pervertieren perfektionieren. Da haben doch alle etwas davon.

Manche werden sagen: Die Politiker haben uns vor der Wahl belogen.

Ich aber sage: Wolltet ihr vor der Wahl etwa die Wahrheit hören? Warum hättet ihr sie dann wählen sollen? So funktioniert das eben – falls ihr das noch nicht gemerkt habt.

Nun fehlt nur noch die Szene mit der Torte – für die die sich erinnern. Natürlich nur metaphorisch – ausdrücklich gesagt für die Freunde von der NSA.

Also was soll das mit dem GroKo-Bashing?

piraten gewählt

Wer will kann ja mitmachen.

Leute es wurde ja auch mal Zeit!

Schriftsteller gegen Überwachung

So sehr ich diesen Aufruf begrüße, nicht dass die Unterzeichnenden Wert darauf legen, sei eine kleine historische Parallelität hier angebracht.

Der 09. Oktober 1989 ist der eigentliche Todestag der DDR-Führung. An diesem Tag gingen Bürger der DDR in Leipzig auf die Straße. Bürger die eine „chinesische Lösung“ des Problems vor Augen hatten und trotzdem an der Demonstration teilnahmen. Die DDR-Führung kapitulierte.

Am 04. November 1989 fand eine Kundgebung der Berliner Kunst- und Kulturschaffenden in Berlin statt. Dort versammelten sich Künstler aller Coleur um gegen den Staat, den es de facto nicht mehr in der alten Form gab, zu demonstrieren. 20 Jahre später behaupteten sie fast schon, dass sie die DDR abgeschafft hätten.

Es ist mir egal wer da was behauptet, das Ergebnis zählt – nicht meine Befindlichkeiten.

Nun gibt es einige unter uns die schon seit längerer Zeit gegen Überwachung, massenhafte Verletzung der Privatsphäre, Generalverdacht gegen jeden Bürger und ähnliche Auswüchse protestieren. Es hat sich vor langer Zeit, als alle anderen Parteien noch schliefen, eine von vielen verlachte Partei gegründet, die genau diese Themen in den Vordergrund stellt. Auch Bürgerinitiativen arbeiten schon an diesem Thema.

Dieser Aufruf ist wichtig! Ebenso die Aktion der üblichen Verdächtigen der Internetbranche.

Hoffentlich schafft es dieser Aufruf endlich die Aufmerksamkeit zu wecken die das Thema verdient.

Auch die Vertreter der post privacy sollten noch einmal nachdenken über diese Definition der Überwachung. Ein Zitat nur:

Überwachung ist Diebstahl. Denn diese Daten sind kein öffentliches Eigentum: Sie gehören uns.

Vielleicht, sogar gewiss, ist es nicht so gemeint (ich habe den Absatz ja gekürzt), aber es ist von Eigentum die Rede. Auch der Prophet der post privacy sollte bedenken, dass sein Eigentum – der Inhalt seines nächsten Buches mit dem er seinen Lebensunterhalt verdienen will – auf seiner Festplatte liegt. Wenn also alles öffentlich ist, wozu soll ich dann sein Buch kaufen und womit er seine Brötchen? Ich weiß, der Vergleich hinkt – aber tut was dagegen.

Wie schon eingangs gesagt, ich begrüße diesen Aufruf ausdrücklich, ebenso wie die Aktion von APPLE, GOOGLE & Co.

Am Ende wird es mir egal sein wer sich in 24 Jahren den Lorbeerkranz aufs Haupt setzt.

Hauptsache ist, dass diese Überwachung beendet wird!

Schriftsteller

Bildquelle: FAZ 10.12.2013