Auf G+ wurde eine interessante Frage gestellt. Diese lautete:
Die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit in der EU schafft eine neue Variante einer Lost Generation. Wie soll sie an Europa glauben lernen?
Ich stimme zwar der These von der Lost Generation zu, denke aber, dass man diese nicht nur als europäisches Problem sehen sollte.
Klingt absurd, ist aber meines Erachtens nach normal.
In einem Beitrag schrieb ich bereits darüber, dass der Mensch sich zwar als Teil einer Gemeinschaft sieht, aber in erster Linie als Teil einer überschaubaren Gemeinschaft.
Das ist auch wichtig so.
Innerhalb Dieser kann er agieren, an Veränderungen arbeiten. Innerhalb Dieser spielt sich sein Leben, Lieben und Sterben ab.
Europa ist nun noch nicht diese Gemeinschaft. In der Form der EU ist Europa ein Konstrukt von unverbindlichen Willenserklärungen und bürokratischen Regulierungen. Außerdem ist es eine Ausrede. Eine Ausrede für Regionalpolitiker, Unternehmer und Andere.
„Wir können da nichts ändern. Die EU verhindert das.“
Zur Zeit klingt das dann konkreter
„Wir (die spanische/italienische/zypriotische… Regierung) können nichts tun. Die Deutschen lassen uns nicht.“
Das geht nun vom Bürgermeister, Regionalpolitiker bis zum Staatschef so weiter. Es ist bequem so, denn wer redet von Fehlentscheidungen der vergangenen Jahre und von den ungedeckten Schecks die ausgestellt wurden?
Ohne nun die Deutsche Regierung unterstützen zu wollen behaupte ich, dass Millionen Menschen auf die Straßen getrieben werden um gegen die EU oder auch gegen Deutschland zu protestieren.
Das ist ungefährlich für ihre eigenen Politiker und Unternehmer, ja es ist in deren Sinne.
Leider wird dadurch auch der zweite Teil der o.g. Frage schon beantwortet.
„Glauben an Europa“ ist falsch!
Glauben bedingt Passivität. „Die werden das schon machen!“ oder „Auf Die können wir uns verlassen!“ das ist Glaube.
Identifikation mit Europa wäre die Alternative.
„Ich, meine Familie, meine Gemeinschaft, meine Stadt, mein Staat – WIR sind (gehören zu) Europa!“
Dazu genügt aber keine Willenserklärung, das ist ein Prozess der durch die heutige Politik der EU, der Staaten und auch von Einzelpersonen hier im Netz viel zu oft behindert wird.
Die Lost Generation wird ihre Probleme, wenn überhaupt, vor Ort lösen können und müssen. Es kann und darf sich niemand auf ein politisches Europa verlassen. Aktionen wie Jugendliche zur Ausbildung in andere Länder der EU zu holen sind nicht hilfreich. Sie verlagern das Problem, lösen es aber nicht.
Ein Beispiel gefällig?
Es gibt in einigen Ländern freie Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Ich rede nur von denen in international agierenden Konzernen.
Warum müssen nun Jugendliche aus Madrid (Konzernsitz) nach Berlin (Konzernsitz) verlagert werden?
Warum nicht das Problem vor Ort lösen?
Eine andere Frage.
Warum gilt der Spruch „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!“ nicht mehr?
Hier ist natürlich der Niedergang dieser gemeint. Besonders unter Stalin wurde dort, aus machtpolitischen Gründen, die Industrie so über den Staat verteilt, dass die Teilrepubliken einzeln nicht lebensfähig waren. Die daraus entstandenen Probleme wirken bis heute nach.
Das Gleiche nennt man heute Globalisierung!
Das ist effektiv für die Wirtschaft, sichert das Bestehen und Wachstum des Transportsektors und verursacht eben u.a. die Probleme der Lost Generation. Wo es hochspezialisierte Wirtschaftszweige gibt, da ist eine logische Beschränkung des Arbeitskräftebedarfs absehbar. Ebenso eine Einschränkung der Ausbildung auf bestimmte Berufsgruppen.
Vorprogrammiert, um nicht zu sagen gewollt, ist damit eine Abwanderung der jungen Menschen, die nicht gebraucht werden und hohe Arbeitslosigkeit der älteren mit den falschen Berufen.
Hier höre ich auf. Vielleicht liege ich ja komplett falsch. Muss ich nun an Europa glauben? Gehöre ich, in meinem Alter, zur Lost Generation 50+? Es sind nur meine Gedanken, wie immer bei Risiken und Nebenwirkungen – Packungsbeilage.