8. März – Internationaler Frauen(kampf)tag

Der nachfolgende Artikel stammt vom 8. März 2015. Ich habe ihn nicht überarbeitet – leider ist er immer noch aktuell. Trotz allem gendern, dem Frauentag als Feiertag in Berlin und angedachten Frauenquoten ist (fast) alles beim Alten. Ich meine, wir alle (ja auch wir Männer) müssen dafür sorgen, daß Frauen entsprechend ihrer Kompetenz gleichberechtigt in allen Bereichen des öffentlichen Lebens gleich beteiligt sind. Mehr will ich dazu nicht sagen.

Den Frauentag kenne ich natürlich von Kindheit an, ich stamme schließlich aus der DDR. Dort wurde dieser Tag „würdig“ begangen. In den Betrieben gab es Frauentags-Feiern, Frauen wurden ausgezeichnet und prämiert, Betriebs- und Kombinatsdirektoren begaben sich unter das arbeitende Volk und verbrüderten sich mit den Frauen.

Am 9. März war dann alles wieder beim Alten.

Die meisten der Führungskräfte waren ja männlich und die weiblichen Führungskräfte waren meist noch männlicher.

Auch wir Kinder bekamen natürlich unsere Aufgaben zugeteilt. Im Kindergarten und in der Schule wurden wir auf den Tag eingestimmt, mit „Basteln für Mutti“ und ähnlichen Aktionen sollte der Tag ein Höhepunkt im Familienleben werden. Also früh mal für Mutti das Frühstück machen, ihr die Einkaufstaschen abnehmen und besonders lieb sein.

Am 9. März war dann alles wieder beim Alten.

Irgendwie fühle ich mich gerade an diese Zeit erinnert.

Am (fast) Vorabend des 8. März 2015 verabschiedete der Bundestag das Gesetz über die Frauenquote, welches Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD) als:

„historischen Schritt“[1]

und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) als:

„größten Beitrag zur Gleichberechtigung seit Einführung des Frauenwahlrechtes“[1]

bezeichneten.

Die Genossen der SPD feiern sich wieder mal selbst für ihre Leistungen, was ja nicht neu ist. Auch wenn das Gesetz, bei aller Bedeutung, unter den Begriff Symbolpolitik fällt.

Die Frauenquote gilt ja nur für börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen, also ca. 100 Unternehmen in Deutschland. Auch wenn Frau Schwesig sagt:

„…das Gesetz werde nicht nur Veränderungen in den Führungsetagen bewirken, sondern für alle Frauen, die in den Unternehmen und im öffentlichen Dienst arbeiten.“[1]

bezweifle ich das. Die Aufsichtsräte bestimmen nicht die Tages-, Personal- und Lohnpolitik der Unternehmen.

Wenn das ein „historischer Schritt“, vergleichbar mit der „Einführung des Frauenwahlrechtes“ ist, dann ist wohl das Frauenwahlrecht nicht viel wert, so könnte man die Aussage von Herrn Maas interpretieren.

Es wäre natürlich absurd, wenn behauptet würde, dass Deutschland mit einer Bundeskanzlerin sozialer geworden ist als vorher. Genau so wenig wird es für Frauen in börsennotierten Unternehmen besser wenn 30% der Aufsichtsräte weiblichen Geschlechts sind.

Mich betrifft es natürlich nicht, ich bin ja ein Mann und in der Firma in der ich arbeite werden Männer und Frauen gleich (mäßig) bezahlt.

Ich wollte an der Stelle aber darauf hinweisen, dass der Frauentag als

Internationaler Frauenkampftag

seine Berechtigung nicht verloren hat. So ganz im Sinne von Clara Zetkin und Genossen, das sollte sich die heutige SPD, auch innerparteilich, merken. Zumindest bis zur Bundestagswahl 2017.

Bildquelle: http://www.woschod.de/2014/03/08/internationaler-frauentag-das-ziel-ist-frauenrecht-als-menschenrecht/

Das „Wort zum Sonntag“ des Pfarrers Gauck

in der ARD war leider eine Verlautbarung, die eben jener in seinem Amt als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland abgab.

Heute schon an dieser Stelle der Disclaimer:

Ich habe, als Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland, die gebührende Achtung für das Amt des Bundespräsidenten. Es liegt nicht in meiner Absicht das Amt oder den Amtsinhaber zu verunglimpfen. (Ich hoffe, dass das reicht.)

Was macht diese Verlautbarung eigentlich so gefährlich für die Demokratie?

Betrachten wir zuerst den Bundespräsidenten. Dieser ist, im Gegensatz zu der von ihm kritisierten Partei „Die Linke“, nicht durch das Volk in seine Regierungsverantwortung gewählt. Seine Person im Amt ist das Ergebnis eines politischen Kuhhandels (sorry, ich muss das mal so deutlich sagen), was sein Amt aber nicht entwertet. Gerade dieses Wahlprocedere sollte ihm aber eine scharfe Sicht auf demokratische Prozesse im Land gewähren.

Zu seinen Aussagen im „Wort zum Sonntag“ ist eigentlich nicht viel zu sagen.

„Menschen, die die DDR erlebt haben und in meinem Alter sind, die müssen sich schon ganz schön anstrengen, um dies zu akzeptieren“

Herr Gauck, haben Sie sich schon einmal gefragt wie viele Menschen Ihrer Altersklasse sich, abseits von Ostalgie, fragen warum sie sich heute Sorgen um Altersarmut machen – dies aber in der DDR nicht taten – und dann Die Linke wählen?

„Ist die Partei, die da den Ministerpräsidenten stellen wird, tatsächlich schon so weit weg von den Vorstellungen, die die SED einst hatte bei der Unterdrückung der Menschen hier, dass wir ihr voll vertrauen können?“

Beschränkt man die Sicht auf Thüringen, dann erhebt sich doch eher die Frage welcher Partei, in der heute noch Mitglieder von DDR-Parteien sitzen, die BürgerInnen Thüringens vertrauen können. Wichtig ist das aber nicht wirklich. Bodo Ramelow ist kein ehemaliges SED-Mitglied. Viele der Partei-Mitglieder sehen, vielleicht naiverweise, eher die Vorstellung eines wirklich demokratischen Sozialismus (nein, das ist kein Widerspruch) als die Unterdrückungsmentalität der alten SED-Führung , als Motiv ihres politischen Handelns an.

„Es gibt Teile in dieser Partei, wo ich – wie viele andere auch – Probleme habe, dieses Vertrauen zu entwickeln.“

Herr Gauck, in welcher Partei gibt es die nicht?

Welche Teile von welchen Parteien verstecken sich eigentlich hinter den ständigen Bestrebungen uns alle, selbstverständlich zu unserem Besten, zu überwachen?

Welche Teile von welchen Parteien wollen uns, die StaatsbürgerInnen, entmündigen indem man uns, unter dem Deckmantel des Geheimnisschutzes, Informationen vorenthält die für den demokratischen Prozess wichtig sind? Ich denke da an TTIP und den NSA-Untersuchungsausschuss.

Welche Teile von welchen Parteien klüngeln in Hinterzimmern mit Lobbyisten um nach dem „Dienst am Volke“ einen einträglichen Job in der Wirtschaft zu erhalten? (Ich weiß, Sie tun das nicht.)

Welchen Parteien sollen die BürgerInnen, nicht nur die in Thüringen, vertrauen?

Das müssen die BürgerInnen selbst entscheiden – ganz demokratisch.

Das haben diese getan – und das ist gut so. Wenn die SPD-Basis nun entscheidet, dass ihre Partei an einer von Bodo Ramelow geführten Regierung teil hat – dann ist das Ergebnis eines demokratischen Prozesses.

Die Bedenken des Bürgers Joachim Gauck dürfen nicht das Amt des Bundespräsidenten beschädigen.

P.S. Aus Achtung vor dem Amt des Bundespräsidenten habe ich die Verlautbarung zur Thüringen-Wahl als „Wort zum Sonntag“ betrachtet.

Tag der Deutschen Einheit – Die letzte Nacht der DDR

Die Erstveröffentlichung war am 03.10.2011 auf Google+. An dieser Stelle nochmals im Blog, anlässlich des bevorstehenden Feiertages. Natürlich ungekürzt, unkommentiert und ohne Korrekturen. Für alle die eigene Erinnerungen an die letzte Nacht der DDR haben.

Eigentlich ein Schwanengesang auf die letzte Nacht der DDR

Während in Berlin 1 Million (ich weiß die genaue Zahl nicht mehr) Menschen auf den Glockenschlag zu Mitternacht warteten, saß an einem Lagerfeuer in Leipzig ein „Häuflein Aufrechter“ und feierte die letzte Feier in der DDR.

Was war das nun für ein Haufen? Es waren keine selbsternannten Dissidenten oder Bürgerrechtler, nach ihrem Selbstverständnis waren sie einfach ein paar Idioten, denen das Denken nicht abhanden gekommen war.

Der Handwerksmeister mit seiner Kinderschar, als Gastgeber, dessen Frau einfach beschlossen hatte zu Hause zu bleiben und sich um die Kinder zu kümmern. Ein Gründungsmitglied der Leipziger SDP, ein Gewerkschaftler, ein ehemaliger Polizeioffizier, der mit seiner Kündigung im September 1989 seine Karriere abrupt beendete und noch einige Gleichgesinnte (ich natürlich auch). Teilweise mit ihren Familien.

Hinter uns lagen bis zu 20 Jahren ewige Diskussionen über die Gesellschaft, Probleme mit den Staatsorganen und eine Menge Spaß miteinander. Der Spaß kam bei allen Problemen nie zu kurz.
Die Einladung war ganz einfach formuliert „Lasst uns nochmal feiern, wir wissen ja nicht was wird.“ Das war keine Trauer um den Untergang der DDR, die meisten hatten ja einen winzigen Anteil daran. Es bestand ja einfach die Möglichkeit, dass es uns in alle Winde zerstreut. Die Welt stand ja offen.

Gestern Abend saß ich nun, 21 Jahre später, zu Hause und dachte an diese Feier. Eigentlich hätte man sie ja wiederholen können schließlich sind die meisten noch da.

Eigentlich, wenn da nicht etwas gewesen wäre. Außer Trennungen und Scheidungen gab es da ja noch die Gauck-Behörde. Die räumte mit unseren Illusionen auf.

Das SDP Gründungsmitglied war bei der Affäre um Herrn Schnur vom Demokratischen Aufbruch dabei – gegauckt.

Der Gewerkschaftfunktionär – gegauckt.

Einige andere auch.

Ein Teil der damaligen Freunde geht uns, dem Rest der sich ab und zu noch trifft, aus dem Weg. Deshalb ist leider keine Einheitsfeier im alten Kreise mehr möglich und im reduzierten Kreis wollen wir uns nicht treffen, wir würden ja nur über die Fehlenden reden.

Aber heute werden wir wohl alle miteinander telefonieren und, trotz alledem, den Tag der Deutschen Einheit feiern.

Einen schönen Feiertag – Euch Allen da draußen.