Worte, nichts als Worte – heute „Heimat“

Das Wort „Heimat“ ist zu einem Kampfbegriff zwischen links und rechts geworden – beide Seiten blamieren sich da gerade. Die linke Seite leider mehr.

Nachfolgend ein typischer Dialog zwischen K, also einem Konservativem (rechtem), und P, also einem Progressivem (linkem), Teilnehmer. Zuhörer sind Hans Franz und Lieschen Müller (vulgo: die politisch weniger interessierte Mitte der Gesellschaft).

Grundsätzlich zum Wortbegriff „Heimat“, die Definition der Gebrüder Grimm, also eine konservative Definition, lautet:

heimat, das land oder auch nur der landstrich, in dem man geboren ist oder bleibenden aufenthalt hat

Dialog:

K: „Wir müssen unsere Heimat schützen! Ausländer haben hier nichts zu suchen!“

P: „Verdammter Nazi, Heimat ist ein nationalistischer Begriff!“

Hans Franz und Lieschen Müller stehen daneben und stimmen dem Konservativen zu – weil sie ihre Heimat lieben.

Keine Pointe.

Was läuft hier falsch?

K will nicht, dass der Zuwanderer (egal ob nun Flüchtling oder aus anderen Gründen zugewandert) in seinem Land „bleibenden Aufenthalt“ nimmt und es zu seiner „Heimat“ macht. Übrigens, das würde bedeuten: sie wird zur gemeinsamen Heimat von K und dem Zuwanderer.

P müsste also, damit Hans Franz und Lieschen Müller ihn verstehen, darauf eingehen und seine Ablehnung des konservativen Heimatbegriffs begründen. Dieser beschränkt sich auf „in dem man geboren ist“ (s.o), eigentlich aber auf den Begriff „Vaterland“ oder „Land meiner Väter“.

Statt dessen lehnt P den Begriff in Bausch und Bogen ab und raubt somit vermeintlich Hans Franz und Lieschen Müller ihre Heimat.

Ich würde lieber, ganz konservativ und dem christlichen Ideal gemäß, darum kämpfen:

„Den Heimatlosen eine Heimat zu geben“

als immer wieder um die dümmliche Ablehnung eines Begriffs.

Vielleicht würden Hans Franz und Lieschen Müller das besser verstehen, oder?

Stellt euch vor, der Heimat-Minister müsste für diese „Heimat“ eintreten.

Bildnachweis: CCO Creative Commos by geralt – Thank you

Erlebnisse mit Migranten

In Abwesenheit:

Am Donnerstagmorgen waren beim „Dealer meines Vertrauens“* die üblichen Kunden, also Hartz IV Empfänger, Frührentner und andere „Normalbürger“, anwesend. Während ich meine Drogen kaufte fiel der Satz „Da bin ich aus der Straßenbahn wieder raus, ist nicht auszuhalten mit den vielen Ausländern“. Ich bin ja auch nicht glücklich, dass nach der Spätschicht die Bahnen voll mit schnatternden, grölenden und telefonierenden Menschen sind. In welcher Sprache es lärmt ist mir egal. Die dicken schwitzenden Einheimischen sind manchmal lästiger als jeder Migrant. Es gibt auch schöne Augenblicke, wenn zum Beispiel ein nordafrikanisch aussehender Macho, mit Goldketten und allen anderen Accessoires, zärtlich in sein Telefon flötet und man deutlich hört, dass am anderen Ende ein Mann ist. Auch der ältere Araber zählt dazu, der in strengem Ton pöbelnde arabisch aussehende Jugendliche zurecht wies. Diese haben sogar auf ihn gehört, was im Falle einheimischer Jugendlicher meist weniger funktioniert. Also: nicht alles gut – aber keinesfalls so schlecht, wie der besorgte, oben zitierte, Bürger es sieht.

In Anwesenheit:

Beim Warten auf die Straßenbahn, am Samstag gegen 21.30 Uhr am Leipziger Hauptbahnhof, stand neben mir eine junge rothaarige Frau. Zwei arabisch aussehende Jungs (vielleicht 17 Jahre alt) stellten sich vor sie und sprachen sie an. Sie hielten aber Abstand. Ich lauschte natürlich nicht, konnte aber große Teile des Gesprächs verstehen. Sinngemäß ging das so: „Darf ich Dir sagen, dass Du wirklich hübsch bist?“ – sie lächelt (macht einen entspannten Eindruck) „Danke“ – „Mein Freund hier ist … (kann ich nicht verstehen) er wird einmal berühmt.“ – skeptisches Lächeln – „Wir werden beide berühmt in Leipzig! Gibt es berühmte Leipziger?“ – „Ja … (Name sagt mir nichts) ist auf Instagram berühmt.“ – „Auf Instagram ist das keine Kunst, ich habe einen Freund der kann Dir 10.000 Follower besorgen. Auf Youtube ist das schon was anderes.“ – sie lächelt wieder, die Bahn kommt „Meine Bahn, tschüss“ – „Tschüss, Du bist wirklich hübsch!“ Wir stiegen in die gleiche Bahn, die Frau und ich. Ich hätte sie gern gefragt, ob sie sich durch die Jungs belästigt gefühlt hatte. Der Augenschein sagte aber, sie war gelassen und leicht belustigt über den Flirtversuch. Also habe ich darauf verzichtet. Die Jungs machten, aus dem Fenster gesehen, ebenfalls einen zufriedenen Eindruck. Sie hatten eine Frau angesprochen, mit dem altersbedingt üblichen pfauenhaften Gespreize und der ebenso üblichen Unsicherheit, und waren nicht abgewiesen worden. Ein Flirtversuch, ein Lächeln und Tschüss – vielleicht haben sie ja mal Glück und bis dahin üben sie. Es gab kein Bedrängen, keine Anzüglichkeiten – Jungs eben. Nicht anders als überall – Alltag in Leipzig eben.

* Der “Dealer meines Vertrauens“ handelt staatlich lizenziert mit Drogen, sprich Alkohol und Tabak, in einem Ladengeschäft.