Josef A. Köhler 3

Josef A. Köhler wurde am 23.6.1942 zur Deutschen Wehrmacht einberufen. Josef A. Köhler sprach meist davon, dass er einberufen wurde. Eine Freiwilligenmeldung ist aber nicht auszuschließen.
Die infanteristische Ausbildung erfolgte beim 465. Infanterie-Ersatz-Bataillon in Neustadt an der Mettau (CSR.), und endete am 1.7.42. Nach Beendigung der Ausbildung erfolgte eine Abkommandierung zu einem Kriegsoffiziersbewerber (KOB) Lehrgang in Josefstadt (CSR), der bis zum 15.9.1942 dauerte, und nach dessen Abschluss die Ernennung zum Gefreiten erfolgte. Nach meinen Recherchen war für die Teilnahme an einem solchen Lehrgang zwar nicht die Freiwilligenmeldung zum Wehrdienst, aber die freiwillige Verpflichtung als KOB erforderlich.
Vom 15.9.1942 bis 1.10.1942 erhielt er Heimaturlaub, den er bei seinen Eltern in Fleyh verbrachte.
Am 01.10.1942 wurde er von Dresden-Übigau aus an die Front geschickt. Vom 10.11.bis 22.11.1942 was Josef A. Köhler bei der 384. Infanterie Division bei Kissel-Jakow, von dort aus zog sich die Einheit über Dubinski nach Dimitrewka zurück und er wurde wegen Ruhr ins Lazarett eingewiesen. Beim weiteren Rückzug kam er am 29.01.1943 in Stalingrad an. Die 384. Infanterie Division wurde vernichtet, der restliche Bestand der Einheit wurde der 71. Infanterie Division angeschlossen. Am 30.01.1943 geriet Josef Köhler mit bei einem Stoßtruppunternehmen in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

Quellen zur Kriegsgefangenschaft für den Zeitraum Februar 1943 bis Januar 1946 sind eigentlich nicht vorhanden. Eine Bestätigung von Lageraufenthalten, durch russische Archive (Archiv des KGB), gibt es erst für die Zeit ab Januar 1946. Dort wird der Aufenthalt im Lager 7190 / Wladimir bestätigt. Es fehlen also drei Jahre.
Eine,von vielen verschiedenen, Zusammenfassungen liefert Josef A. Köhler in einem Lebenslauf von 1950 (Original in Russisch):
„Vom30.1.43 bis 1.4.43 war ich im Arbeitskommando des Stabes einer sowjetischen Division, wo ich zeitweilig im Verlaufe der Angriffe der Sowjettruppen auf die Stadt Rostow als Radioredner [gemeint ist hier wohl Grabensprecher] eingesetzt wurde. Dabei wurde ich Ende März 43 zweimal verwundet.
Vom1.4.43 bis 17.9.1943 war ich im Lazarett des Lagers 108 (Beketowka) wo ich als Propagandist arbeitete. Vom 17.9.43 bis 7.12.43 arbeitete ich als Bevollmächtigter des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ (NKFD) im Lazarett Leschnowo.
Vom 17.12.43 bis 1.4.44 war ich Lazarettältester im Lazarett für kriegsgefangene Offiziere des Lagers Nr. 160 Susdal.
Vom1.4.44 bis 23.6.44 war ich Bevollmächtigter des NKFD im Offizierslager 160 Susdal.
Vom26.6.44 bis 1.9.44 arbeitete ich war ich Arbeiter [?] beim Aufbau des Traktorenwerkes in Wladimir.
Vom 1.9.44 bis 30.4.47 Leiter der Produktionsabteilung der Lagerverwaltung des Lagers 190 des MDI [MWD T.K.] in Wladimir.“
Einen Nachweis für den Besuch einer Antifaschule oder einer anderen Einrichtung, könnten die „Männer mit Orden“ darstellen, wenn es gelänge, die abgebildeten Personen zu identifizieren.
Für diesen Zeitraum gibt es nur zwei Namen von Mitarbeitern des Nationalkomitees Freies Deutschland in den Unterlagen. Diese sind Knittel, ein Berliner Kommunist und Emigrant, und Leutnant Mlynek.
1988 bestätigte Hans Riess, ein Absolvent der zentralen Antifa-Schule in Krasnogorsk und Frontbeauftragter des NKFD, zwar nicht den hier behandelten Zeitraum, aber seine Bekanntschaft mit Josef A. Köhler.

Dazu kommentierte ich nachträglich:

Im neuen Beitrag von +Josef A. Köhler wird auf die mangelhafte Quellenlage zu den Jahren von 1943 bis Anfang 1946 eingegangen. Erst einmal zur Erläuterung warum diese Jahre so wichtig sind.
In diesen Jahren muss etwas geschehen sein was dazu führte, dass +Josef A. Köhler ab Februar 1946 zur Spitze der Lagerhierarchie gehörte. “Leiter der Produktionsabteilung derLagerverwaltung des Lagers 190 [später Nr. 7190 in Wladimir]” ist jedenfalls eine Stellung die man nicht so einfach erreichte. Auf die Bedeutung dieser Stellung werde ich bei der Betrachtung der späteren Jahre eingehen. Ausserdem geht aus einigen Veröffentlichungen und Dokumenten hervor, dass er später perfekt Russisch sprach und schrieb. Also eine Sprache, die er bei seiner Einberufung zur Wehrmacht nicht beherrschte.
Es ist zu vermuten, dass er in dem behandelten Zeitraum an Schulungen des NKFD und an Antifa-Lehrgängen teilnahm.
Ein Besuch der zentralen Antifa-Schule in Krasnogorsk ist nicht auszuschließen, kann aber nicht nachgewiesen werden.
Im zentralen russischen Militärarchiv (RGWA) gibt es keine Unterlagen, die einzige Archivauskunft aus Russland ist die bereits erwähnte des FSB (ehem. KGB).
Zweifelhaft erscheint eine Eintragung im Arbeitsbuch von 1954, ausgestellt vom Rat des Stadtbezirks XI der Stadt Leipzig. Dort ist für 1944 – 1946 ein Studium an der Universität Ulan Bator M.V.R. (Mongolische Volksrepublik) eingetragen. Auch in einem Fragebogen von 1954 steht: Haben Sie an Lehrgängen teilgenommen? 1944-46 Ulbat , was diese Behauptung (wenn man Ulbat als Abkürzung für Ulan Bator nimmt) stützt. Dafür gibt es aber auch keinen Nachweis.
Als Bildanlage das zweite Bild “Männer mit Orden”, auf dem auch +Josef A. Köhler zu sehen ist.

Josef A. Köhler 2

Im Jahre 1941 ging Josef Köhler nach Leipzig um sich an der Berlitz-School zum Dolmetscher für Englisch ausbilden zu lassen. Auch hier sind keine Unterlagen mehr vorhanden. Als einziger Anhaltspunkt kann hier seine Meldeadresse aus dieser Zeit betrachtet werden. Er wohnte laut Meldekartei in der Pflugkstrasse 11, Leipzig W34 (Großzschocher) bei der Witwe Gertrud Langhammer. Mit deren Tochter Ruth  hatte er später auch noch Briefkontakt. In dieser Zeit hat er nach seinen Angaben im „Privatinstitut Breitfeld“ als Nachhilfelehrer für Latein und Altgriechisch gearbeitet und Vorlesungen am Institut für Journalistik der Universität Leipzig besucht. Auch dazu sind keine Unterlagen vorhanden.

Der folgende Kommentar wurde von mir angefügt:

Aber nun zum letzten Artikel über Josef Köhler. Voranstellen möchte ich hier, dass mir der Aufenthalt in Leipzig im Jahr 1941 völlig unbekannt war. Die erste Information über diesen stand in einem Lebenslauf, den ich im Archiv der Universität Leipzig fand. Leider blieben meine Recherchen zu diesem Aufenthalt ziemlich erfolglos. Das Berlitz-Institut führte zu diesem Zeitpunkt keine zentrale Kartei seiner Schüler. Das “Privatinstitut Breitfeld” existiert nicht mehr, allerdings lässt sich die Existenz des Instituts anhand des Reichstelefonbuchs für Leipzig für 1941 nachweisen. In den Unterlagen der Universität Leipzig findet sich keine Bestätigung für eine Teilnahme an Studienveranstaltungen.
Allerdings ist die genannte Adresse, Pflugkstrasse 11, Leipzig W34 (Großzschocher), in der Meldekartei für 1941 eingetragen und aus der späteren Korrespondenz geht die Verbindung zu Gertrud und Ruth Langhammer eindeutig hervor.
Über Ruth Langhammer habe ich in meinem Blog mehrfach geschrieben  , leider konnte sie mir keine weiteren Auskünfte geben. Auch aus ihrem Buch über die Arbeit in der “Leipziger Spielgemeinde”  konnte ich keine weiteren Informationen entnehmen.
Interessant war es auf jeden Fall festzustellen, dass ich auf den Spuren des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR wandelte. Dieses hatte bereits 1988 Recherchen zu diesem Zeitraum, ebenfalls ohne Erfolg, durchgeführt.

Josef A. Köhler 1

Auf Google+ habe ich diese Beiträge bereits gepostet. Ich werde sie aber hier nochmals veröffentlichen, nich in Konkurrenz zu meinem Blog “Versuch einer Biographie”, sondern damit sie nicht verloren gehen.

Ich beginne also mit dem ersten Artikel.

Ich beginne mal chronologisch mit der Zusammenfassung der Ereignisse. Als erstes die Jahre 1923 bis 1941.

Am18. März, dem Passionssonntag, des Jahres 1923 wurde Josef Köhler, als Sohn vonAnton (geb. 23.Januar 1885) und Philomena (geb. Seifert, 08.Juli 1888) Köhler,im Dorfe Fleyh (Flaje), im böhmischen Erzgebirge, geboren.Über die frühe Kindheit von Josef Köhler ist nichts bekannt, er besuchte vom1.9.1929 bis 28.6.1934 die Volksschule in Fleyh (Flaje). Ab dem 1.9.1934 bis Anfang1939 besuchte er das Gymnasium und Bischöfliche Knabenseminar in Mariaschein (Bohusodov), welches vom Jesuitenorden geleitet wurde. Das Seminar wurde nach der Besetzung des Sudetenlandes geschlossen.Unklar ist noch der Zeitraum ab 1939, als das bischöfliche Knabenseminar in Mariaschein geschlossen wurde. Josef Köhler schrieb in verschiedenen Lebensläufen der späteren Zeit, dass er das Gymnasium in Brüx (Most) (dieses war aber eine Oberschule für Jungen) und später das Gymnasium in Dux (Duchcov) besuchte. Leider sind keine Schulunterlagen mehr vorhanden, aber es gibt ein Bild welches diesem Zeitraum zugeordnet werden kann.Ein Abschluß des Gymnasiums mit dem Abitur (Matura) ist nicht nachweisbar.Weiterhin wurde von einer Mitgliedschaft in der Hitlerjugend (HJ) geschrieben und von der Arbeit in der „Banntheatergruppe“. Auch hierzu gibt es keine Unterlagen, aber ein Foto zeigt Josef Köhler als Mitglied eines Orchesters. Ausserdem taucht im Zusammenhang mit, der von ihm behaupteten, unehrenhaften Entlassung aus der HJ der Name Josef Slabyhoudek aus Oberleutensdorf (Litvinov) auf.