PRISM – Was tun?

Es geht mir an dieser Stelle natürlich nicht darum PRISM & Co. zu verteidigen, aber ich möchte auf den Cartoon [1] hinweisen, den der Jörn bei G+ gepostet hat.

wie mans macht

Da geht es natürlich um PRISM und den Verdacht, dass man sich mit dem Rückzug aus dem Internet erst recht verdächtig macht. Viele fanden das witzig, ist es aber nicht.

Zurück zu nine/eleven, da wurde viel über Schläfer-Terroristen geschrieben. Zur Quellenrecherche hatte ich keine Lust, verzeiht mir, aber ich kann noch einige Thesen aus dem Gedächtnis wiedergebe. Diese sind auch Inhalt in beliebten US-amerikanischen Filmen und Serien. Sage also Keiner, er habe sie noch nie gehört.

1. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist rasiert sich seinen Bart, trägt unauffällige Kleidung.

2. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist geht nicht in Moscheen, zumindest in keine die als radikal bekannt sind.

3. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist missioniert nicht für seinen Glauben, er spricht einfach nicht darüber.

4. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist lebt unauffällig und an seine Umwelt angepasst.

Die Liste ließe sich fortsetzen, aber Fazit ist:

Der (islamische*) Schläfer-Terrorist ist nicht zu erkennen!

Dazu gehört auch, dass er (der wirklich gefährliche) keine verdächtigen Websites aufruft und sich ebensowenig in solchen Chatrooms herumtreibt.

Da kommt nun der Cartoon ins Spiel. Und die Auswertung von PRISM.

Logische Folge wäre, wer sich so benimmt wie der Protagonist, der ist ein Terrorist – wer normal im Internet unterwegs ist, der ist keiner.

Wenn das nur alles so einfach wäre.

Dann wäre PRISM eine Maschine, die nach dem Ausschlussverfahren arbeitet. Verknüpft mit einer Datenbank der Weltbevölkerung würde sie nach Verdächtigen suchen die durch Abwesenheit und unauffälliges Verhalten hervorstechen.

Nun sage aber noch einer, er habe nichts zu befürchten – Er tue ja nichts Unrechtes.

Gerade dann wäre er verdächtig!

Gerade dann sollte er gegen PRISM & Co. sein!

Wenn auch nur aus dem Grund, dass er mit der Teilnahme am Protest wieder unverdächtig wird.

!!! Der Artikel könnte Spuren von Ironie enthalten. Bei Risiken und Nebenwirkungen empfehle ich die Packungsbeilage. !!!

* islamisch ist hier im Kontext von 9/11 zu sehen, gilt für Terroristen jeder Coleur

[1] Bildquelle: http://www.fr-online.de/fotostrecken-politik,1472612,23570292.html

PRISM – Applaus oder Protest?

Da ich hier niemandem zu nahe treten möchte, nehme ich meinen imaginären BILD lesenden Nachbarn. Dieser ist einigen Lesern meiner G+ Ergüsse aus dem letzten Jahr bekannt. Letztens hatten wir also eine Diskussion über PRISM und die USA im Allgemeinen. Natürlich verurteilte er die Ausspähung unserer privaten Daten aufs Schärfste.

Allerdings erinnerte ich ihn an einige vorherige Gespräche, da wurde er doch etwas nachdenklich.

Worum ging es nun eigentlich? Klar, es ging um das Fernsehen und beliebte US-amerikanische Serien. Um nur zwei zu nennen, es ging um Navy CIS LA und Numbers.

Der gesetzestreue Bürger freut sich ja nun immer, wenn der smarte Gesetzeshüter den Bösewicht, nicht nur mit Brachialgewalt sondern mit Grips und Technik, ermittelt und aus dem Verkehr zieht.

Da werden die Schilderungen über PRISM im Alltag billigend in Kauf genommen, ja es wird sogar applaudiert.

Beispiel gefällig?

In Navy CIS LA wird der Aufenthaltsort eines Verdächtigen ermittelt indem sein Foto mit den aktuellen Postings in Facebook abgeglichen wird. Er ist demzufolge in einer Disco und wird dort verhaftet. Applaus!

Ständig werden Verbindungsdaten aus den letzten Jahren zu Rate gezogen, Emails die von Rechnern gelöscht werden über die Provider wieder ans Licht geholt und das Internet wird zur Verbrechensbekämpfung genutzt. Besonders die sozialen Netzwerke spielen immer wieder eine große Rolle.

Warum sind wir nun alle so erstaunt, mein lieber Nachbar?

Weil es uns betrifft!

Wer hat uns denn bei der Fernsehunterhaltung versprochen, dass nur die Daten der Bösewichte überwacht werden?

Ein kleiner Ausflug noch in die Literatur.

Im Jahr 2000, in Deutschland regierte die rot-grüne Koalition, erschien ebenda das Buch eines amerikanischer Schriftsteller über Abhör- und Spionageoperationen. Er schildert dort auch deren Geschichte.

Nach einem kurzen Abriss über die Entwicklung der Telefonie bis hin zur Erfindung der Wählscheibe, lesen wir:

Diese Technik (Wählscheibe) war ein großer Gewinn, nicht zuletzt für die Mathematik, die um ein neues Teilgebiet erweitert wurde, nämlich um die Kombinatorik*) , die während der 30er Jahre von der amerikanische Gesellschaft AT&T systematisiert wurde. Zehn Jahre später nutzte der besagte holländische Ingenieur diese Rechenmethode zur Erstellung virtueller Pfade innerhalb der Relaisstationen, womit er den Widerstandskämpfern die Möglichkeit verschaffte, Mitstreiter anzurufen, ohne dass der Anrufer oder der Angerufene lokalisiert werden können. [1]

Es folgt ein kurzer Abschnitt über das Bekanntwerden dieser Technik bei den Geheimdiensten, besonders dem OSS und über die Verwertung dieser Erkenntnis in Zusammenarbeit mit AT&T. Ab 1955 wurde dann das System internationaler Standard, der historische Abriss geht bis zu den 70er Jahren mit Tastentelefonen und Frequenzwahl. Er endet mit der Zusammenfassung:

Dieses, im AT&T-eigenen Forschungslabor in Parsippany, New Jersey, entwickelte und der Welt zur Verfügung gestellte Telefonsystem wurde in den Folgejahren immer wieder verbessert und ausgebaut, so dass schließlich fast alle Welt einheitlich vernetzt war. Und eingebettet in dieses System war ein 6-zeiliger Binärcode, der auf die Idee eines holländischen Widerstandskämpfers zurückging. [1]

Applaus!

Übrigens, im selben Kapitel beschreibt er auch noch etwas heute völlig Neues.

Es wird ein Spionageprogramm auf einem Computer installiert und dabei nistet es sich in eine Nische des Betriebssystems, der neuesten Windows-Version, ein.

„Diese Nische war von einem Microsoft-Mitarbeiter eingerichtet worden, der ohne das Wissen seines Arbeitgebers, diesen patriotischen Dienst geleistet hatte…“ [1]

Applaus!

Der Mann, der dies schrieb, ist nun natürlich kein Whistleblower. Er erfreut sich bester Beziehungen zu den Diensten in den USA.

Mal ehrlich, lieber Nachbar, warum staunen Sie nun über Snowdens Enthüllungen?

Warum regen Sie sich auf?

Bisher haben Sie applaudiert.

Oder dachten Sie, dass das alles nur Fiktion war?

Armer Nachbar …

Eine kleine persönliche Anmerkung sei gestattet. Es geht hier nicht um eine Verteidigung von PRISM. Mir geht es nur darum zu erläutern, warum mein Nachbar, die Bundesregierung, Deine Mudda und wir alle eigentlich nicht über die neuen Erkenntnisse staunen müssten. Wir wussten doch alle was möglich ist. Waren wir so naiv zu glauben, dass niemand das Mögliche tut?

*) Übrigens, Prof. Charlie Eppes in Numbers beschäftigt sich immer wieder mit Kombinatorik. (unnützes Wissen)

[1] Clancy, Tom „Im Zeichen des Drachen“(The Bear and the Dragon), Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG München, 3. Auflage, 2000, ISBN 3-453-18048-8, S. 213 ff)

Manchmal, aber nur manchmal …

… sind negative Ereignisse im Leben, ein Anstoß in die richtige Richtung.

Ehrlich, die letzten eineinhalb Jahre war ich mit meinem Job nicht wirklich glücklich. Stets etwas verkaufen was die Leute nicht wirklich wollen und brauchen, für einen Kundendienstmann ist das belastend. Aber wer braucht schon Leute, die sich für die Wehwehchen der Kunden wirklich einsetzen? Na gut, es gibt da Initiativen und Vereine, aber leben muss man ja auch von Irgendetwas.

Heute vor acht Wochen war ich also auf Arbeit, der Arbeitstag sollte bis 16.00 Uhr gehen. Gegen 15.15 Uhr tauchten meine kleinen Chefs nacheinander hektisch an meinem Platz auf, aber ich war gerade im Kundengespräch. Endlich, gegen 15.45 Uhr, war dieses erfolgreich (!) beendet, da kam der mittelgroße Chef und forderte mich auf mitzukommen. Ein kurzes Gespräch „Du bist gut für das Team…“, „…aber nicht verkaufsorientiert genug…“ und „ …die allgemeine wirtschaftliche Lage…“, „…14 Tage bis zum Ende der Probezeit…“ und „…mir persönlich fällt es schwer…“, ein Zettel mit der Kündigung incl. 14 Tagen Freistellung bei vollem Lohnausgleich, natürlich unter Anrechnung des anteiligen Urlaubs.

Unter Aufsicht (!) durfte ich meinen Arbeitsplatz räumen, Schlüssel und Ausweis abgeben und wurde zum Ausgang geleitet. Nicht, dass Ihr mich falsch versteht, dieses Procedere mit dem „unter Aufsicht“ ist hier nicht verwerflich. Ich sage nur Datenschutz.

16.15 Uhr war ich raus – im wahrsten Sinne des Wortes.

Sechsundfünfzig Jahre alt, einen Gesellenbrief (Facharbeiterzeugnis) für einen Beruf dem man gesundheitsbedingt nicht mehr ausüben kann, ein Diplom für Maschinenbau, welches keiner mehr akzeptiert und Berufserfahrungen die zwar für Smalltalk taugen, aber im Einstellungsgespräch eher hinderlich sind. Habt Ihr schon mal mit einem Personaler gesprochen und ihm gesagt, dass Ihr schon Einstellungsgespräche geführt habt als er noch in den Windeln lag? Ist lustig aber nicht zielführend.

Also zuerst brauchte ich einen Plan.

Das Schwerste war die Mitteilung an die Familie. Zur Erläuterung, ich war 3 Jahre krank und zeitweilig arbeitslos, was natürlich negativ für die Frage ALG ist. Dann 1 Jahr in einer Firma und nach diesem der Wechsel in eine (vermeintlich) bessere Firma. Aber das war ja nun Geschichte.

Am Abend meldete ich mich online arbeitssuchend und schrieb die ersten zehn Bewerbungen. Am Mittwochmorgen dann der obligatorische Besuch bei der Agentur für Arbeit. An der Schlange für ALG II vorbei, 20 min. Wartezeit, kurzes Gespräch und Empfang der Unterlagen für sämtliche Anträge, nochmals 15 min. Wartezeit und ein erstes Gespräch mit der Arbeitsvermittlerin. Sehr nett die Dame, sie machte sogar einen kompetenten Eindruck. Wir trennten uns auch freundlich mit der Absicht uns sobald nicht wiederzusehen.

Zu Hause dann die nächsten 12 Bewerbungen geschrieben und einige Telefonate geführt. Am Donnerstag hatte ich das erste Vorstellungsgespräch, vereinbarte noch drei Termine für weitere Gespräche und schrieb die dreiundzwanzigste Bewerbung. Nebenbei meldete ich mich noch auf diversen Jobbörsen an.

Ein Bewerbungsgespräch am Freitag endete damit, dass ich am ersten Tag meiner Arbeitslosigkeit einen neuen Job haben könnte, wenn denn der Niederlassungsleiter der Firma zustimmen würde. Man werde mich wieder anrufen.

Dies geschah auch am Montag, nach weiteren drei Bewerbungsgesprächen, mit Terminvereinbarung am Mittwoch. Natürlich hatte ich meine Pflichten gegenüber der Agentur nicht vernachlässigt und die ersten Anträge bereits abgegeben.

Am Mittwoch dann das Gespräch mit dem neuen Chef. Auf 15 min. angesetzt, dauerte es eine Stunde und endete mit der Einstellung in der Firma in der ich heute arbeite.

Kein Verkauf, nein technischer Support. Das was ich eigentlich machen wollte. Keine Provision sondern Festgehalt.

Sechs Wochen später, nach drei Wochen Theorie und drei Wochen praktischem Lehrgang bin ich nun wieder „am Band“ und zumindest mit der Arbeit zufrieden.

Jetzt muss ich allerdings wieder sechs Monate Probezeit absolvieren. Man hört voneinander falls es nicht klappt.

Wie gesagt, manchmal …