PRISM – das Bewegungsprofil

Zuerst einmal, ich habe keine Angst vor PRISM. Klingt absurd aber wer mich kennt, der weiß womit ich mich beschäftige. Somit hätten die Computer und Analysten der NSA ihren Spaß mit mir. Im Telefonspeicher Nummern von Ex-Stasi-Mitarbeitern und Opfern, von arabischen, jüdischen, russischen und anderen Bekannten. E-Mail-Adressen von Organisationen (Täter und Opfer), BND, NSA, CIA, FSB usw.

Wie schon im letzten Artikel zum Thema beschrieben, sollte ich somit ja unverdächtig sein.

Aber gerade der letzte Artikel hatte eine gewisse Resonanz. Weil er sich mit dem Unschuldigen und Unverdächtigen beschäftigte, der dennoch ins Fadenkreuz geraten könnte. Mit dem, der sich vermeintlich um PRISM keine Gedanken machen muss und deshalb nicht aktiv wird.

Eine kleine Vorbemerkung noch. Der ständige Vergleich mit der Stasi trifft es nicht. Auf Grund der mangelnden technologischen Ausstattung (die entsprechende gab es da noch nicht) saßen an meinen Daten menschliche Analysten. Die waren vielleicht ideologisch indoktriniert, aber entgegen den Gerüchten nicht dumm. Sie hätten bestimmte Merkmale evt. schneller interpretieren können als ein Computer. Ein Vergleich, der nicht gezogen wird, ist aber zulässig. Daten die einmal gespeichert wurden blieben im Speicher. Heute wird aber bestritten, dass es immer noch so ist.

Nun aber zum in der Überschrift erwähnten Bewegungsprofil.

Vielleicht macht es einen nicht verdächtig, aber ich habe seit 18 Jahren die gleiche Mobilfunknummer beim selben Provider. Mit diesem Mobilelefon „bewaffnet“ war ich 10 Jahre in Bremen für den ADAC unterwegs. Privat natürlich auch.

Was habe ich da für Leute kennengelernt. Unter anderem Kriminelle, religiöse Fanatiker (zumindest nach ihren Äußerungen), Linke, Rechte – das ganze Spektrum eben. Meine privaten Kontakte entwickelten sich genauso vielschichtig. Als ich 2008 wieder nach Leipzig zog, ging das weiter. Telefonische und E-Mail-Kontakte zu den Bremer Bekannten, neue Kontakte hier und dann der Beginn meiner Forschungsarbeit.

Jetzt lasse einer hier Bewegungsprofile beliebiger krimineller oder unter Terrorverdacht stehender Gruppen erstellen. Diesmal aber nicht durch einen menschlichen Analysten sondern durch einen „seelenlosen“ Computer.

Mag sein, dass ich plötzlich in vielen Profilen auftauche. Natürlich Herr BIM, die Daten sind „entpersonalisiert“, aber genauso schnell lassen sie sich wieder personalisieren. Da stehe ich dann da mit meinen „Verbindungen“.

Da diese vielleicht mehrere Gruppen betreffen, könnte es ein ziemlich schlimmer Verdacht werden. Hoffen könnte ich dann nur auf einen einigermaßen ausgeschlafenen (hier wörtlich, in der Form von nicht übermüdet) menschlichen Analysten. Der könnte dann feststellen, dass der größte Teil der „Verbindungen“ auf meine Arbeit zurückgeht und nicht von mir initiiert wurde.

Aber was geht Euch meine Geschichte an?

Denken wir mal an den Pizzaboten, die mobile Altenpflegerin, den Taxifahrer und Andere.

Natürlich, am Ende wird sich das Alles im Einzelfalle aufklären lassen.

Aber glaubt Ihr wirklich, dass der maschinell begründete Verdacht gelöscht wird?

Glaubt Ihr, dass der „Verdächtige“ im Computersystem rehabilitiert wird?

Dass er beim nächsten Mal automatisch unverdächtig ist?

Ich glaube auch, dass Elvis lebt!

Weniger Autos in Leipzig – Die Grünen

Es ist Wahlkampf und DIE GRÜNEN schlagen so richtig zu. Erst der Veggieday und nun für Leipzig die Forderung nach weniger Autos.

Also liebe Grüne, ich bin da ganz bei Euch, mit den Autos.

Weniger aus Umweltgründen, es sei mir verziehen aber ich kenne noch ein Leipzig in dem die Umwelt weit mehr belastet war. Nein, es geht mir um die Frage der Ästhetik (!) und der Ruhe.

Erfreulich waren die Forderungen nach dem Preisstopp für den ÖPNV und nach intakten Fuß- und Radwegen.

Aber das Alles greift m.E. nach zu kurz.

Die grundlegende Frage müsste doch sein „Warum tut sich der Leipziger das an?“

Im Stau stehen, Parkplatzsuche, Parkplatzgebühren usw.

Also mal eine zielgruppenorientierte Analyse machen. Nicht wild auf die Autofahrer einschlagen.

Der  ÖPNV in Leipzig

Für mich ist dieser ein Relikt aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts, zumindest die heutige Form. In Leipzig fahren Bahnen und Busse, bis auf geringe Ausnahmen, Strecken die in ebenjener Zeit festgelegt wurden. Grund war die Arbeiter aus den Wohngegenden in die Industriegebiete zu bringen. Heute hat sich aber die Struktur geändert. Industriegebiete, z.B. Leipzig-Plagwitz, sind Wohngebiete und die Leute die dort wohnen müssen Strecken fahren, an die die Organisatoren des ÖPNV aus den 20er Jahren nicht gedacht haben. Das bedeutet mehrfaches Umsteigen und somit lange Fahrzeiten.

Auch die Fahrplanstruktur ist aus dieser Zeit. Alle wollen Service, Einkaufen bis 22.00 Uhr, Hotlines die rund um die Uhr besetzt sind und feiern bis der Arzt kommt.  Das aber 7 Tage die Woche. Die Verkäuferin, der Mitarbeiter im Call-Center, Kellner, Koch und Andere, aber auch der Feiernde kommen somit in den Nachtfahrplan. Da ist Schluss mit Lustig. Da hilft auch kein geringerer Preis. Da fährt man, so man kann mit dem Auto.

Es geht hier auch nicht um die Verweigerung des Radfahrens, viele tun es und viele können es nicht.

Aber der Preis des ÖPNV, ich gebe Euch Recht – er ist eine Zumutung. Gut, ich habe Fahrrad und Monatskarte, aber was ist mit dem Gelegenheitsfahrer oder Besucher unserer Stadt?

Will eine 4köpfige Familie, die über Markkleeberg anreist, in die City dann kostet die Tages-Familienkarte 17,50 €. Da kann man auch durchfahren und ins Parkhaus. Rechnerisch vielleicht grenzwertig, aber ich muss ja in Markkleeberg einen Parkplatz suchen. Warum gibt es keinen bewachten Parkplatz, gekoppelt mit der Tageskarte?

Das Einkaufen per ÖPNV ist auch so eine Sache. „Tante Emma“ ist tot, das wird sich auch nicht ändern. Man hat ja immerhin schon wieder Supermärkte in Wohngegenden gebaut – ein Anfang. Aber was ist mit dem ÖPNV? Beispiel „Kaufland“ Georg-Schumann-Str., dort fährt die Bahn – vorbei. Gut, nur 200m, aber dann eine Fußgängerampel am „falschen“ Ende der Haltestelle, oder ein „wilder Übergang“ am richtigen Ende. Ein schmaler Fußweg, in grauenhaftem Zustand, mit einer weiteren Überquerung einer Straße, die nur bedingt tauglich ist um einen „Hawazuzie“* zu benutzen. Und wenn man Pech hat, kommt als Nächstes die Straßenbahn mit Hocheinstieg. Ach, ich vergaß, wenn man in die falsche Richtung will, dann sind es 100m mehr und es sind 3 Straßen zu überqueren. Vielleicht würde doch der Eine oder Andere mehr mit der Bahn hinfahren, wenn die Haltestelle davor wäre. Natürlich nur, wenn auch von der Zielhaltestelle bis zum Haus ein „unfallfrei zu begehender“ Fußweg wäre. Aber da sind wir ja beieinander.

Dies nur mal als Beispiele für die Erhöhung der Attraktivität des ÖPNV. Natürlich gehören auf einigen Strecken kürzere Zugfolgen dazu. Aber auch die Ausstattungen von Bahnen und Bussen ist ein Problem. Wenn bei beim heutigen „Design“ noch mehr Leute mit Taschen und „Lastenträgern“* dazu kämen, dann wäre „Schicht im Schacht“.

Wie gesagt, ich fahre Fahrrad oder ÖPNV, nicht aus ideologischen Gründen oder Begeisterung. Aber ich bin 30 Jahre lang alles mit dem Auto gefahren, aus den o.g. Gründen und kann jeden verstehen der das tut.

Ein kleiner Einwurf noch zur anfangs erwähnten Ästhetik. Mich stören die voll gestellten Straße und die Blechlawinen – es ist unschön.

Hier hilft aber kein Lärm- und Luftreinhalteplan. Anwohnerparken, Schaffung von Parkflächen für Anwohner wäre ein erster Schritt. Gekoppelt mit echter Attraktivität des ÖPNV würde vielleicht auch der Eine oder Andere zumindest auf den Zweitwagen verzichten.

* Hawazuzie und Lastenträger, damit sind Einkaufswagen gemeint, natürlich nicht die vom Supermarkt.

PRISM – Was tun?

Es geht mir an dieser Stelle natürlich nicht darum PRISM & Co. zu verteidigen, aber ich möchte auf den Cartoon [1] hinweisen, den der Jörn bei G+ gepostet hat.

wie mans macht

Da geht es natürlich um PRISM und den Verdacht, dass man sich mit dem Rückzug aus dem Internet erst recht verdächtig macht. Viele fanden das witzig, ist es aber nicht.

Zurück zu nine/eleven, da wurde viel über Schläfer-Terroristen geschrieben. Zur Quellenrecherche hatte ich keine Lust, verzeiht mir, aber ich kann noch einige Thesen aus dem Gedächtnis wiedergebe. Diese sind auch Inhalt in beliebten US-amerikanischen Filmen und Serien. Sage also Keiner, er habe sie noch nie gehört.

1. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist rasiert sich seinen Bart, trägt unauffällige Kleidung.

2. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist geht nicht in Moscheen, zumindest in keine die als radikal bekannt sind.

3. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist missioniert nicht für seinen Glauben, er spricht einfach nicht darüber.

4. Der (islamische*) Schläfer-Terrorist lebt unauffällig und an seine Umwelt angepasst.

Die Liste ließe sich fortsetzen, aber Fazit ist:

Der (islamische*) Schläfer-Terrorist ist nicht zu erkennen!

Dazu gehört auch, dass er (der wirklich gefährliche) keine verdächtigen Websites aufruft und sich ebensowenig in solchen Chatrooms herumtreibt.

Da kommt nun der Cartoon ins Spiel. Und die Auswertung von PRISM.

Logische Folge wäre, wer sich so benimmt wie der Protagonist, der ist ein Terrorist – wer normal im Internet unterwegs ist, der ist keiner.

Wenn das nur alles so einfach wäre.

Dann wäre PRISM eine Maschine, die nach dem Ausschlussverfahren arbeitet. Verknüpft mit einer Datenbank der Weltbevölkerung würde sie nach Verdächtigen suchen die durch Abwesenheit und unauffälliges Verhalten hervorstechen.

Nun sage aber noch einer, er habe nichts zu befürchten – Er tue ja nichts Unrechtes.

Gerade dann wäre er verdächtig!

Gerade dann sollte er gegen PRISM & Co. sein!

Wenn auch nur aus dem Grund, dass er mit der Teilnahme am Protest wieder unverdächtig wird.

!!! Der Artikel könnte Spuren von Ironie enthalten. Bei Risiken und Nebenwirkungen empfehle ich die Packungsbeilage. !!!

* islamisch ist hier im Kontext von 9/11 zu sehen, gilt für Terroristen jeder Coleur

[1] Bildquelle: http://www.fr-online.de/fotostrecken-politik,1472612,23570292.html