Der „Mut zur Familie“

wird am Wochenende von verschiedenen „Experten“, die der Einladung eines hier nicht genannten Verlages folgen, beschworen.

Da wäre ich doch völlig deren Meinung.

Wenn da nicht ein paar Unklarheiten wären.

Da ist zum Beispiel die Rede von einer „sexuelle Umerziehung“. Was ist das eigentlich?

Glaubt man nun dieser Sorte Apologeten der Familie, so sind diese nicht gegen Homosexualität – sie sind nur für Familie.

„Sexuelle Umerziehung“ meint hier also wohl nicht die Gefahr einer Veränderung der sexuellen Orientierung eines Kindes welches in einem homosexuellen Haushalt aufwächst. Oder doch?

Ich könnte da ja beruhigende Worte sprechen. Allein in meinem Bekannten- und Freundeskreis gibt es mehrere Menschen deren erste Erfahrung mit Sexualität eine homoerotische war. Sie sind aber heute heterosexuell. Einige denken sogar gern an diese erste Erfahrung zurück. Gleichermaßen kenne ich Menschen die lange heterosexuelle Beziehungen hatten und „plötzlich und unverhofft“ eine homosexuelle Beziehung eingingen. Es gibt darunter auch einige die mit beiden Beziehungen glücklich waren. Sozusagen „Alles zu seiner Zeit“. Ich rede hier ausdrücklich nicht von Missbrauch!

Welche „sexuelle Umerziehung“ wäre dann noch möglich. Ich gebe zu, dass ich mit dem “Gender Mainstream“ auch meine Probleme habe. Aber durch die fast schon asexuelle Erziehung (im schlimmsten Falle) werden aus kleinen Jungs eben keine kleinen Mädchen oder umgekehrt. Auch wenn Extremisten desselben sich das wünschten. Im positiven, glücklicherweise überwiegenden,  Fall entwickeln Kinder beiderlei Geschlechts eben nur eine andere als die traditionelle Sicht auf das andere Geschlecht. Das kann nicht schlecht sein.

Haken wir also den ersten Punkt ab. Als Unsinn!

Das „Aussterben der Deutschen“ wird besonders ein Redner beschwören. Aber hat er da auch Recht? Nach dem Geburtenzuwachs in Folge des Krieges konnte es ja nicht ewig weitergehen mit dem Bevölkerungswachstum. Das war schon immer so! Früher wurde das durch Hungersnöte und Krankheiten reguliert – heute durch freie Entscheidung. Den Punkt, dass sich einige Familien keine Kinder „leisten können“ übergehe ich. Weil auch das schon immer so war. Nur früher wurden „Engelmacher“ bemüht oder die Kinder wurden in frühestem Alter zum Broterwerb benutzt.

Auch hier eine Anmerkung. Das soll nicht bedeuten, dass ich das für gut befinde – es soll die „Normalität“ in der Geschichte zeigen. Ein Hinweis, wurde die Geburtenrate nicht gesenkt – dann war der nächste Krieg oder die nächste Hungersnot oder die nächste Seuche fällig.

Geschichtlich gesehen war auch die Familie alles andere als ein „Hort des Glücks“, sie war eine Zweckgemeinschaft. Die „Liebesheirat“ ist eine relativ junge Erfindung. Kinder waren Besitz, billige Arbeitskräfte und die Altersvorsorge. Da mag die Dame mit ihrem „Prinzip“ noch so schwärmen, das war noch zu Zeiten unserer Großeltern so.

Ach ja, bei den Großeltern gab es auch Homosexuelle die beliebt waren. Ein großer Teil der ledigen Erbonkels und Erbtanten waren wahrscheinlich dem gleichen Geschlecht zugetan. Es wurde nicht darüber geredet – das Geld wurde im Erbfall gern genommen.

Was bleibt also von der „Familienkonferenz“ bei näherer Betrachtung übrig?

Das Beschwören eines Ideals welches es nie gab.

Es treffen sich dort angeblich 750 Leute (einige sollen sogar dafür bezahlt haben). Das sind rund 0,0001% (wenn ich richtig gerechnet habe) der Bevölkerung Deutschlands.

Kein Grund zur Sorge also?

Nein! Leider erreichen sie viel zu viele Leute mit ihren Thesen.

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P.S. „Mut zur Familie“ könnte natürlich auch bedeuten

Mut zum Zusammenleben von liebenden Menschen egal welchen Geschlechts.

Die Fragen an die Organisatoren der Konferenz sind doch einfach:

Ist es besser ein Kind in einem Heim aufwachsen zu lassen oder in einer homosexuellen Partnerschaft?

Wäre es besser wenn wieder Menschen auf Glück verzichten um sich Euren Idealen anzupassen?

Ist „Verzicht auf Liebe“ besser als „Verzicht auf Normalität“?

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P.P.S. Das sind natürlich nicht alle Thesen der Konferenz. Aber ich wollte nicht zu weitschweifig sein.

Was ist (war) Privatsphäre?

Protest gegen massenhafte Verletzung der Privatsphäre in Deutschland!

Datenschützer schlagen Alarm!

Lieber bestraft werden als das zu dulden!

Missbrauch sensibler Informationen!

Und so weiter und so fort.

Der interessierte Leser weiß natürlich sofort, dass es hier nicht um den NSA & Co. Skandal geht. Nein die Rede ist hier vom Zensus 2011.

Was mich zu einer Frage animiert.

„Warum sieht der Normalbürger die Datenerhebung durch den Zensus kritischer als die Ausspähung durch Geheimdienste?“

Vielleicht weil er besser verstand, oder ihm einfacher vermittelt werden konnte, dass diese Daten ihn selbst betreffen.

Das aber nur zur Einleitung, es geht hier um die persönliche Bedeutung des Begriffs Privatsphäre. Und zwar um die historische Entwicklung. Ich will Euch nicht langweilen deshalb fange ich vor ca. 50 bis 100 Jahren an. Bei der kleinsten Zelle der Gesellschaft – der Familie.

Eine kleine Einfügung, das ist eine Beschreibung – keine Bewertung!

Viele von Euch können sich noch erinnern, dass Privatsphäre einfach definiert war. Der Brite sagt dazu „My home is my castle!“ – vulgo: „Was zu Hause passiert ist meine Sache.“

Aber wenn man historisch hinter die Kulissen schaut, dann sieht man die Bedeutung genauer.

Fangen wir mit dem Kind an. „Kinder haben einen Anspruch auf Privatsphäre“ ist eine relativ neue Forderung. Diese Forderung wäre unseren Eltern vielleicht absurd erschienen. Es war das Recht, sogar die Pflicht, der Eltern das Kind zu erziehen und jede Regung zu kontrollieren. Es gab für Kinder keine abgegrenzten (privaten) Bereiche – ihr Leben war für die Eltern „öffentlich“. Weiter darauf eingehen möchte ich nicht, ich verweise nur auf die Kontrolle der Sexualität am Beispiel des Kampfes gegen Onanie.

Die Frau, in ihrer Funktion als Ehefrau, hatte zwar Rechte gegenüber dem Kind. Unter Anderem das Recht einige Lebensbereiche diesem gegenüber abzugrenzen. Aber dem (Ehe)Mann, oder auch Familienvater, gegenüber hatte sie dieses Recht nicht. Angefangen von den Ausgaben für Haushalt und persönlichen Bedarf, ihrem Anteil an der Kindererziehung, die Aufnahme einer eigenen Berufstätigkeit und den damit verbundenen Einkünften und deren Verwendung bis zu ihrer Sexualität hatte sie Rechenschaft abzulegen und sie hatte ständig „verfügbar“ zu sein.

Das Recht auf Privatsphäre innerhalb der Familie hatte der Familienvater. Auffällig ist hier allerdings, dass er eigentlich sein öffentliches Leben abgrenzte. Beruf, Freundschaften, Liebschaften und Eskapaden, die sich im öffentlichen Raum abspielten waren gegenüber der Familie „Privatsache des Vaters“.

Nach außen hin war die Familie ein abgegrenzter (privater) Bereich. Ob sich dort nun Gewalt, Inzest, Vernachlässigung oder Anderes abspielte wurde erst öffentlich, wenn es zum Beispiel durch das Erfordernis ärztlicher Behandlung in die Öffentlichkeit kam.

Gleiches galt auch für abgeschlossene z.B. dörfliche Gemeinschaften und andere „gesellschaftliche Biotope“.

Im Großen und Ganzen ist dies die bürgerliche Auslegung von Privatsphäre in aller Kürze.

Hier kommt nun wieder der von @mspro gebrauchte Ausspruch:

“Überwachung ist nicht gleich Macht, sondern Macht macht Beobachtung zur Überwachung.”

ins Spiel. Zumindest was die Machtfrage betrifft, denn Eltern werden die Entwicklung ihrer Kinder immer beobachten. Im bürgerlichen Leben war es die Macht des Familienvaters. Nur als Anmerkung, das soll nicht bedeuten es wäre automatisch besser gewesen eine Familienmutter hätte die Macht gehabt.

Die alte Privatsphäre wurde aufgebrochen durch das Eindringen der Gesellschaft in diese. Rechte für Kinder und Frauen und die Möglichkeit diese Rechte auch geltend zu machen zerstörten diese Privatsphäre. Hoffentlich für immer.

Vielleicht liegt hier der Grund für die eingangs gestellte Frage nach der Betroffenheit des Bürgers. Das Eindringen der Gesellschaft und des Staates in die familiäre bürgerliche Privatsphäre war und ist direkt fühlbar. Die Beobachtung durch die Geheimdienste ist es nicht. Daran ändert auch das Gerede über die Stasi nichts. Die Meisten die heute darüber reden hatten während der DDR-Zeit wahrscheinlich nichts mit dieser zu tun.

Wir brauchen also eine neue, besser gesagt eine weiterentwickelte, Definition des Begriffs.

Wie wird diese aussehen?

Privat, Privatsphäre, post privacy

Wenn man diese Begriffe hört oder liest dann muss man sich doch fragen was sie eigentlich bedeuten. Anfangs mal eine Betrachtung zu den üblichen Thesen von Internet und Privatsphäre. Sozusagen ein technischer Teil.

Auslöser für diesen und die folgenden Artikel war unter anderem ein virtuelles Gespräch mit Martin Lindner über einen Artikel der das Thema behandelt. Es stellte sich uns die Frage was wir eigentlich unter privat und Privatsphäre verstehen. Eine Antwort gab es natürlich nicht, dafür ist das Problem zu komplex.

Ich möchte an dieser Stelle meine eigene Meinung äußern, andere Meinungen sind natürlich willkommen und erwünscht. Das Thema wurde nämlich meines Erachtens nach bisher vom Schwanz her aufgezäumt. Die meisten beschäftigen sich ja mit dem Schutz oder der Negierung der Privatsphäre ohne zu äußern was sie darunter verstehen.

Von meinen vorherigen Artikeln zum Thema ausgehend möchte ich noch mal auf meine Ansätze hinweisen.

Der erste Ansatz ist:

„Privat ist das, was ich nicht öffentlich machen will, nicht das was man nicht öffentlich machen kann.“

Warum sehe ich das als wichtig an?

Ich meine, dass es nicht an der technischen Entwicklung liegen darf welche Informationen über mich bekannt werden. Banal gesagt wäre es die gleiche Begründung wenn ein Einbruch in eine Wohnung nicht mehr bestraft wird weil die Entwicklung der Öffnungswerkzeuge sich weiter entwickelt hat.

Eine Verletzung der Privatsphäre setzt also für mich eine Aktivität voraus um das was ich nicht öffentlich machen will an die Öffentlichkeit zu bringen.

Das bedeutet aber andererseits, dass ich aktiv meine Privatsphäre wahren muss. Da besteht nun im Internet-Zeitalter eine Besonderheit. Informationen verbreiten sich schneller als je zuvor. Das ist die einzige Besonderheit.

Alles andere bleibt wie in der analogen Welt.

Ich vergleiche hier nochmals ganz banal, vielleicht allzu vereinfacht.

Soziale Netzwerke und Foren vergleiche ich einfach mit einem schwarzen Brett, einem Kneipentisch und/oder einem „vertraulichen“ Gespräch mit mehr als zwei Teilnehmern. Informationen die dort geteilt werden sind ungeschützt. Mögen die Betreiber auch noch so viele „Privacy Einstellungen“ anbieten. Diese Einstellungen verhindern nur in der ersten Stufe den Schritt in die Öffentlichkeit. Jeder Teilnehmer ist ein „Sicherheitsrisiko“ für die vertrauliche Information. Früher konnte er „schwatzen“, heute nennt man das „teilen“. Zwei Unterschiede gibt es dort zum analogen Leben. Meist ist der Personenkreis mit dem man vertrauliche Informationen teilt größer und die Freunde kannt man evt. nicht wirklich. Ansonsten geht die Verbreitung nur schneller vor sich.

Blogs und Webseiten sind Instrumente die für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Ohne Wenn und Aber! Gewähre ich nur einem begrenzten Personenkreis den Zugriff dann gilt dasselbe wie für die sozialen Netzwerke.

Was bleibt also übrig?

Im Internet die Email, die Cloud und das direkte Kommunizieren in der Form von Hangout und ähnlichem. In erweitertem Sinne natürlich mein PC und der Inhalt meiner Datenspeicher. die sind über die Internetanbindung ja auch zugänglich.

Hier vergleiche ich wieder mit dem analogen Leben. Die Email ist gleichzusetzen mit dem verschlossenen Briefumschlag, die Cloud und meine Datenspeicher mit dem angemieteten Lager und dem Aktenschrank und der Hangout mit dem Telefongespräch. Vernachlässigt man hier die Indiskretion der Teilnehmer am Hangout, dann erfordert die Informationsgewinnung aus diesen Teilen der Kommunikation ein aktives kriminelles Handeln.

Natürlich ist auch das hacken von Accounts in sozialen Netzwerken eine kriminelle Handlung. Aber ehrlich, wenn man die Meldungen über die dort von NSA & Co. gewonnenen Informationen liest, dann steht meist nicht eindeutig fest ob da etwas gehackt wurde oder ob einfach mitgelesen wurde weil die Informationen öffentlich verfügbar waren oder verfügbar gemacht wurden.

Mein Fazit hier ist, dass ich meine Privatsphäre abgrenzen muss. So weit abgrenzen, dass ein Eindringen in diese ein aktives kriminelles Handeln erfordert. Ob nun im analogen oder digitalen Leben.

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Als Nächstes werde ich über meine Vorstellungen vom Begriff meiner Privatsphäre schreiben.

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P.S. Meine Meinungen zu Big Data betrachte ich in einem späteren Artikel. Ebenso Anonymität und Pseudonymität.