ADAC – Vertrauen verspielt?

Meine „liebste Schlagzeile“ war die über den ADAC von der WELT:

Der ADAC verspielt all seine Glaubwürdigkeit

lautete sie. Mal ehrlich, der ADAC ist ein Automobilclub und trotz der Manipulation beim Preis „Gelber Engel“ werden die Autofahrer den echten Gelben Engeln ihr Vertrauen nicht entziehen. Diese helfen nämlich wirklich.

Aber eine Frage an den Vorstand des ADAC sei mir gestattet. Ich gehe ganz positiv davon aus, dass wirklich nur die Teilnehmerzahlen bei der Umfrage geschönt wurden – nicht das Ergebnis. Warum diese manipulieren? Das kann ich mir selbst erklären – die „ADAC Motorwelt“ wollte ihre Bedeutung künstlich erhöhen. Jetzt aber meine Frage:

Wer war verantwortlich und was passiert mit den Verantwortlichen?

Der Hintergrund meiner Frage ist leicht erklärt. Ich war ca. 10 Jahre im ADAC-Straßendienst (das sind die Vertragsbetriebe des ADAC) beschäftigt. Dort gab es einen Grundsatz „Jede Beschwerde kann für das Unternehmen das Ende des ADAC-Vertrages bedeuten:“ Ohne wenn und aber. Weil die Beschwerden das Ansehen des ADAC bei seinen Mitgliedern und auch Nichtmitgliedern schädigen. Über die Konsequenzen für einen beim ADAC angestellten Straßenwacht -Fahrer sollte lieber einer von denen berichten.

Die Konsequenzen für eine private Firma die vom Erscheinungsbild angefangen alles auf den ADAC, dessen Forderungen sind nicht gering, abgestimmt hat sind wohl klar.

Nun ist der Kommunikationschef zurückgetreten und der Vorstand wusste wohl von den Manipulationen nichts. Das ist lächerlich.

Was der Vorstand nun macht interessiert mich eigentlich weniger. Sie werden wohl weder alle Verantwortlichen entlassen, noch diese an den Rand des persönlichen Ruins bringen wie den Vertragspartner. Sie werden sich gewiss bei den Mitgliedern des Clubs entschuldigen und um ihr Vertrauen werben.

Aber eine Entschuldigung wäre dringend fällig – die bei den Mitarbeitern auf der Straße. Bei den Straßenwacht und Straßendienstmitarbeitern.

Die müssen nämlich jetzt den Karren wieder aus dem Dreck ziehen.

P.S. Die Motorwelt kann meinetwegen eingestellt werden, samt dem Preis für das „beliebteste Auto“.

Aktivismus und Journalismus, geht das?

Die in der ZEIT aufgeworfene Frage lässt sich wohl an einem Beispiel von gestern leicht beantworten. Allerdings nicht aus der ZEIT sondern aus der WELT. Der „Chef-Journalist“ Günther Lachmann, wobei ich Chef nicht bestreite, schreibt über den Parteitag der Piratenpartei.

Bereits der Einstieg ist aktivistisch.

…Partei, die bei der Bundestagswahl scheiterte.*

Also eine allgemeine Beschreibung aller Parteien die nicht im Parlament vertreten sind. Sollte man meinen, wenn da nicht gleich in einem der ersten Sätze die Kampfrhetorik ganz aktivistisch zuschlagen würde.

Es könnte das letzte Aufbäumen einer Partei sein, die schon bei der Bundestagswahl im vergangenen September vernichtend geschlagen schien.*

„Letztes Aufbäumen“ und „vernichtend geschlagen“ welch schöne Ausdrücke. Besonders wenn man sie im Zusammenhang mit dem Schlussabsatz sieht.

Dort zitiert er Peter Schaar:

Es reiche nicht aus, wenn die Piraten nur die richtigen Fragen stellten, … Sie müssten auch überzeugende Antworten geben. „Davon aber sind sie derzeit weit entfernt“*

Das stimmt schon, aber auch Peter Schaar meint mit überzeugenden Antworten wohl nicht unbedingt einfache Antworten.

Das folgende Zitat von Wolfgang Merkel, Direktor des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, hat ihm wohl noch besser gepasst:

…die Frage, ob die Piraten noch gebraucht würden, „wurde bei der vergangenen Bundestagswahl von 97,8 Prozent der Wähler mit Nein beantwortet“. Merkel wörtlich: „Ich schließe mich diesem überwältigenden Votum an.“*

Ehrlich, eine private Meinung eines Direktors eines Instituts interessiert mich wenig. Zumal wenn ich bedenke, dass die Große Koalition bestehend aus CDU/CSU die von 58,5 % der Wähler und SPD die von 74,3 % der Wähler nicht gewollt sind, uns regiert.**

Politischer Aktivismus eines Glenn Greenwald ist mir da weitaus lieber.

piraten-antworten

Ich hab meinen „Wahlkampfslogan“ nicht bearbeitet, der gilt auch für die Europawahl.

* Quelle:  der oben verlinkte Artikel WELT 04.01.2013

** Quelle der Zahlen: Endgültiges amtliches Ergebnis der Bundestagswahl 2013

Georg Diez vs. Alice Schwarzer

oder wenn ein Hund einen Baum anpinkelt.

Ehrlich, was Alice Schwarzer betrifft bin ich sehr zwiegespalten. Ich mag ihre Bücher, ihr früheres Auftreten in Talkshows und ihre Scharfzüngigkeit. Dass sie ihre Meinung als eine neue Version der Heilsgeschichte ansieht ist eine Sache die ich nicht mag.

Aber hat sie das verdient?

Einleitend sei gesagt. Ich bin gegen das Verbot der Prostitution und die Verfolgung der Freier. Grund dafür ist die Befürchtung des endgültigen Abwanderns der Prostitution in den Untergrund und somit eine Zunahme der Zwangsprostitution. Was nun die Freier betrifft, da ist die Sache noch einfacher. Ob Alice Schwarzer dies beabsichtigt oder nicht, mit der Forderung unterstützt sie die Apologeten des Überwachungsstaates. Das wäre der Alice Schwarzer in den 70ern nicht passiert.

Aber nun zu Georg Diez.

Die Frage steht doch erst einmal „Was hat das mit Lust zu tun?“

Die Aussage in der Einleitung des Artikels ist so grottenschlecht

Er lässt es nicht zu, dass Frauen und Männer selbst entscheiden, was sie mit ihrem Körper tun und wie sie mit ihrer Lust umgehen.

Er ist natürlich an der Stelle der Feminismus. Der von Alice Schwarzer.

Was hat die Prostitution mit Lust zu tun? Und wenn ja für wen?

Ich habe ehrlich gesagt keine Erfahrungen mit dem Gewerbe, weder von der einen noch von der anderen Seite. Aber meine männlichen Freunde und Bekannten die diese Dienstleistung bereits in Anspruch nahmen haben da nie von Lust gesprochen. Trieb, Geilheit, Neugier usw waren genannte Motive. Die weiblichen die dort tätig waren oder sind sprachen auch nicht von Lust.

Wie gesagt, ich bin gegen ein Verbot ob es nun eine Alice Schwarzer fordert oder wer sonst. Diez lässt nun aber nicht locker. Er verbeißt sich in das Thema.

Und so steht in diesem Fall Regelwahn gegen Realismus, was in der Debatte um Prostitution zu sehr unangenehmen Konsequenzen führt – gerade wenn es darum geht zu beschreiben, was ein Mensch ist und was ein Mensch tut: Und darum geht es beim Sex nun mal.

Das von Alice Schwarzer geforderte Verbot erfüllt durchaus die Voraussetzungen des Regelwahns. Aber wo bitte ist der Realismus den Diez einfordert? Und worum geht es beim einvernehmlichen Sex? Einvernehmlich egal ob mit oder ohne Bezahlung.

Ein Berufsstand „Hure“ oder „Stricher“, das ist keine Beleidigung sondern die Selbstbezeichnung vieler die in der Branche arbeiten, mit gesellschaftlicher Akzeptanz als Dienstleister in dieser Branche, Schutz durch den Staat usw wären doch Forderungen die man in einem Forum wie SPON abarbeiten könnte.

Aber nein, die Abarbeitung an Alice Schwarzer ist einfacher und vor allem völlig sinnlos.

DER KRITIKER heißt die Kolumne, Kritiker kritisieren eben nur.