Wiederholung zu einem Thema

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage. Ich kann Ihnen auch nicht helfen.

Eine wiederholte Äußerung zu einem Thema ist nicht mein Ding. Zum Ersten bedeutet sie, dass ich mich beim ersten Mal nicht eindeutig geäußert habe. Außerdem bin ich eben schnell gelangweilt.

Also schreibe ich hier nicht zur Knabenbeschneidung und den unsäglichen pro und contra Kampagnen. Ich schreibe über Begründungen und Argumentationen, eigentlich über die (verpönte) Propaganda.

Ich schließe mich keiner der Fraktionen an. Warum? Weil ich die Begründungen und Argumentationen für Propaganda halte. Hieb- und stichfest ist keine.

So hat also die Giordano-Bruno-Stiftung eine Kinderrechtskampagne gestartet und in der Begründung ist zu lesen:

„Wüssten die Eltern über die dra­ma­ti­schen Konsequenzen der Zirkumzision Bescheid, müsste man über ein Beschneidungsverbot gar nicht mehr dis­ku­tie­ren, da die meis­ten Mütter und Väter von sich aus den Gedanken ver­wer­fen wür­den, ihre Kinder beschnei­den zu las­sen.“

Ich will ja nicht päpstlicher als derselbe sein, aber wer, wenn nicht die Eltern der aus religiösen Motiven beschnittenen Kinder, kennt diese Konsequenzen? Eben, die Väter wurden ja als Kinder beschnitten.

Das führt gleich zum Punkt den Gar Nix in seinem Artikel vom 21.8.2012 erwähnt. Nämlich die von einigen Psychologen, Psychiatern und anderen erwähnten Defizite. So äußert der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Köln, in Person seines Verbandspräsidenten Wolfgang Hartmann:

„lebenslange körperliche und seelische Verletzungen“

seien die Folge. Das ist eine gemäßigte Aussage, anderswo ist von massiven psychischen Problemen und sexuellen Störungen die Rede.

Ich bin nun mal böse und unterstelle, dass folgende Aussage möglich ist.

„Seit Jahrtausenden (resp. Jahrhunderten) sind beschnittene Männer seelisch und körperlich traumatisiert. Dies betrifft nun ganze Völker und Religionsgemeinschaften.“

Weiter führe ich das nicht aus, den Rest kann jeder nach seinem Ermessen hinzufügen.

Aber nun zum letzten Punkt. Der religiöse Aspekt und die traditionelle Komponente.

Für die, die es nicht wissen zum mitschreiben:

Religion hat nichts mit Wissen, sie hat nur mit Glauben zu tun!

Also erspare man sich Argumente mit Hilfe Bibelzitaten, vor allem mit fraglichen.

Bringt man also Jesus in die Diskussion um die Beschneidung ein, dann ist ein Bezug auf das Thomas Evangelium (Logion 53) unnötig. Zumal dieses kaum jemand kennt. Jesus (bzw. das was wir von ihm zu wissen glauben) war ein beschnittener Jude und gesetzestreu. Wer es nicht glaubt:

„Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. (Matthäus 3.15) (Römer 3.31) (1. Johannes 2.7)  Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe. (Lukas 16.17) 

Wenn also das Gesetz besagt, dass alles Männliche am achten Tag nach der Geburt zu beschneiden sei (Genesis 17, 10-14), so beugte sich also Jesus dem Gesetz.

Ebenso falsch ist die Behauptung, im Islam sei die Beschneidung nicht vorgeschrieben. „Im Koran steht die Beschneidung nicht drin, sie wird aber von vielen Muslimen für ein Gebot gehalten“. Der Islam gehört zu den abrahamitischen Religionen, d.h. der Pakt zwischen Gott und Abraham (Ibrahim) hat auch für die Muslime „Gesetzeskraft“.

Ich löse mal den Knoten auf meine Art (nur für mich) auf.

Die Beschneidung im Kindesalter ist für mich falsch. Weil:

– Jeder unnötige operative Eingriff falsch ist.

– Die (irreversible/unumkehrbare) körperliche Kenntlichmachung der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft oder einem Volk falsch ist.

Wenn also Gar Nix einfach äußert „An Kindern schnippelt man nicht rum!“ – Dann ist das Richtig. Vor Allem ist es ausreichend.

Jeder Deutsche ….

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage. Ich kann Ihnen auch nicht helfen.

Also meine Kollegin Franzi hat da einen Spruch:

„Jeder Deutsche ist ein Lehrer und ein Freizeitpolizist!“

Den gebraucht sie bei allen möglichen, passenden und unpassenden, Gelegenheiten. Das Schlimmste an dem Spruch ist aber, dass es kaum unpassende Gelegenheiten gibt.

Aber so richtig wichtig ist für mich der erste Teil. Gerade in den Sozialen Netzwerken ist die Belehrung ein essentieller Bestandteil vieler Beiträge. Frei nach dem Motto „Aufklärung bedarf der Aufklärer!“

Aber halt, das eben stimmt nicht.

Kant sagt dazu:

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Ergo, wir brauchen keine Aufklärer sondern Partner zum freien Gedankenaustausch. Sonst ist der Freizeitpolizist nicht mehr weit.

Nun schreibe ich das ja nicht ohne Grund. Ohne belehren zu wollen, möchte ich doch mal meine Meinung zu einigen Themen (allerdings gebündelt) sagen. Mir fällt auf, dass in den Diskussionen um Beschneidung, Kindesmissbrauch, Nazis, Wahlgesetz usw, die Liste lässt sich ins Unendliche fortsetzen, immer wieder der Begriff Indoktrination fällt. Diese ist immer, in Bezug auf den Gegner, falsch und verwerflich.

Angeboten wird aber meist eine neue Doktrin – also erneute Indoktrination. Diese ist dann also positiv.

Eigentlich werden also, auf belehrende Weise, Denkverbote gefordert. Diese kann der Freizeitpolizist dann überwachen.

Ist das nun der Sinn der neuen Aufklärung?

Da ich schon „politisch unkorrekt“ war bevor ich den Begriff kannte, mal ein Beispiel.

Wir haben, wie allseitig bekannt, eine neue Regierung. Sie wird durch das Tragen roter Roben hervorgehoben und hört auf den Namen Bundesverfassungsgericht.

Diese Regierung überprüft nun Gesetze die durch die gesetzgebende Versammlung verabschiedet wurde und stellt in vermehrter Anzahl fest, dass diese Gesetze nicht „verfassungskonform“ sind.

Man könnte nun daraus schließen, dass also die „gesetzgebende Versammlung“ nicht verfassungskonform (vulgo verfassungsfeindlich) ist und diese verbieten.

Da diese „gesetzgebende Versammlung“ aber angeblich den Willen des Volkes reflektiert, müsste man daraus schließen, dass das Volk nicht verfassungskonform ist. Ein Verbot des Volkes ist zugegeben etwas schwierig.

Vielleicht ist aber auch die Verfassung (Grundgesetz!) nicht zeitgemäß. Die Frage wird aber nicht gestellt.

Die Lehrer des Volkes haben dieses ja geschrieben. Man braucht keinen Freizeitpolizisten um dies zu überwachen. Man hat ja Profis.

Wir brauchen also weniger Belehrung – eher mehr Bildung

Ich wollte schon immer mal das Wort Neger benutzen …

Natürlich hat das nichts mit Rassismus zu tun, zumindest nicht im Wortsinn.

Ich meine hier ja nicht unseren dunkelhäutigen Mitbürger sondern den metaphorischen Neger. Nicht etwa den Negersklaven aus „Onkel Tom’s Hütte“, der war ja trotz gegenteiliger Darstellungen mehr ein Besitz, eine Wertanlage und ein Produktionsmittel welches man zumindest „einsatzfähig“ erhalten musste. Eher schon den aus „Und dann hörten wir den Donner“ (And then we heared the thunder, J.O.Killens) oder den aus der Zeit der Apartheid in Südafrika.

Also, einfach gesagt, den Neger als Unperson.

Warum gerade dies, warum heute und warum überhaupt dieser Beitrag?

Die letzten 15 Jahre waren sozusagen ein Selbstversuch in Sachen Neger.

Einige können sich vielleicht erinnern, dass ich früher für den ADAC gearbeitet habe, heute arbeite ich wieder im Dienstleistungssektor und so ist auch diese Betrachtung entstanden.

Mal von vorn, angeblich sind wir ja eine Dienstleistungsgesellschaft. Eigentlich sind wir aber eine Gesellschaft von Unpersonen. Es ist nur nicht so ersichtlich, es ist gut versteckt.

Im Kundendienst, oder allgemein im Dienstleistungsgewerbe, lernt man als Erstes dass man den Kunden freundlich grüßt, höflich behandelt und ihn immer mit Namen anspricht. Unterschwellig lernt man auch, dass man Gleiches von Seiten des Kunden nicht erwarten sollte. Schließlich ist man der, der den Dienst leistet – der Dienstleister.

Von Seiten des Kunden stellt sich das so dar, er hat den Anspruch auf einen Gruß, namentliche Ansprache und Höflichkeit durch die Unperson Dienstleister aber keine Verpflichtung Selbiges zu erwidern.

In Zeiten der strikten Klassentrennung war das kein Problem. Der Herr / die Herrin bezahlte das Dienstpersonal für Dienstleistung, Freundlichkeit und Höflichkeit. Das Personal verkaufte diese Leistungen und Eigenschaften.

Heute, in der Dienstleistungsgesellschaft, ist das aber anders. Wir sind wechselseitig Kunde und Dienstleister. Daraus folgt, dass wir eben mal als Neger behandelt werden und mal Andere als eben solche behandeln.

Als Verkäufer (oder anderer Dienstleister) ärgern wir uns über den Kunden, als Gast im Hotel ignorieren wir erfolgreich die Zimmerfrau. Als Kunde verlangen wir die namentliche Anrede, wenn wir aber vom Call-Agent am Telefon den Namen fordern, dann kann dieser das nur als Drohung verstehen. „Ich kenne Ihren Namen – für eine Beschwerde.“

Ergo: Mal bin ich Neger – mal bin ich Massa!

Wenn ich mich (wir alle uns) also selbst so benehme, wie soll ich dann von der Gesellschaft die Achtung meiner Person verlangen?

Nochmal zurück (bevor mich jemand darauf anspricht) zu diesem Sklaverei-Ding. Wenn Ihr das nächste Mal an eine solche Stellung denkt, dann denkt auch daran Euer Chef (dieser Sklaventreiber)  ist auch nur der Neger von jemandem anders.

Also wenn Ihr früh aus dem Haus kommt und da ist Einer in oranger Kleidung, der Euch den Gehweg reinigt, sagt mal „moin“. Die Verkäuferin an der Supermarktkasse hat ein Namensschild. Da kann man auch mal „Frau Maier“ sagen (evt. sogar mit „Schönen Tag noch“ verbunden). Der Typ am Telefon, der Euch fünfmal in einem Dreiminuten-Telefonat mit „Herr/Frau…“ anspricht, freut sich auch, wenn sein Name mal ohne Drohung ausgesprochen wird.

Vielleicht  könnte dieses Neger-Ding dann mal anders aussehen.

Nun doch nochmal zum Rassismus (ganz provokativ). Wie soll eine Gesellschaft deren Mitglieder so miteinander umgehen mit Anderen (ob nun andersstämmig, andersfarbig, anderslebend oder, oder …) anders umgehen?

Schönes Wochenende Euch allen.