Was für ein Jahr – 2013 im Blog

Ehrlich gesagt, es ist der erste Jahresrückblick den ich hier schreibe.

Obwohl sich der tiefere Sinn eines Rückblicks mir nicht erschließt mache ich es einfach mal.

Bei der Durchsicht meiner Beiträge habe ich bemerkt, dass sich einige Themen durch das ganze Jahr ziehen. Manchmal hatte ich das schon vergessen. Also nehme ich mal als Sinn eines Jahresrückblicks die eigene Rück-Erinnerung. Außerdem kann ich euch damit belästigen. Das Blog ist für mich wahrscheinlich wichtiger als für euch. Ich merke, dass ich mich auch ohne Resonanz mit den Themen über die ich schreibe intensiv auseinandersetze.

Im Januar gab es da zum Beispiel einen Artikel zur Deutschen Sprache. Wie immer ging es um den politisch korrekten Sprachgebrauch. Änderungen in alter Literatur lehne ich nach wie vor ab. Den vorläufig letzten Artikel dazu schrieb ich im August, betreffs des Zigeunerschnitzels. Auch meine Diskussionen mit einem mir gut bekannten Kulturwissenschaftler zur Notwendigkeit dieser Themen änderten nicht wirklich grundlegend etwas an meiner Einstellung zum Thema. Ich begann auch Artikel zum Umgang mit Homosexualität zu schreiben. Nicht zu der sexuellen Orientierung als solcher sondern zu unserem Umgang mit Schwulen und Lesben. Das zog sich durch das ganze Jahr bis in den Dezember. Allerdings da nur in einem Nebensatz zur Zuverlässigkeit der SPD. Hier spielte natürlich auch die „Familien Konferenz“ des compact-Verlages im November eine Rolle.

Im Februar stellte selbst BILD fest, „Wir sind nicht mehr Papst“. Benedikt trat zurück und ich konnte die Aufregung nicht verstehen, begrüßte die Entscheidung aber. Wenn auch aus eigenen Gründen.

Die Beschäftigung mit der Biographie meines Vaters und dem Sprachmittlerberuf in der DDR zog sich durch das erste Halbjahr, aber im März war der 90. Geburtstag. Eigentlich sollte das Buch da fertig sein. Wird eben später.

Im April war Ruhe, es starb the witch und wie schon des Öfteren beschäftigte ich mich mit Europa und den Menschenrechten.

Der Wonnemonat Mai war ein fauler Monat, ja ja die Frühlingsgefühle, aber die lost generation ließ mich doch auf der Tastatur klimpern. Wie oft gegen die allgemeine Meinung.

Zur Jahresmitte, im Juni, ging es dann richtig los. Zwischen zwei Artikeln zur Demokratie geschah etwas Unglaubliches. Ein Mann veröffentlichte Dokumente der NSA die zeigten, dass wir alle überwacht werden. Und ich zweifelte seine Motive an. Auch heute kann ich mich nicht dafür entschuldigen. Wer konnte ahnen, dass die NSA so eine miese Datensicherheit hatte.

Im Juli 2013 schrieb ich über meine ungewollte berufliche Neuorientierung und begann mich mit der „Überwachungsthematik“ zu beschäftigen. Nach wie vor stehe ich dazu, dass wir eigentlich nicht davon überrascht sein dürften. Literatur und Fernsehen hatten uns ja schon darauf vorbereitet.

Ab August war Wahlkampf. Ich hatte mich bereits entschlossen wen ich wählen würde, äußerte mich aber noch nicht eindeutig. Natürlich stand das Thema Überwachung ganz vorn, aber auch zum Thema innerstädtische Verkehr musste ich meinen Senf dazu geben. Zum Jahresende kam ich nochmals darauf zurück. Am Ende des Monats konnte schon jeder lesen wen ich wählen würde. Und immer wieder die Frage der Demokratie und auch schon die „Asylproblematik“.

Der Wahlmonat September stand natürlich unter der Wahl-Thematik. Meine Vorstellung „Wir brauchen ein Parlament welches Monarchen gern verbieten würden“ sollte ausdrücken, dass bei der Wahl eben nicht eine Regierung sondern ein Parlament gewählt wird. Schade, hat nicht geklappt. Am Tag vor der Wahl habe ich dann auch endlich meinen Kandidaten aufgesucht. Ganz für mich habe ich dann die Wahl 5 Tage danach analysiert und musste feststellen, dass sich nichts geändert hat. Merkel blieb Kanzlerin „Weil sie eine gute Mutti ist“, wie ein Bekannter sagte. Die Wahlthemen der „Verlierer“ konnten einfach nicht ausreichend kommuniziert werden. Der Beginn der Verhandlungen zur Regierungsbildung sah schon wie das Ergebnis aus. Der Artikel „Wenn ein Hund gegen einen Hydranten pinkelt“ wurde missverstanden. Er sollte ausdrücken, dass nicht die Geheimdienste das Problem sind sondern die Regierungen. Was solls?

Zeitgleich mit meinem Mitgliedsantrag schrieb ich Anfang Oktober einen Abgesang auf die Piraten. Natürlich nur über das Anstimmen desselben durch die Medien. Als Tom Clancy starb, starb mit ihm ein Schriftsteller der schon lange über die neuen Formen der Überwachung geschrieben hatten. Allerdings stimmte er dieser zu. Seine Bücher waren eine Quelle für Informationen. Ich habe ihn des Öfteren zitiert. Ansonsten war der Oktober den Themen Umgang mit Anderen, Diskussionskultur und der Privatsphäre gewidmet. Natürlich auch dem Flüchtlingsdrama und der DDR-Vergangenheit. Auf den Brief an Angela Merkel habe ich natürlich keine Antwort bekommen. Schade eigentlich.

Über November und Dezember brauche ich nicht viel zu schreiben. Privatsphäre, GroKo, Mindestlohn, Hartz IV und eine persönliche Geschichte waren die Hauptthemen.

Wisst ihr was?

Ich freue mich auf 2014.

Aber nur wie Karl Valentin auf den Regen.

„Ich freu mich wenns regnet. Wenn ich mich nicht freue regnets ja auch.“

Also:

Ich freu mich, dass 2014 kommt. Wenn ich mich nicht freue kommt es auch!

Also, bis nächstes Jahr.

Ding Dong the witch is dead

dieses Lied ist heute (oder war es gestern – die Aufmerksamkeitsspanne wird immer geringer) der Hit in Großbritannien.

Würde also ein Ausserirdischer in Europa landen, einer der letztmalig Ende des 18. Jahrhunderts hier war, dann würde er wohl meinen diese Lied wäre der neue Musiktrend. Bei Erkenntnis des Zusammenhanges mit dem Tod von Margaret Thatcher, würde er sich wohl an die französische Revolution erinnern und denken das Volk hätte gerade eine Diktatorin gestürzt und geköpft.

Wenn er dann erfahren würde, dass gerade eine alte Frau gestorben ist, eine von der die meisten der Feiernden einige Tage vorher wahrscheinlich nicht wussten ob sie überhaupt noch lebt – dann würde er denken „Ach ja, diese Erdlinge“.

Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich mochte sie nicht als sie regierte und später war sie mir egal. Für die Bewertung des gesamten Artikels verweise ich den Neuling auf die Packungsbeilage.

Man mag ja über die Iron Lady denken was man will, aber vergessen sollte man manche Dinge nicht.

1979 wurde sie mit 43% der Wählerstimmen, bei einer bemerkenswerten Wahlbeteiligung von 76% (man denke an heutige Beteiligungen), nach dem grandiosen Scheitern der Labour-Regierung, Premierministerin. [*]

Im Gegensatz zu heutigen Meinungen war die Politik des Thatcherismus in Britannien durchaus populär, ebenso der Falklandkrieg. Zu diesem muss man bemerken, dass die Einwohner der Falklands nicht zu Argentinien gehören wollten. Sie wollen es auch heute nicht.

Im Inland schadete ihr diese Politik durchaus nicht. Sie wurde 1987 mit 42% der Stimmen, bei einer 75,33%igen Wahlbeteiligung, erneut gewählt.[*]

Nur mal nebenbei, die „Zerschlagung der Gewerkschaften“ war vor der Wahl.

Sie wurde schließlich vom Parteivorstand zurückgedrängt und nicht wieder als Kandidatin nominiert. Nicht wegen des Krieges, nicht wegen der Zerschlagung der Gewerkschaftsbewegung auch nicht wegen Einschnitten im Gesundheits- und Sozialwesen. Nein, es war die Kopfsteuer die die Briten hauptsächlich empörte.

Was folgte war ebenso unsäglich. Man denke an John Major und Tony Blair.

Insgesamt waren die Briten aber durchaus stolz auf die „Rückeroberung der Falklands“. Auch, das sie es „der EG gezeigt hatten“, bei der Durchsetzung des Britenrabatts bei den Beitragszahlungen. Auch der Aufstieg Londons zum führenden Finanzplatz in Europa, der sich heute als Problem herausgestellt hat, war förderlich für den Nationalstolz der Einwohner des british empire.

Am 22. November 1990 (vor ca. 23,5 Jahren) trat sie zurück und verschwand im Laufe der Zeit immer mehr von der Bildfläche.

Am 8. April starb eine alte Frau, lieber Außerirdischer. Ich mochte sie nicht, aber ihr Tod ist für mich kein Grund zum Feiern. Es gab keine Revolution, niemand wurde geköpft, kein Problem wurde gelöst und „Ding Dong the witch is dead“ wird morgen schon niemanden mehr interessieren.

Komm bald wieder. Wir Erdlinge ändern uns wahrscheinlich nicht.

[*] Nach dem britischen Wahlrecht erreichte die Konservative Partei bei beiden Wahlen somit die absolute Mehrheit im Unterhaus.