Entschuldigung und Klarstellung

Bevor hier jemand etwas Falsches denkt. Ich entschuldige mich nicht für meine Artikel. Aber es kann passiert sein, dass aufgrund der Einstellungen des Spam-Filters einige Kommentare verloren gegangen sind. Ich habe das erst gestern bemerkt und korrigiert.

Deshalb: Entschuldigung, falls der/die Eine oder Andere einen Kommentar vermisst – keine böse Absicht, nur böse Software.

Zu den Klarstellungen:

1. Privatsphäre muss das sein

Der Absatz

In einem stimme ich aber Seemann zu: Wir brauchen „Transparenz der Mächtigen“, und wenn diese nicht freiwillig transparent werden, dann müssen wir sie transparent machen.

soll in keiner Weise die Bedeutung des Eingriffe in die Privatsphäre der „Mächtigen“ haben. Es geht mir, ich denke auch Seemann, darum die Strukturen, Organisationen, Parteien, Regierungen und Konzerne transparent zu machen. Also ein politisches Anliegen, kein Boulevardjournalismus.

Der Schluss des Artikels „Bündnis Privatsphäre Leipzig“ ist nicht im Sinne der Urheberschaft des Bündnisses zu verstehen. Mag sein, dass sich einzelne Mitglieder oder auch das Bündnis selbst vom Inhalt des Artikels distanzieren. Richtig wäre gewesen „Zum Bündnis Privatsphäre Leipzig“ im Sinne eines Verweises.*

2. Spott und Häme sind nicht angebracht

Die Frage ob der Brief tatsächlich abgeschickt wurde erübrigt sich. Er wurde von mir mit LVZ-Post versendet. Der Brief ist an Frau Merkel als privat-persönlich adressiert.

Leipzig, 25. Oktober 2013

Thomas Köhler

*Nein, es hat sich keiner beschwert. Ich habe nur eine Mail von einem Leser erhalten. Der fragte danach.

Spott und Häme sind nicht angebracht

liebe Freunde. Angela Merkels Smartphone wurde durch die NSA abgehört und die ganze Netzgemeinde überschlägt sich vor lauter Schadenfreude.

Finde ich nicht gut.

Angela Merkel ist eine Bürgerin dieses Staates und hat somit Hilfe beim Schutz ihrer Privatsphäre verdient. Ja auch sie hat Anspruch auf unsere Unterstützung. Also unterstützen wir sie doch endlich.

Wie soll das geschehen? Ich persönlich lade sie ein.

Sehr geehrte Frau Merkel,

mit Bestürzung habe ich gelesen, dass Sie von einem ausländischen Geheimdienst abgehört wurden. Wenn ich mich kurz vorstellen darf, mein Name ist Thomas Köhler (@tom_coal). Wir sind fast im gleichen Alter und stammen beide aus der DDR. Vielleicht haben wir ja unterschiedliche Erfahrungen mit der Überwachung durch das Ministerium für Staatssicherheit gemacht, aber einig sind wir uns gewiss darüber, dass so etwas nie wieder geschehen darf.

Ich habe mich für den Eintritt in die Piratenpartei entschieden, das wird Ihnen auf Grund Ihrer Verpflichtungen wohl nicht möglich sein. Aber es gibt auch andere Wege für eine Privatperson für den Schutz ihrer Privatsphäre zu kämpfen. Gern lade ich Sie zu einem Treffen des Bündnis Privatsphäre Leipzig ein. Alternativ steht Ihnen zur Meinungsäußerung auch mein Blog zur Verfügung. In einem Gastbeitrag dürfen Sie sich jederzeit über die Eingriffe in Ihre Privatsphäre und Ihren Unmut über dieselben äußern.

Trotz all des Spottes in den verschiedenen Internetforen, werden gewiss auch andere überparteiliche Organisationen Sie dabei unterstützen.

Der Schutz der Privatsphäre, für den wir kämpfen, gilt natürlich auch für Sie.

Sollten Sie oder Personen aus Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld sich also betroffen fühlen. Scheuen Sie sich nicht auf uns zu zugehen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Köhler

P.S. Meine Einladung ist privater Natur, nicht im Auftrag einer Organisation oder Partei. Da mir Ihre Privatadresse nicht bekannt ist, sende ich diesen Brief an Ihre Arbeitsstelle. Sollte dieser Brief Sie nicht erreichen, irgendjemand wird die Veröffentlichung im Internet lesen und Sie informieren.

Der 9. Oktober 1989

und seine Darstellung zum heutigen Lichtfest in Leipzig sind zwei Seiten einer Medaille. Am heutigen Tag wird in Leipzig die friedliche Revolution von 1989 gefeiert und es wird wieder mal auf die Botschaftsflüchtlinge in Prag und die Rolle der damaligen tschechoslowakischen Regierung hingewiesen. Das ist auch richtig und wichtig trifft aber den 9. Oktober 1989 nur am Rande.

An diesem Tag gingen nämlich die Initiatoren und Teilnehmer der Montagsdemonstrationen zwar unter Anderem für die Reisefreiheit der DDR-Bürger auf die Straße, aber die meisten wollten eben nicht die DDR verlassen.

Neben Wir sind das Volk! wurde die trotzige Botschaft an die DDR-Regierung und die Schutz- und Sicherheitsorgane Wir bleiben hier! gerufen. Auch weil diese die Demonstranten mit Ausreisewilligen in einen Topf steckten.

Eine Öffnung der Grenzen für den Reiseverkehr war natürlich erwünscht, aber nicht das erste Ziel.

Freiheit der Rede, Pluralismus und das Ende der totalen, anlasslosen Überwachung durch die o.g. Organe waren wichtiger.

Der Staat und natürlich die führende Partei misstrauten ihren Bürgern. Ohne Ausnahme und ohne konkreten Anlass. Sie misstrauten der Arbeiter- und Bauernklasse, die sie eigentlich repräsentieren sollten.

Von vielen wurden die Flüchtlinge geradezu als nebensächlich für das Erreichen der Ziele betrachtet.

Einen Joachim Gauck oder eine Angela Merkel kannte kein Mensch. Wir hatten kaum personalisierte Helden.

Als der Abend vorbei war und keine Schüsse gefallen waren, fragte mich ein junger Wachtmeister der Bereitschaftspolizei „Haben wir jetzt verloren Genosse?“

Er fragte den Falschen, spätestens seit dem 11.09.1989* (meinem persönlichen nine/eleven) war ich für diese Frage der falsche Ansprechpartner.

Ich antwortete damals ziemlich harsch mit der Gegenfrage ob er lieber auf seine Mitbürger geschossen hätte.

Heute kann ich nur sagen „Ja Genosse Wachtmeister, wir haben verloren.“ Zumindest in einem Punkt.

Wir kämpfen weiter (oder wieder) gegen die totale und anlasslose Überwachung durch „Schutz- und Sicherheitsorgane“. Pluralismus ist auch nicht mehr gefragt und bis die Redefreiheit eingeschränkt wird bedarf es nur noch einiger Schritte.

Der Staat und natürlich die Regierung misstrauen ihren Bürgern. Ohne Ausnahme und ohne konkreten Anlass. Dem Bürger, den sie repräsentieren (sollten).

Aber reisen dürfen wir in die ganze Welt.

Wem das genügt …

* Am 11.09.1989 gab ich ein Schreiben (keinen Ausreiseantrag) ab welches weitreichende Konsequenzen für mein Leben in der DDR hatte. Ich erläutere das hier nicht näher. Ich war kein Held – ich hatte nur genug davon.